Analyse

Quo vadis, Star Trek im Streaming-TV?

© Paramount

Paramount will den Gürtel enger schnallen. Doch was heißt das für “Star Trek” im Streaming-Bereich?

© Paramount

Eins gleich vorweg: Es ist nun beim allerbesten Willen nicht so, dass die Trekkies und Trekker dieser Welt derzeit schlecht mit Nachschub aus ihrem Lieblings-Franchise bedient würden. Aktuell ist die dritte und letzte Staffel von Star Trek: Picard parallel bei Paramount+ und dem vorherigen Anbieter Amazon Prime zu sehen.

Voraussichtlich zur Sommerzeit geht es – allerdings nur bei Paramount+ – mit der zweiten Staffel von Star Trek: Strange New Worlds weiter. Und auch die fünfte Season von Star Trek: Discovery ist bereits im Kasten und wird zu einem derzeit noch nicht bekannten Termin in diesem Jahr ebenfalls beim hauseigenen Streaming-Dienst an den Start gehen.

Und das ist freilich noch nicht alles: Auch die beiden Animationsserien Star Trek: Lower Decks und Star Trek: Prodigy gehen zumindest mit ihrer vierten beziehungsweise zweiten Staffel in die nächste Runde. Aber so ein ganz klein wenig nachdenklich stimmen die Nachrichten doch, die derzeit von drüben über dem großen Teich zu vernehmen sind.

Sparmaßnahmen

Kurz gesagt handelt es sich dabei um die Mitteilung, dass man an der Wall Street derzeit daran geht, Medienunternehmen verstärkt unter Druck zu setzen, mit ihren Abonnementdiensten wirkliche Gewinne zu erzielen. Dies hat bei anderen Streamingdiensten bereits zur Absetzung von an und für sich vielversprechenden neuen Serien geführt. In diesem Zusammenhang äußerte Naveen Chopra, Paramounts geschäftsführender Vizepräsident und Leiter der Finanzabteilung kürzlich, man befinde sich „auf dem Weg zur Rentabilität“ und habe Pläne, die Ausgaben einerseits zu senken und andererseits die Preise zu erhöhen und dass 2023 „das Spitzenjahr in Sachen Streaming-Investitionen“ sein würde…was dies bedeutet, spricht für sich: Weniger für mehr.

Erste Folgen sind bereits sichtbar, da sowohl bei Paramount+ als auch beim Streamingdienst Showtime (der noch in diesem Jahr angegliedert wird) erste Serien eingestellt wurden. Allerdings konzentriert man sich weiterhin auf etablierte Franchises wie etwa das von Taylor Sheridan entwickelte Yellowstone-Serienuniversum. In dessen neuester Inkarnation 1923 sind die Leinwandstars Helen Mirren und Harrison Ford zu sehen und noch vor dem deutschen Start auf Paramount+ (voraussichtlich im Frühsommer) wurde sie bereits um eine zweite Staffel verlängert. Und was bedeutet das nun konkret für unser aller geliebtes Star Trek? Müssen wir uns auf baldige tiefgreifende Einschnitte im Roddenberry’schen Multifranchise gefasst machen?

Im Weltraum nichts Neues

Das per se sicherlich weniger. Die Star Trek-Serien mögen es in Sachen Klickzahlen nicht ganz mit den in unterschiedlichen Zeiten angesiedelten Erlebnissen der Familie Dutton aus dem Yellowstone-Verse aufnehmen können, doch sprechen die Erfolge durchaus für sich: Immerhin wurde Anson Mount als Captain Pike gar im Paramount+-Trailer beim berühmten Superbowl gezeigt, und Bob Bakish, seines Zeichens Hauptgeschäftsführer von Paramount Global, bezeichnete Star Trek: Strange New Worlds vor Kurzem noch als einen der Treiber für das Wachstum von Paramount+. Eine dritte Staffel der Prequel-Serie über die Abenteuer der Vorgänger des berühmten Captain Kirk und seiner Crew wurde bislang zwar noch nicht offiziell angekündigt, gilt jedoch angesichts des allgemeinen Erfolges als relativ gesichert.

Nicht ganz so fest steht hingegen eine fünfte Staffel von Star Trek: Lower Decks, wenngleich Zeichentrickserien natürlich wesentlich preisgünstiger zu realisieren sind als Live-Action-Shows. Allerdings gibt es keine entsprechenden Garantien hierfür, wenngleich Showrunner Mike McMahan und sein Team bereits ihre Bereitschaft signalisiert haben, die bissige Animationsserie auch über Staffel vier hinaus fortzuführen. Übrigens endete kürzlich die Vereinbarung seitens Paramount und Amazon Prime über die Bereitstellung der Serie bei zweitgenanntem Streamingdienst.

