Osterieds Sternenreise

Einmal quer durch Star Trek: #058: Vom Ferengi-Widerspruch über den klingonischen Jesus bis zur besten Leistung von Frakes

© Paramount

Peter Osteried reist durch über 50 Jahre „Star Trek“ und lässt uns an seinem Rewatch teilhaben. Heute Tag 102.

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Hier geht es zur Übersicht der Reihe, sollte jemand die vorigen Ausgaben verpasst haben. Bei Tag 1 finden sich auch einleitende Worte. Wir wünschen gute Unterhaltung!

Tag 102

Verdächtigungen ist eine Crusher-Folge. Mehr muss man eigentlich nicht sagen. Soll heißen: Sie ist übel. Warum? Weil sie im Rückblick erzählt ist, was selten spannend ist, vor allem aber, weil ich Dr. Crusher nicht abnehme, dass sie sich für Metaphasen-Schilde interessiert. Mit denen, so ein Ferengi-Wissenschaftler – ein Widerspruch in sich – könnte man in die Corona einer Sonne eintauchen, ohne das was passiert. Beim Test geht einer drauf, es wird gegrübelt, was passiert ist, Crusher gibt den Poirot und der Schuldige ist überführt. Langweiliger geht’s kaum.

Besser ist da Phantasie oder Wirklichkeit?, deren Auflösung allerdings auf der Hand liegt. Riker muss auf Geheimmission, wir jedoch sehen ihn nur auf der Enterprise, wie er für ein Theaterstück über einen unschuldig Inhaftierten probt, und als eben dieser unschuldig Inhaftierter in einer psychiatrischen Anstalt. Nichts ist wahr, bis er am Ende einen Weg findet, sich zu retten. Dies ist vielleicht Jonathan Frakes‘ schauspielerisch schönste Stunde.

Der rechtmäßige Erbe befasst sich mit klingonischem Glauben. Worf sucht nach dem seinen und wird Zeuge, wie Kahless, so wie prophezeit, zurückkehrt. Kann er daran glauben? Können andere Klingonen es? Kann Gowron es? Jein, ja, nein – das sind die Antworten. Die Auflösung ist gut. Kahless ist ein Klon, der zurückgebracht wurde, weil das Volk droht, in Dekadenz zu verfallen und er als geistiger Führer es erneuern soll. Darauf kann sich dann auch Gowron einlassen. Er behält die Machdt, Kahless wiederum ist dazu da, die klingonische Seele zu heilen. Eine durchaus interessante Frage. So in etwa wie: Was wäre, wenn Jesus Christus zurückkehren würde? Wenn er Glück hat, dann nicht in den USA, sonst würden ihn die Republikaner wegen seiner woken Lehren wohl ans Kreuz schlagen.

Riker:2=? ist ein ganz großes Highlight. Der Titel erinnert an Kirks Spaltung, hier gibt es aber keine, es war eine Duplizierung. Vor acht Jahren konnte Commander Riker gerade noch hochbeamen, bevor das unmöglich wurde, zurückgeschleudert wurde im Transporterstrahl jedoch Lieutenant Riker, der acht Jahre alleine verbracht hat. Er liebt Deanna, seine Imzadi, immer noch, und sie hegt Gefühle für ihn, aber sie weiß auch, wie es damals lief, als Commander Riker zurückkam und er seine Karriere über ihre Liebe stellte. Kann es nun anders sein? Ist dieser neue Riker durch die acht Jahre der Einsamkeit ein anderer als der alte Riker? Letzten Endes nicht, auch er entscheidet sich für die Karriere. Das ist im Grunde der einzige Wermutstropfen, denn Thomas Riker, so nennt er sich nun, hätte in der ursprünglichen Idee auf der Enterprise bleiben sollen, während Will Riker starb. Das hätte das Beziehungsgefüge in Staffel 7 total aufgebrochen, da Data zum ersten Offizier aufgestiegen und Thomas und Deanna wieder ein Paar gewesen wären. Aber die Produzenten ließen den Mut vermissen, das durchzuziehen. Weil das Fernsehen der 90er Jahre noch so war, dass die Folgen vor allem episodisch funktionieren mussten, eine derartige Änderung hätte Gelegenheitszuschauer verwirrt. Zum Teufel mit den Gelegenheitszuschauern, Thomas Riker auf der Enterprise, das wäre grandios gewesen. So gab es nur einen einzigen weiteren Auftritt in Star Trek: Deep Space Nine.

Gefangen in einem temporären Fragment ist eine schön mysteriöse Episode, bei der Picard, Data, Troi und Geordi auf einem Shuttle sind und die Enterprise sowie einen romulanischen Warbird zeiteingefroren im Kampf finden. Was ist passiert und wie lässt es sich aufhalten? Das ist die Crux der Protagonisten, da alles auf den Untergang hindeutet: Crusher wird angeschossen und der Warpkern bricht. Die Auflösung ist schön gemacht. Die Szenen, in denen die Helden herumlaufen, während alle um sie herum in Stille verharren, sind toll umgesetzt. Nur eines ist schräg: Als Picard in ein Zeitfeld fasst, altert seine Hand um ein paar Monate und seine Fingernägel wachsen extrem. In der nächsten Szene hat er sie dann schon gestutzt.

Peter Osteried schreibt auch Bücher. Dazu gehören folgende Werke:

Mord in Geektown (Roman)

Interview mit Marilyn Monroe (Roman)

Es lebe der Planet der Affen

Es lebe Battlestar Galactica

Die Babylon 5-Chronik – Band #1

Die Babylon 5-Chronik – Band #2

Die Babylon 5-Chronik – Band #3

Die Babylon 5-Chronik – Band #4

Die Babylon 5-Chronik – Band #5

Die Babylon 5-Chronik – Band #6

Er ist außerdem Herausgeber und Redakteur der Zeitschriften MOVIESTAR, MOVIESTAR RETRO, TV SERIEN HIGHLIGHTS und DVD BLURAY SPECIAL aus seinem IMMUNDULA VERLAG.

Die Zeitschriften gibt es auch im Shop beim Verlag in Farbe und Bunt.

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