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All I ask is a tall ship – Die Star Trek-Raumschiff-Kollektion von Fanhome

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Bernd Perplies führt euch durch die neue, schöne Modellraumschiffwelt von „Star Trek“ nach der Insolvenz von Eaglemoss.

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Star Trek ist in meinen Augen ein Franchise der schönen Raumschiffe. So sehr ich heute auch die Charaktere und ihre Darsteller zu schätzen weiß, angefangen hat mein Fandom als Kind mit meiner Begeisterung für die U.S.S. Enterprise (genau genommen in ihrer A-Variante aus den Kinofilmen). Ich liebe dieses Modell nach wie vor, ebenso wie die Enterprise-D, die Enterprise-E, die Enterprise-F (die besonders, tolles Design), die Reliant, die Excelsior, die Prometheus (die besonders, aus naheliegenden Gründen). Auch die Schiffe der Klingonen, der Romulaner, ja selbst der Borg haben ihre ikonische Optik und machen im großen Bewegtbild richtig was her. (Nebenbei: Auch mein Sohn entdeckt gerade Star Trek für sich. Und was gefällt ihm am besten? Die Raumschiffe!)

Dass es nicht nur mir (und meinem Sohn) so geht, kann jeder sehen, der sich mal den Merchandise-Markt anschaut. Während man Actionfiguren von Captain Kirk, Captain Picard und Co eher suchen muss, gab es schon immer tolle Möglichkeiten, sich mit Star Trek-Raumschiffen einzudecken, etwa die großartigen Diamond-Select-Spielzeuge mit Light&Sound, die Bausätze von Polar Lights oder AMT, die Klemmbausteinmodelle von BlueBrixx oder die überdimensionierte Playmobil-Enterprise. Zuverlässigster Lieferant unzähliger Star Trek-Raumschiffe war jahrelang Eaglemoss aus Großbritannien mit seiner Sammlung aus Druckguss-Plastik-Modellen. Damit ließen sich ganze Vitrinen füllen (ja, Plural). Es gab kaum etwas, das es nicht gab, bis hin zu den kuriosesten Flugvehikeln, die in irgendeiner Episode an eine Raumstation angedockt waren. (Nicht alle davon hätten – so rein von der Optik her – ein Modell verdient, aber für Komplettisten war es natürlich schön, sie zu kriegen.)

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Nun ging Eaglemoss 2023 pleite, und mal abgesehen von Restbeständen, die über Hero Collector verkauft wurden, versiegte der Strom an neuen Raumschiff-Modellen – zumindest in dieser speziellen Produktionsweise, als Vitrinenstück aus Metall und Plastik mit farbig bedruckter Hülle. Dann trat Fanhome, eine Plattform des Sammelbildchen-Spezialisten De Agostini, auf den Plan. Fanhome ist vor allem auf baubare Großmodelle spezialisiert, die über viele Magazinausgaben hinweg Stück für Stück zum Leben erweckt werden sollen, darunter beispielsweise der Millennium Falcon, das 1989er-Batmobil oder die Enterprise-D. Es gibt dort aber auch Sammlungen mit Vitrinenmodellen, und um endlich die Kurve zu kriegen: Seit einigen Monaten zählt dazu auch eine neue Star Trek-Raumschiff-Kollektion, die ich mir mal genauer angeschaut habe.

Eaglemoss 2.0

Die Star Trek-Raumschiff-Kollektion von Fanhome setzt da an, wo Eaglemoss aufgehört hat. Im Fokus stehen also neue Designs aus den Serien Star Trek – Picard, Star Trek – Prodigy, Star Trek – Lower Decks, Star Trek – Discovery  und Star Trek Strange – New Worlds. Die Website selbst sagt dazu weiterhin: „Jedes Modell wurde von den CBS Studios abgenommen und ist offiziell lizenziert. Die Fertigung erfolgt im Metalldruckguss-Verfahren mit Anbauteilen aus ABS und erhält eine detaillierte Bemalung entsprechend den Originaldesigns. Jede Ausgabe besteht aus dem Modell und einem Magazin, in dem die Geschichte des Raumschiffs, der Designprozess und die Original-Artworks vorgestellt werden.“ So weit, so korrekt – und gut.