Was Star Trek: Picard anbetrifft, so wird die aktuell veröffentlichte dritte Staffel nach momentanem Dafürhalten und auch entsprechenden Ankündigungen die letzte sein. Allerdings bedeutet dies nicht zwangsläufig auch den Abschied von allen Seriencharakteren: Terry Matalas, seit Staffel 2 der Showrunner von Star Trek: Picard, wäre überaus offen für eine Nachfolgeserie, der man in der Gerüchteküche den Titel Star Trek: Legacy verliehen hat. Die mögliche Handlung könnte Jeri Ryan als neue Kommandantin der U.S.S. Titan zeigen (trapst da etwa die Nachtigall bezüglich Captain Shaw und seines eventuellen Schicksals noch in Star Trek: Picard?), während neben neuen Hauptdarstellern auch regelmäßig Figuren aus Picard sowie The Next Generation in Gastrollen zu sehen sein könnten. Allerdings gibt es hierzu noch keine wirklichen Informationen.

Ähnliches könnte Showrunner Alex Kurtzman unter Umständen auch mit Star Trek: Discovery vorhaben. In der heutigen, insbesondere bezüglich Serien eher kurzlebigen Zeit sind fünf Staffeln bereits eine beachtliche Zahl, weshalb die kommende, möglicherweise auch eine sechste Season rund um Captain Burnham ebenfalls unter Umständen den Abschluss markieren könnte. Allerdings treibt Alex Kurtzman schon seit längerer Zeit die Entwicklung einer Starfleet Academy-Serie um, und nicht näher bezeichnete Hinweise besagen, dass eine solche Serie in der Discovery-Ära spielen könne; möglicherweise würde man sogar Charaktere aus selbiger übernehmen. In beiden Fällen – diesem und dem Picard-Spin-Off – hätte das Ganze weit eher den Charakter einer Umgestaltung als die Schaffung völlig neuer Serien.

Vom Tisch ist übrigens auch das schon seit Langem geplante Spin-off von Star Trek: Discovery über die geheimnisvolle „Section 31“ mit Michelle Yeoh in der Hauptrolle nicht. Obwohl der Bekanntheitsgrad der Schauspielerin mittlerweile weiterhin gestiegen ist und für ihre Rolle in dem Film Everything Everywhere All at Once eine Nominierung für den Oscar ansteht, ist die malaysisch-stämmige Aktrice nach wie vor an einer Fortsetzung ihrer Rolle aus Star Trek: Discovery interessiert. Auch in der Führungsetage von Paramount wird seitens Alex Kurtzman nach wie vor über die Serie gesprochen und es wäre durchaus möglich, dass Paramount aus dem gegenwärtigen Hype um Michelle Yeoh entsprechend Kapital zu schlagen versucht. Eine wichtige Rolle könnte dabei auch spielen, dass Paramount+ damit beginnt, nach Asien zu expandieren, wo Michelle Yeoh als absoluter Superstar gilt. Angesichts des übervollen Terminkalenders der Darstellerin könnte Section 31 eine Miniserie oder ein Paramount+-Originalfilm werden, und mit einer gewissen Eile könnte durchaus bereits 2024 ein entsprechendes Ergebnis vorliegen.

Auch Janeway-Darstellerin Kate Mulgrew macht bei Convention-Auftritten keinen Hehl daraus, dass sie jederzeit auch physisch (zu hören ist sie ja bereits in Star Trek: Prodigy) wieder als schon zu TNG-Zeiten zur Admiralin beförderte Protagonistin aus Star Trek: Voyager ins Roddenberry’sche Universum zurückkehren würde. Und Alex Kurtzman äußerte auf der letzten New York Comic-Con, dass zumindest eine entsprechende Idee existiere.

Nicht so schlimm wie befürchtet

Wir sehen also, dass zumindest momentan keine schweren Auswirkungen für die weltweite Star Trek-Fangemeinde drohen, da zumindest für den Augenblick drei Staffeln bestehender Realserien sicher sind und man sich auch über deren teilweises Ende hinaus seine Gedanken gemacht hat. Es dürfte sich jedoch definitiv lohnen, auf kommende Entwicklungen auch weiterhin zu achten.

Hoch
WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner