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Star Trek: Lower Decks – The Badgey Directive: Kurzweiliger Spielspaß oder zäher Geldgrabbrei?

© Paramount

Kennt ihr schon das Mobile-Game zu “Star Trek: Lower Decks”? Wir haben es für euch angeschaut.

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Die Star Trek-Offensive von Paramount ist im vollen Gange und wirkt sich auch zunehmend auf den Gaming-Markt aus. Star Trek: Lower Decks macht den Anfang. Auf dem Mobile-Sektor versucht sich East Side Games Studio an einem klassischen Themen-Idle Clicker. Doch zündet die Idee oder verärgert das Gamedesign mit Pay-to-win-Mechaniken? Ein Ersteindruck.

Star Trek goes mobile

Nach dem Star Trek Fleet Command und Timelines für mobile Endgeräte seit einigen Jahren in den einschlägigen Shops als sogenannte »Free-to-Play«-Spiele downloadbar sind und Timelines es inzwischen sogar auf den PC geschafft hat, war absehbar, dass weitere potentielle Gelddruckmaschinen folgen würden. Beide Spiele gehören im Google Play Store mit 3,9 bzw. 4.0 zu den im unteren Durchschnitt bewerteten Games und das aus gutem Grund.

Während das Gamedesign gelungen ist und abgesehen von einigen typischen Pay-to-Progress-Bremsen einigen Spaß machen kann, sind erstens die Preise für Ingame-Käufe vollkommen überzogen und werden zweitens nach einigen Spielstunden zur Pflicht, wenn man mithalten möchte. Da lobte man sich das witzige Star Trek: Trexels, das nicht nur mit George Takei als Sprecher des Intros punktete, sondern auch mit dem Original-Soundtrack von TOS, knuffiger Story und Grafik und fairen Mikrotransaktionen.

Idle – wie bitte?

Seit einiger Zeit findet sich nun ein neues Game im Store, diesmal zum großartigen Zeichentrickableger Lower Decks, und möchte mit einem klassischen Idle-Clicker-System punkten. Das englische Wort »Idle« bedeutet im Deutschen ungefähr so viel wie inaktiv, unproduktiv oder auch faul, und das trifft den Kern der Mechanik ziemlich gut.

Kämpfe und/oder Ressourcengewinnung lassen sich vollständig automatisieren, so dass man sich nach einiger Zeit immer nur ins Game schaltet, um schwierige Endbosse »totzuklicken«, oder seine Minen, Farmen, bzw. hier das Holodeck der USS Ceritos, upzugraden und zu verwalten. Ein unbestreitbarer RPG-Einschlag lässt sich damit nicht absprechen, was durchaus für einige Langzeitmotivation sorgen kann, wenn man solche Spiele mag.

East Side Games, bekannt durch Casual-Vertreter wie …

Doctor Who: Lost in Time und Funko Pop! Blitz, hat sich kürzlich die Lizenz für Star Trek Lower Decks geschnappt und damit eben so einen Idle-Clicker an den Start gebracht. Die Story ist schnell erzählt, fügt sich aber gut ins Serienuniversum ein. Boimler leitet eine Reihe von Holodeckmissionen, die die Lower-Decker durch eine Reihe von ikonischen Trek-Erlebnissen führt.

So darf man etwa die »Merit Points« genannte Ressource auf dem Planeten Genesis abbauen oder einen Borg-Kubus fleißig upgraden und dort sammeln. Die Zwischensequenzen sind im Comic-Stil gehalten und verwenden die Original-Charakterdesigns aus der Serie, sind aber leider weder vertont, noch in deutscher Sprache verfügbar. East Side hat im zweiten Fall allerdings bereits Besserung gelobt und betont in den Kommentaren zu den bislang arg durchwachsenen Bewertungen, dass man eine Lokalisierung anstrebt.

Schnappatumungssysndrom

Dem vorherigen Satz ist bereits zu entnehmen, dass die ersten rund 6000 Bewertungen bislang unterdurchschnittlich sind lediglich eine 3,8 von 5 ergeben. Einige Kritiken beziehen sich unverständlicherweise auf die Art des Spiels, wobei von Anfang an klar war, dass man hier eben einen typischen Idle-Vertreter vor sich hat. Der wesentlich interessante Löwenanteil bezieht sich allerdings auf den viel zu stark ausgeprägten Pay-To-Win-Faktor, mit dem es das Studio wahrlich übertreibt. Die ersten zwei Stunden spielen sich locker-flockig.

Man klickt vor sich hin, errichtet nach dem Shuttle-Hangar zunächst den Borg-Kubus, dem sich ein klingonischer Initiationsritus, der Genesis-Planet und ab Episode 6 ein Schiff von Sektion 31 anschließen. Unterstützt wird die Ressourcensammlung von den bekanntesten Figuren aus der Serie, wobei sich die Charaktere (soweit bisher ersichtlich) in die Klassen gewöhnlich, ungewöhnlich, selten und episch unterteilen. Das Problem ist, dass man beispielsweise Stevens auf Level vier gepusht haben muss, um die Sektions-Abteilung automatisieren zu können.

Der Preis dafür beträgt 400 Dilithium eine von zwei Premiumwährungen im Spiel. Hinzu kommt, dass das Upscaling der Merit-Point-Schmieden ebenfalls kostet. So ist man im genannten Beispiel schnell bei 600 Dilithium angekommen, was einem Gegenwert von ungefähr 120 Latinum entspricht, die im Ingameshop mit circa zehn Euro veranschlagt werden. Zwar erhält man auch durch Spielen und Werbung schauen die begehrten Kristalle, aber lange nicht in dem benötigten Ausmaß um wirkliche Fortschritte erzielen können.

