Rezension

Star Trek: Lower Decks – Rezension Staffel 1, Episoden 1.01-1.05

LDSStaffel1

Reinhard Prahl blickt auf die Episoden 1 bis 5 der ersten Staffel von “Star Trek: Lower Decks” zurück.

© Paramount

Mit Star Trek: Lower Decks bescherte uns das Team rund um Alex Kurtzman bereits im Jahr 2020 die dritte neue Serie unseres Lieblingsfranchises. Nach über 45 Jahren wagte sich dabei auch endlich mal wieder ein Produzent, genauer Mike McMahan, an eine Zeichentrickserie, die sich allerdings gezielt an ein erwachsenes Publikum richtet.

Die zehn Episoden der ersten Season hinterließen bei Fans und Kritikern nicht nur einen guten Eindruck, die Serie avancierte für viele Fans sogar schnell zum neuen Liebling. Ein guter Grund, zurückzublicken.

Bevor es voraussichtlich im Sommer mit der dritten Staffel weitergehen wird, wollen wir noch einmal alle bisherigen Episoden genauer betrachten. Heute geht es um die ersten fünf Abenteuer der ersten Staffel.

Folge 1.01

Second Contact (Der zweite Kontakt)

Drehbuch: Mike McMahan, Regie: Barry J. Kelly

Inhalt

Die USS Cerritos ist eines der unwichtigeren Schiffe der Sternenflotte. Auf dem untersten Deck, weit entfernt von der Brücke und den Führungsoffizieren, dienen die Ensigns Boimler und Mariner und fristen ihr gelangweiltes Dasein. Als Commander Jack Ransom ein gefährliches Virus vom Planeten Galar mitbringt, bricht auf dem Schiff das Chaos aus. Währenddessen versuchen Mariner und Boimler auf der Oberfläche den verarmten Bauern zu helfen und geraten dabei in ungeahnte Schwierigkeiten …

Kritik

Ein neues Schiff, neue Figuren, eine einigermaßen plausible Story und schräger Humor. All das in eine Pilotfolge von nur 25 Minuten zu pressen, ist alles andere als einfach. Abgesehen von ein paar verschmerzbaren Kleinigkeiten gelingt dieser Drahtseilakt jedoch recht gut. Die USS Cerritos sieht klasse aus und passt hervorragend in die Timeline. Der Zeichenstil kommt gefällig daher. Die Gags geraten bisweilen vielleicht etwas platt, sorgen aber dennoch für mehr als nur einen Lacher und die Figurenzeichnung der Hauptfigur Ensign Mariner ist komplexer, als es zunächst den Anschein hat.

Was also in den ersten Minuten nervig wirkt, entpuppt sich am Ende der ersten Episode als unterhaltsame Zeichentrick-Comedy-Kost, die zudem mit Anspielungen und Reminiszenzen an das gesamte Star Trek-Universum gespickt ist. Zugegebenermaßen ist die Story simpel gehalten. Doch sie erfüllt ihren Zweck und führt sowohl das Schiff, als auch die Charaktere so ein, dass sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen und Sympathie erzeugen.

Fazit

Wer sich auch nur ein wenig mit dem Erfinder der Serie, Mike McMahan, befasst hat, wusste, was uns erwartet. South Park oder Rick and Morty, diese Namen sprechen für sich. Der Pilotfolge mangelt es vielleicht ein wenig an dem beißenden, satirischen Humor, der die beiden Serien auszeichnet, doch Mike McMahan wäre nicht, wer er ist, wenn er keine Asse im Ärmel hätte. Ein guter Anfang ist jedenfalls gemacht.

Folge 1.02

Envoys (Gesandte)

Drehbuch: Chris Kula, Regie: Kim Arndt

Inhalt

Boimlers Stolz darüber, dass er einen hochrangigen klingonischen General zur Unterzeichnung eines Vertrags fliegen darf, wird jäh getrübt, als Mariner die Leitung der Mission übernimmt. Während Mariner und der Klingone sich heillos betrinken, fliegt Boimler das Shuttle nach Tulgana 4. Doch General K´orin ist so betrunken, dass er sich kurzerhand aus dem Staub macht. Auf der Suche nach dem Diplomaten stolpert der unerfahrene Ensign von einem Missverständnis ins nächste und Mariner holt ein ums andere Mal die Kohlen aus dem Feuer. Enttäuscht ist Boimler kurz davor, seinen Dienst zu quittieren. Da kommt der Kollegin eine rettende Idee …

Kritik

Q’apla! Endlich taucht mal wieder ein echter Klingone auf der Bildfläche auf. K’orin und Mariner saufen Blutwein, schwelgen in heldenhaften Erinnerungen und erzählen sich schlechte Witze. Natürlich darf auch eine würzige Portion Gagh nicht fehlen. Die Krieger mit den markanten Stirnwülsten kehren also zu ihren Wurzeln zurück. Klasse! Vorbei ist die Zeit der esoterisch angehauchten Glatzköpfe, die sich nuschelnd in ihrer Muttersprache versuchen. Allein schon deshalb macht die zweite Episode Spaß. Doch auch das Wiedersehen mit Andorianern, Formwandlern und Ferengi sorgt für so manch nette Überraschung.

