Einmal quer durch Star Trek: #027: Von Hundekotbeuteln, einer kratzbürstigen Ärztin und Beinahe-Riker

Hier geht es zur Übersicht der Reihe, sollte jemand die vorigen Ausgaben verpasst haben. Bei Tag 1 finden sich auch einleitende Worte. Wir wünschen gute Unterhaltung!

Tag 52

Als Auftakt der zweiten Staffel ist Das Kind eher schwach. Die Hintergründe sind der Autorenstreik, der dazu führte, dass hier eine Geschichte, die für die zweite, nie realisierte Star Trek-Serie mit Kirk und Co. entwickelt wurde. Sie funktioniert gut, mehr als solide Unterhaltung ist aber nicht herausgekommen. Troi mit einer Turboschwangerschaft und einem Kind, das ebenso schnell altert, ist eigentlich der Hauptplot, es wird aber nicht viel daraus gemacht. Es gibt hier viele Neuerungen. Guinan und Zehn Vorne sind da, die bärbeißige Pulaski ebenfalls, die wegen ihres Clinchs mit Data nur wenige Fans fand, und Worf und Geordi tragen nun Gelb – der Klingone als Sicherheitschef, der Mensch als Chefingenieur. Nun wissen wir aber: Es gibt Hunde auf der Enterprise. Geht man mit denen im Holodeck Gassi? Und wer macht dann die Hinterlassenschaften weg?

Bei Illusion oder Wirklichkeit? muss man die Entscheidungsfähigkeit des Captains anzweifeln. Man findet ein Loch im Weltraum und fliegt so nahe ran, wie es zu dem Zeitpunkt sicher erscheint. Um mehr zu sehen. Dann weitete man es aus und das Schiff ist verschluckt worden. Und dann erfährt man, dass eine 10.000-fache Vergrößerung dessen, was man sieht, auch möglich gewesen wäre. Warum also so nahe ranfliegen? Die Folge hat dennoch ihren Reiz, zumal die Menschen hier wie Laborratten studiert werden – von einem Wesen namens Nagilum. Das Ende ist im Grunde spannend, denn auch wenn alles so aussieht, gibt es doch keine Bestätigung, dass die Enterprise wirklich den Leerraum verlassen hat. Was, wenn die ganze restliche Serie nur eine Illusion ist?

Holodeck-Folgen sind meistens toll. Da macht Sherlock Data Holmes keine Ausnahme. Die Idee, dass das Holodeck einen Gegner kreieren soll, der nicht Holmes, sondern Data würdig ist, kulminiert in der Erschaffung eines neuen Lebewesens. Daniel Davis ist als Professor Moriarty großartig, weil er nicht der harte Schurke ist, sondern jemand, der um sein Leben kämpft. Das Ende ist darum auch versöhnlich: Technisch kann man Moriarty nicht das Holodeck verlassen lassen, aber man speichert ihn. Dass es irgendwann möglich sein wird, ihn aus den Zwängen des Holodecks zu befreien, zeigt der Holodoc in Star Trek: Voyager.

Tag 53

Der unmögliche Captain Okona – wer liebt ihn nicht? Bill Campbell (hier noch William O. Campbell) war einer der letzten Kandidaten für Commander Riker, man entschied sich dann aber für Jonathan Frakes. Die Rolle des Schlitzohrs Okona ist so etwas wie das Trostpflaster. Eine wunderbare Figur, sozusagen ein Harry Mudd des 24. Jahrhunderts, aber viel besser aussehend und sehr erfolgreich bei den Damen (hier u.a. bei Teri Hatcher in einer winzigen Gastrolle). Mir hat Campbell damals in der Rolle schon immens gefallen, als er 1991 der Rocketeer wurde, war das dann Tüpfelchen auf dem I, weil das einer meiner liebsten Comics ist. Als Okona hat er tolle Momente. Sehr schön ist das Gespräch mit Data, der hier versucht, mehr über Humor herauszufinden und ihn zu verstehen, aber das ist für sein positronisches Gehirn ein echtes Problem.

Es ist eine Schande, dass der unmögliche Captain Okona in Star Trek: The Next Generation (oder auch Star Trek: Deep Space Nine) nie wieder auftrat. Die Figur hatte noch einiges an Potenzial. Das wurde nun in Star Trek: Prodigy ausgeschöpft, denn dort durfte der gute Captain endlich wieder auftauchen.