Jeri Taylor ist tot. Wie ihre Freunde Denise und Michael Okuda (beide ebenfalls bekannt durch langjährige intensive Mitarbeit am Star Trek-Universum) mitteilten, verstarb die Drehbuchautorin und Produzentin am 24. Oktober 2024 im Alter von 86 Jahren. Wir Trekkies kannten sie nach ihrem Einstieg in die vierte Staffel von Star Trek: The Next Generation zunächst als Drehbuchautorin, ab Staffel Sechsals Co-Ausführende Produzentin und schließlich Showrunnerin. Nach der Mitarbeit an Deep Space Nine wurde ihre tragende Entwicklungstätigkeit bei Voyager schließlich ihr größter Wurf. Bis nach dem Ende von Staffel Vier der Serie fungierte sie dort auch als Showrunnerin und schrieb die Drehbücher zu mehr als 30 Episoden.
Schon vorher bekannt
Bereits vor ihrer Zeit bei Star Trek war die am 30. Juni 1938 in Bloomington im US-Bundesstaat Indiana geborene Jeri Cecile Taylor ein bekanntes Gesicht in der amerikanischen TV-Branche. Nach ihrem Studium an der Indiana University (wo sie Mitglied von Kappa Alpha Theta war, der ersten jemals gegründeten Studentinnen-Verbindung) sowie der California State University in Northridge, wo sie ihren MA in Englisch erwarb, widmete sie sich recht bald dem Schreiben.
Erstkontakt zur Welt des Fernsehens hatte sie Anfang1973, als sie zusammen mit ihrem ersten Ehemann Dick Enberg (ein seinerzeit bekannter Sportkommentator) in einer Folge der Spielshow It’s Your Bet auftrat. Erste Sporen als Autorin verdiente sie sich in der Folgezeit mit Scripts für Episoden von Little House on the Prairie (Unsere kleine Farm) oder The Incredible Hulk (Der unglaubliche Hulk).
Im Lauf der Zeit stieg sie in den Produktionsstab damaliger Erfolgsformate wie Quincy mit Jack Klugman auf, wo sie auch bei einigen Episoden Regie führte. Dies setzte sich bei Serien wie Magnum, In the Heat of the Night (In der Hitze der Nacht) und Jake and the Fatman (Jake und McCabe: Durch dick und dünn) fort. Ferner war sie Co-Autorin des hierzulande nicht gezeigten TV-Dramas A Place to Call Home.
Herausragende TNG-Episoden
Nach ihrem Einstieg bei Star Trek: The Next Generation im Jahr 1990 schrieb Jeri Taylor neben der späteren Produzenten- und Showrunner-Tätigkeit die Drehbücher zu mehreren außergewöhnlichen Folgen. Am stolzesten war sie auf The Drumhead (Das Standgericht), die 21. Folge der vierten Staffel – eine Verschwörungsgeschichte mit Allegorien auf Hexenjagden. Ebenfalls aus ihrer Feder stammte die erste Hälfte der Zweiteilers Unification (Wiedervereinigung?), der den Auftritt des ikonischen Mister Spock gespielt von seinem Originaldarsteller Leonard Nimoy mit sich brachte. Jeri Taylor adaptierte ihr Drehbuch zum ersten sowie das von Michael Piller zum zweiten Teil als Romanfassung.
Frauen-Power
Am besten im Gedächtnis bleiben dürfte Jeri Taylor jedoch als die Frau, die mit Captain Kathryn Janeway den ersten weiblichen Sternenflotten-Captain in einer Hauptrolle auf die Reise schickte (in Nebenrollen hatte es solche ja bereits früher zu sehen gegeben). Ihrem Einfluss ist es zweifellos zu verdanken, dass aus der damals lange überfälligen Kommandooffizierin keine ansonsten eher blasse Quotenfrau wurde. Sondern ein bis heute wegweisender Charakter mit einem weit über die Serienlaufzeit hinausgehenden Status als vielzitierte feministische Leitfigur.
Nach dem Start von Star Trek: Voyager 1995 blieb Jeri Taylor 93 Folgen lang in den ersten vier Staffeln bis 1998 kreativ in die Serienproduktion eingebunden, ehe sie sich zurückzog. Ferner schrieb sie die zwei Voyager-Romane Mosaic (Mosaik) und Pathways (Schicksalspfade).
Stimmen zum Abschied
Die Star Trek-Prominenz nimmt großen Anteil am Tode Jeri Taylors. So äußerte sich ihr langjähriger Freund Michael Okuda: „Die Welt von Star Trek verlor gestern durch den Tod von Autorin und Produzentin Jeri Taylor eine ihrer ganz Großen.“
„Oh Captain, mein Captain. Leb‘ wohl, Jeri Taylor, wegweisende Co-Schöpferin von Star Trek: Voyager, meine erste Showrunner-Chefin und die Beste.“, ließ Bryan Fuller verlauten.
Und Robert Picardo, der Darsteller des Holo-Doc, fand die Worte: „Was für eine wundervolle Person bei der Zusammenarbeit! Jeri Taylor war das pochende Herz des bahnbrechenden Charakters Captain Janeway in Voyager. Sie wird mir fehlen. Mein Beileid an ihre Familie.“
Persönliches
Aus ihrer ersten Ehe mit dem schon erwähnten Sportkommentator Dick Enberg stammten die drei gemeinsamen Kinder Jennifer Jo (die 2015 einem Krebsleiden erlag) sowie die Söhne Andrew und Alexander Enberg, die beide Schauspieler wurden. Alexander Enberg war der Darsteller des ungewöhnlichen Vulkaniers Fähnrich Vorik aus neun Folgen von Star Trek: Voyager von 1998 bis 2001.
In zweiter Ehe heiratete Jeri Taylor 1986 TV-Produzent David Moessinger, mit dem sie bis zu seinem Tod 2018 zusammenblieb.
Ad Astra, Jeri Taylor! Die Dankbarkeit vieler Trekkies ist Dein Vermächtnis.