Leider bleibt der Humor dabei ein wenig auf der Strecke. Die Gags wollen einfach nicht richtig zünden. Sie wirken ideenlos und entlocken dem erwartungsvollen Comedy-Fan höchstens ein kleines Lächeln. Richtig fiese, zynische Jokes sucht man vergebens. Dafür punktet das Finale mit einem tieferen Blick auf Mariners Charakter. Die degradierte Ensign ist sich nicht zu schade, sich vor ihren Kameraden lächerlich zu machen, um ihrem Kumpel ausreden, den Dienst zu quittieren. Ein schöner trekkiger Moment.

Fazit

gezeichneter Apollo, mit wohlwollendem Blick und dem Urteil "cool!"

Envoys bewegt sich in etwa auf demselben Niveau wie die Pilotfolge, obwohl diese etwas fetziger daherkommt. Drehbuchautor Chris Kula hält sich in Sachen Gag-Feuerwerk auffallend zurück und legt den Fokus dafür auf Mariner und Boimler. Hatte man anfangs noch den Eindruck, in Mariner die Nervensäge der Sternenflotte zu entdecken, wendet sich das Blatt allmählich. Diese Art Charakterzeichnung tut der Serie fraglos gut.

Folge 1.03

Temporal Edict (Der Zeitpuffer)

Drehbuch: Dave Ihlenfeld, David Wright, Regie: Bob Suarez

Inhalt

Eigentlich befindet sich Captain Freeman mit der USS Cerritos auf dem Weg nach Cardassia Prime zu Friedensverhandlungen, als sie von einem Starfleet-Admiral ausgebremst wird. Statt eine wichtige Rolle in der Sternenflottenpolitik einzunehmen, soll die Cerritos stattdessen nach Gelrak 5, um ein diplomatisches Geschenk zu überreichen. Freeman ist genervt. Als sie auch noch erfährt, dass sich die Ingenieure der Unterdecks einen Scotty-mäßigen Zeitpuffer gönnen, platzt ihr der Kragen. Von nun an müssen alle ein striktes Zeitprotokoll einhalten. Doch der Stress wird bald zu viel und so sorgt ein kleiner Fauxpas dafür, dass die Cerritos geentert wird.

Kritik

Die ständigen Eastereggs, mit denen die Serie nur so um sich wirft, sind einfach nur herrlich. Scottys alter Trick, stets mehr Zeit für die Erledigung einer Aufgabe zu veranschlagen, als notwendig, wird zum Aufhänger einer witzigen und fetzigen Episode, die Star Trek: Enterprise genauso zitiert, wie Deep Space Nine und TOS.

Die Gags beginnen endlich, Spaß zu machen. Egal ob auf Gelrak 5 oder während der Kämpfe auf der Cerritos. Ständig passiert etwas Unvorhergesehenes und Verrücktes. Vor allem die Beinaheüberreichung eines hölzernen Phallussymbols, statt eines zeremoniellen Kristalls, sorgt für Lacher. Nicht nur, dass man sich an die total verrückte Enterprise-Folge A Night in Sickbay erinnert fühlt, zieht der zugegebenermaßen pubertäre Spaß zudem einige derbe Sprüche nach sich. Und warum auch nicht? Ein wenig Albernheit und Übertriebenheit schadet Star Trek nicht. Im Gegenteil bietet sich hier die Chance, ein neues Publikum zu begeistern, das dann wiederum zu den älteren Serien und Filmen greifen könnte. Schade ist lediglich, dass das Energie-Alien aus Folge 2 nicht wieder thematisiert wurde.

Fazit

planettrek opinion super

Super! Es gibt Eastereggs noch und nöcher, die Witze greifen, der Zeichenstil passt und sowohl das Oroginal als auch die deutsche Synchro machen einen guten Job. Mancher Witz kommt vielleicht ein wenig zu halbstark daher, doch wer Rick and Morty kennt, verzeiht solche kleinen Spitzen gerne. Besonders schön ist, dass sich trotz der noch ungewohnten Machart das Ganze schon sehr nach Star Trek anfühlt. Da kommen wohlige Erinnerungen an TAS auf, obwohl sich beide Serien selbstredend nicht im Geringsten vergleichen lassen.

Folge 1.04

Moist Vessel (Das Generationenschiff)

Drehbuch: Berry J. Kelly, Regie: Ann Kim

Inhalt

Captain Freeman und Captain Durango treffen auf ein uraltes Generationenschiff, das es für die Föderation zu sichern gilt. Auch Mariner ist bei der Einsatzbesprechung dabei, zeigt sich aber so respektlos, dass Freeman der Kragen platzt. Sie verdonnert ihre lästige Tochter zu den unbeliebtesten Arbeiten. Die Hoffnung, Mariner würde sich daraufhin versetzen lassen, löst sich jedoch bald in Luft auf. Da schmiedet Freeman einen perfiden Plan. Sie befördert ihre Tochter kurzerhand zum Lieutenant. Der Streit gerät jedoch in Vergessenheit, als Durango einen folgenschweren Fehler begeht.