Selbst mit einem Starterpaket für 4,99 € benötigte ich einige Stunden, um das besagte Upgrade zu schaffen. Angemerkt sei an dieser Stelle, dass ich damit gerade einmal sechs von dreizehn »Farmen« freigeschaltet habe, die im späteren Verlauf zusammen mit immerhin 45 Charakteren in 30 Episoden gepimpt werden wollen. Welche Kosten also in den mir fehlenden 24 Kapiteln noch auf mich zukommen, wenn ich bis ins Endgame vorzustoßen wage, lässt sich nur mit einer kräftigen Schnappatmung berechnen.

Unschaffbare Events

Wie gesagt ist Werbung ein Weg, um kostenlos an Dilithium zu gelangen. In regelmäßigen Abständen poppt ein geldgieriger Ferengi auf, der einem das Angebot unterbreitet, für 30 Kristalle einen Spot anzuschauen. Ich habe bisher noch nicht eruiert, wie oft man sich dieses Mittels bedienen darf, allerdings wäre es so gesehen notwendig, zwanzigmal Werbung zu schauen, um nur allein die oben genannte Sektion 31 auf Automatik zu schalten. Es gibt allerdings noch zwei weitere Möglichkeit, an Premiumwährung zu kommen.

Für das Schaffen von Kapiteln, Aufwertungen und andere Verdienste spendiert der Entwickler einen kleinen Bonus in Form von Kristallen oder Bronze-, Silber- und Goldboxen. Diese kann man auch über ein Tap-Event (so schnell wie möglich auf dem Bildschirm herumklopfen, um einen Endgegner zu besiegen) am Ende jedes Kapitels bekommen. Wer nun glaubt, jede Kiste enthielte Kristalle, irrt sich jedoch an dieser Stelle. Manchmal gibt es nur Charakter- oder andere Karten, die ebenfalls wichtig, und mit zunehmendem Spielverlauf immer schwerer zu ergattern sind.

Insgesamt bleibt es so auch trotz der kleinen Spritzen unmöglich, wirklich flüssig zu spielen. Vorgeblich, um dieses Manko ein wenig abzumildern, bietet das Spiel in regelmäßigen Abständen Events, wie das Voyage-Home-Special, in dem man eine angemessene Summe Dilithium und Latinum gewinnen kann, wenn man denn über die ersten beiden Stufen hinauskommt. Das ist allerdings ohne die aggressiv beworbenen Zusatzkäufe wiederum so gut wie unmöglich.

Das Event läuft 60 Stunden, wobei die ersten beiden Abteilungen noch relativ leicht freischaltbar sind. Für die dritte benötigt man schon 110 ac »Krill« (der Name der Eventwerbung) was einer eins mit 21 (sic!) Nullen oder einer Trilliarde Punkte entspricht. Nach über 14 Stunden stand mein Zähler jedoch gerade einmal bei 36,6 ac.

Mit anderen Worten: Die bisherige Spielzeit im Event mit einberechnet, benötige ich ohne Geldeinsatz alleine schon 30 von 60 Stunden, um Stufe 3 zu erreichen, wobei ich bis zur sechsten Ebene gelangen müsste, um die richtig coolen Boni abzugreifen. Das Event ist damit nicht viel mehr als ein ziemlich dreister Blender. Da lohnt es sich wesentlich mehr, die Startangebote mitzunehmen, wo man zum Beispiel für 1,99 € immerhin 450 Dilithium bekommt.

Fazit

Es ist schade. Das Thema passt, die Optik stimmt und die Dialoge sind witzig geschrieben. Dass Idle-Clicker darüber hinaus nettes Daddeln für zwischendurch beinhalten können, zeigen Vertreter wie Idle Clicker, Idle Miner und Co, wo man auch Progress ohne zu hohen Geldeinsatz erzielen kann. In Star Trek Lower Decks – The Badgey Directive geht es den Entwicklern allerdings offensichtlich überwiegend um das Portemonnaie der Spielerinnen und Spieler, statt um eine ausgewogene Balance zwischen Spielspaß und dem verständlichen Wunsch, Geld zu verdienen.

Wenn der Funfaktor groß genug ist, bin ich ja gerne bereit, hin und wieder fünf oder zehn Euro zu investieren. Für gute Arbeit zahle ich schließlich gerne. Doch wozu in Mariners Namen gibt es zwei Premiumwährungen, wenn nicht aus dem simplen Grund der Preisverschleierung? Und wieso will East Side ganz Ferengi-like schlappe zehn Euronen für ein Upgrade, dass sich dann auch noch hinter zwei Paywalls versteckt? Das grenzt an einer der miesen Abzockmaschen, wie sie in sogenannten »Free-to-Play«-Titeln leider immer mehr überhandnehmen.

Free to Play ist da auf Dauer nämlich gar nichts, nicht, wenn man mehr, als nur ein paar Stunden investieren möchte oder es mag, im Spiel voranzuschreiten. Hoffentlich nimmt sich East Side die vielen diesbezüglichen Beschwerden zu Herzen und bessert an dieser Stelle nach. Ein Monatspass mit doppelten Ressourcengewinn (den man ansonsten ebenfalls nur durch Werbung bekommt) und einem täglichen Dilithium-Boost für 4,99€ wäre eine angemessene Lösung, um Einnahmen zu generieren und Spielfreude zu garantieren.

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