Aktuell werden auf der Website zwölf Schiffe vorgestellt, darunter die U.S.S. Titan NCC-80102-A, die U.S.S. Stargazer NCC-82893, die U.S.S. Enterprise NCC-1701-G (Constitution III Class) und die U.S.S. Voyager NCC-74656-A. Im Fanhome-eigenen Shop kaufen kann man allerdings nur die Stargazer, alle anderen Schiffs sind entweder ausverkauft oder noch nicht erschienen. Ebay hilft auch nicht weiter, die Preise sind teilweise jenseits von Gut und Böse. Die einzige solide Methode, um an die Modelle zu gelangen, ist also das Abo, was durchaus im Sinne der Macher sein dürfte.

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Das Abo funktioniert wie so viele dieser Franchise-Sammelreihen. Ausgabe 1, die Titan, erhält man für 39,99 Euro. Ab Ausgabe 2 steigt der Preis dann auf 49,99 Euro, jede vierte Ausgabe (4, 8, 12 und 16) enthält ein XL-Schiff und schlägt für Abonnenten 74,99 Euro zu Buche. Insgesamt ist die Sammlung auf 20 Ausgaben ausgelegt. Da kommen in Summe einige Euro zusammen. Um das Paket etwas schmackhafter zu machen, werden ein paar Geschenke angeboten. So erhält man mit Ausgabe 2 einen Sammelschuber für die Magazine, mit Ausgabe 3 eine Metall-Kaffeetasse mit Raktajino-Aufdruck und mit Ausgabe 4 ein Turbolift-Okudagramm der Titan. Das sind jetzt keine furchtbaren Beigaben, aber auch nichts, wofür man seine Moogie verkaufen würde. Erst der letzten Lieferung liegt noch einmal eine wirklich hochwertige Belohnung bei, denn dann erhalten Abonnenten das Modell der U.S.S. Eaves NCC-97621, als Abschieds-Goodie.

Das würde auch Scotty gefallen

Die Standardmodelle der Sammlung haben eine Länge von 15 bis 25 cm und sind damit größer als die „kleinen“ Modelle von Eaglemoss, aber immer noch spürbar kleiner als die XL-Modelle der Briten. Am besten lassen sich die Fanhome-Schiffchen mit den „Special Editions“ der Eaglemoss-Kollektion vergleichen. Das gilt auch für die Verarbeitung. Ich habe mittlerweile die ersten drei Ausgaben der Sammlung erhalten – also die Titan-A, die Stargazer aus der zweiten Picard-Staffel und die Farragut aus der ersten Staffel Strange New Worlds – und beispielsweise mit der Enterprise der Kelvin-Timeline sowie dem Refit der NX-01 verglichen.

Die Verarbeitung ist grundsätzlich schön gelungen. Die Untertassensektion liegt angenehm schwer in der Hand, die Warpgondeln sind mit halbtransparenten, farbigen Plastikelementen verziert. Der Detailgrad am Rumpf ist sehr ordentlich, der Druck schwankt zwischen okay (Titan) und üppig (Stargazer). Die Probleme, die es bei Eaglemoss schon gab, sind auch bei Fanhome nicht gelöst worden. Die aufgedruckten Fenster beispielsweise sitzen ganz gern mal ganz knapp neben den Vertiefungen im Druckgusskörper. Und an der Stargazer waren nicht alle Warpgondeln ganz parallel angeordnet – okay, bei vier Gondeln auch eine Herausforderung. Man könnte jedenfalls den Verdacht haben, dass De Agostini die gleichen Produktionsstätten wie damals Eaglemoss unter Vertrag genommen hat, ein Verdacht, der durch den Umstand erhärtet wird, dass der Eaglemoss-Projektmanager Ben Robinson auch hier wieder federführend mit dabei ist.