Kritik

Moist Vessel ist die bisher langweiligste Folge. Der Mutter-Tochter-Konflikt vertieft zwar das Verhältnis der beiden Figuren Mariner und Freeman, wird aber in den Hintergrund gedrängt, weil die vielen Versatzstücke unbeholfen aneinandergereiht sind. Außerdem sind die Dialoge zwischen Mariner und ihrer Mutter zu flach, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Hätte sich Drehbuchautor Berry J. Kelly die krude Aszensionsgeschichte gespart, wäre mehr Zeit für die wichtigeren Aspekte der Geschichte geblieben. So aber wirkt ein gutes Drittel der ohnehin nur 25-minütigen Episode sinnlos vergeudet. Schade ist zudem, dass nicht einmal die Gags zu überzeugen wissen. Mariners gelangweiltes Verhalten während der Einsatzbesprechung nervt genauso, wie Tendis ungeschickter Versuch, ihrem leidgeprüften Kollegen zum Aufstieg in neue Sphären zu verhelfen. Als einziger Lichtblick bleibt letztlich die Mutter-Tochter-Zusammenarbeit, die zur Rettung der USS Cerritos führt.

Fazit

planettrek opinion hae

Nach drei sich stetig steigernden Episoden musste zwischendrin mal ein Ausreißer dabei sein. Wenn ich eine Serie von Mike McMahan sehe, will ich bissigen und spritzigen Zynismus erleben, der seinen Zeichentrickfiguren in die Münder gelegt ist. Was uns hier geboten wird, sind hingegen langweilige und sinnlose Albernheiten, schade. Die Grundidee des Generationenschiffs wäre für sich genommen gut genug, um daraus eine witzige und intelligente Geschichte zu stricken. Warum es da noch den Nebenschauplatz Tendi/aszendierender Con Officer braucht, erschließt sich nicht. Weniger kann eben manchmal mehr sein.

Folge 1.05

Cupid`s Errant Arrow (Mondtrümmer und Liebesleid)

Drehbuch: Ben Josep, Regie:  Kim Arndt

Inhalt

Die USS Cerritos wird nach Mixtus 3 beordert, um der supermodernen USS Vancouver dabei zu helfen, einen alten Mond zu sprengen. Während sich Captain Freeman mit den Bewohnern der Welt um Detailfragen streitet, trifft Boimler seine neue Freundin. Doch ausgerechnet die erregt Mariners Misstrauen, denn Lieutenant Brinson erscheint viel zu perfekt, um sich in ihren tollpatschigen Freund in Brad zu verlieben. Gleichzeitig genießen Tendi und Rutherford die Tatsache, dass sie auf der Vancouver ihrer Ingenieurskunst frönen dürfen. Als Belohnung winkt ein niet- und nagelneues T88-Werkzeug.

Kritik

Schon in einer 45-minütigen Star Trek-Folge ist es für einen Autor nicht leicht, sich auf mehreren Ebenen zu bewegen. Cupido` s Errant Arrow besteht gleich aus einem Haupt- und zwei Subplots. Ob das Hineinpressen dieser narrativen Masse in nur 25 Minuten Screentime wirklich sinnvoll ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. So eng der Zeitplan auch bemessen ist, insgesamt gelingt die Folge dennoch erstaunlich gut. Zwar kommt die typisch trekkige Story um eine sterbende Welt, deren Überleben die Sternenflotte sichern soll, etwas zu kurz. Dafür ist die Idee charmant und erinnert an die besten Tage des Franchise.

Andererseits sprühen die Nebenschauplätze um Boimler und Mariner beziehungsweise Tendi und Rutherford endlich wieder vor Humor. Man kann sich ein herzhaftes Lachen nicht verkneifen, wenn sich Mariner und Brinson um den nackt und bewusstlos auf den Boden liegenden Boimler prügeln und sich dabei erzählen, welche Missgeschicke dem Ensign widerfahren sind. Tendi und Rutherford erfahren währenddessen, dass sie auf die Vancouver versetzt werden sollen, was beiden gar nicht behagt. Gemeinsam gelingt es ihnen, ihren Abschied von der alten USS Cerritos zu verhindern, die für sie, genau wie für Boimler und Mariner, zu einer Heimat geworden ist.

Fazit

planettrek opinion super

Mit Cupid`s Errand Arrow sind wir in der Mitte der ersten Season angekommen. Passend dazu findet die Episode hier ihren Tonfall. Die Sternenflotte tut das, wofür sie einst gegründet wurde und menschliche Werte wie Freundschaft, Treue und Hilfsbereitschaft kommen nicht zu kurz. Den ganz großen Wurf hat das Team um Mike McMahan zwar noch nicht hinbekommen, immerhin glänzt die goldene Mitte aber mit der bislang besten Folge der Staffel.

Kommende Woche geht es mit den Episoden 6 bis 10 der ersten Staffel weiter.

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