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Diese Makel sind bedauerlich, wenn sie bei Schiffsmodellen auftreten, die immerhin fast 50 Euro kosten. Zugegeben: Das Magazin und das Porto (warum ich das erwähne, dazu gleich mehr) sind inklusive. Und ebenso zugegeben: Auf einen halben Meter Entfernung fallen zumindest die Druckfehler wirklich nicht mehr auf, und auch eine geringfügig schiefe Warpgondel lässt sich durch geschickte Positionierung des Modells problemlos verbergen. So unterm Strich sind die Schiffchen für Sammler also schon eine feine Sache.

Ersatz kommt am Dienstag – vielleicht

Schwerer wiegt hier ein anderes Problem, und das ist der Kundenservice. Die Modelle werden aus Tschechien geschickt. Warum De Agonstini sich keinen deutschen Versandpartner leisten wollte, weiß nur der Große Vogel der Galaxis. Jedenfalls kann es durchaus passieren, dass es auf dem Weg zu Versandschäden kommt. Vielleicht hatte ich Pech, vielleicht bin ich aber auch ein gutes Beispiel, jedenfalls war in meinem Fall das Stargazer-Paket völlig ruiniert, als es bei mir ankam, was glücklicherweise dem Modell nichts angetan hat. Das Magazin jedoch war heillos zerknittert. Und an der Farragut war eine Gondel abgebrochen, als ich dieses jüngste Paket kürzlich öffnete.

Nun ist man eigentlich auf der sicheren Seite. „Ein Artikel ist beschädigt worden?“, heißt es nämlich in den FAQ, die auf der unteren Hälfte jeder beiliegenden Sendungsrechnung abgedruckt sind. Die Lösung dafür klingt absolut befriedigend. Man soll einfach ein Ticket beim Support einreichen und „[…] wir werden Ihnen so schnell wie möglich und ohne zusätzliche Kosten einen Ersatz schicken.“ So weit, so gut – in der Theorie.

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In der Praxis bekommt man stattdessen von den freundlichen Support-Mitarbeitern eine Email mit zwei Angeboten. Entweder man behält das beschädigte Produkt und bekommt dafür Rabatt auf das nächste Schiff. Oder man sendet die ganze Lieferung zurück und erhält anschließend Ersatz sowie einen kleineren Rabatt auf die nächste Ausgabe. Das klingt erstmal durchaus fair, aber es gibt hier leider keine einheitliche Linie. Mal werden einem (bei Behalten des Schiffs) 15% Rabatt geboten, mal 20%. Mal wird das Porto für die Rücksendung – nach Tschechien, wohlgemerkt, wir reden hier also von ca. 15 Euro – erstattet, mal nicht. Mal dauert eine Antwort zwei Tage, mal drei Wochen. Da braucht es die Ausgeglichenheit eines Vulkaniers.

Schiff oder nicht Schiff, das ist hier die Frage …

Was bleibt, sind also Licht und Schatten. Auf der einen Seite freue ich mich extrem über die neuen Schiffe. Die, die ich schon bekommen habe, und die, die noch folgen werden. Das XL-Modell der Enterprise-F, die Excelsior II, die Voyager-A und – hoffentlich – die Protostar, das sind einfach Star Trek-Schiffe, die sich richtig gut in der Vitrine machen. Allerdings muss man dafür durchaus ein paar Euro locker machen, die Modellqualität hat noch Luft nach oben und der Umgang von Fanhome/De Agostini mit Reklamationen ist, gelinde gesagt, verbesserungsbedürftig. Ich möchte diese Sammlung wirklich jedem Fan von Star Trek-Schiffen ans Herz legen, allerdings muss man sich darüber im Klaren sein, worauf man sich einlässt, wenn mal was nicht passt.

Hoch
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