Osterieds Sternenreise

Einmal quer durch Star Trek: #009: Dauer-Ripper, Knuddel-Tribbles & Darsteller an der Schwelle zum Porno

© Paramount

Peter Osteried reist durch über 50 Jahre “Star Trek” und lässt uns an seinem Rewatch teilhaben. Heute Tag 16, 17 und 18.

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Hier geht es zur Übersicht der Reihe, sollte jemand die vorigen Ausgaben verpasst haben. Bei Tag 1 finden sich auch einleitende Worte. Wir wünschen gute Unterhaltung!

Tag 16

Jack the Ripper im Weltall. Das ist ein Thema, das Science-Fiction-Autoren offenkundig immer wieder ansprach, so auch Jahre später J. Michael Straczynski in Babylon 5. Robert Bloch war wohl besonders von Jack fasziniert, hat er doch mit The Treasure of Jack the Ripper, Yours Truly Jack the Ripper (wurde einst in der Fernsehserie Thriller in den frühen 1960er Jahren verfilmt) und A Most Unusual Murder gleich mehrere Geschichten rund um den niemals gefassten Killer geschrieben.

In Der Wolf im Schafspelz macht er ihn zu einer Entität, die seit ewigen Zeiten existiert, die Körper von Menschen übernimmt und dann ihren Hass auf alles Leben, vor allem aber auf Frauen auslässt. Unter der Prämisse hat Scotty tatsächlich die Frauen getötet – weil die Entität in ihm war. Die Folge funktioniert als Gerichtsdrama, aber auch als Who-done-it?, denn nicht nur Kirk glaubt natürlich nicht an Scottys Schuld, auch wenn er mit blutigem Messer in der Hand über der Leiche gefunden wird. Das ist teils sogar etwas penetrant, da praktisch nichts für Scottys Unschuld spricht, Kirk und McCoy ihn aber unbedingt raushauen wollen.

Es ist im Grunde ein etwas trashiger Gedanke, Jack the Ripper ins All zu transferieren, aber die Folge hat was. Sie hat mir schon immer gefallen, weil das Mysterium um den Ripper eben auf fantastische Art und Weise gelöst wird. Am Ende ist die Entität nicht vernichtet, nur im All verstreut. Ein Wiedersehen gab es Jahrzehnte später in zwei Comic-Geschichten – eine mit der klassischen Crew zu Filmzeiten, die andere mit der nächsten Generation.

Tag 17

Kennen Sie Tribbles? ist die wohl witzigste Folge der ganzen Serie. Herrlich unbeschwert, locker, einschmeichelnd, wie ein Tribble halt. Man fühlt sich einfach gut. Dazu gibt es Klingonen, einen Agenten, einen schlitzohrigen Händler, den pompösen Captain Koloth (der wie Kor später bei Star Trek: Deep Space Nine dabei ist) und natürlich Tribbles. Jede Menge. Mehr als 1,7 Millionen, wie Spock ausrechnet. So viele sieht man nicht, aber man kann sich vorstellen, wie sie sich verbreiten. Es ist ja auch die reine Freude, sie überall auf der Enterprise zu sehen. Selbst auf Kirks Stuhl – und der Captain setzt sich drauf.

Die von David Gerrold geschriebene Geschichte ist zurecht ein Star Trek-Klassiker, und das querbeet durch alle Serien. Dies war auch schon immer die Folge, die man Leuten zeigt, die Star Trek nicht kennen oder meinen, nichts damit anfangen zu können. Die Tribbles waren so erfolgreich, dass sie in der Zeichentrickserie noch einmal vorkamen, und Star Trek: Deep Space Nine hat einige Figuren der Serie in die Handlung von Kennen Sie Tribbles? verlagert.

Das ist die Folge, die ich gefühlt am häufigsten gesehen habe, der Vergnüglichkeit beschert das aber keinen Abbruch. Im Gegenteil, ich freue mich immer auf manche Szenen, so die, in der Kirk die Luke des Getreidespeichers öffnet und die Tribbles auf ihn herunterregnen.

Tag 18

Manche Folgen sind nicht nur schlecht gealtert, sie waren vermutlich auch in den 1960er-Jahren schon von niederer Qualität. Die Rede ist von Meister der Sklaven. Das Ganze als miesen Pulp zu bezeichnen, wäre beleidigend für den miesen Pulp. Kirk, Uhura und Chekov werden von den Versorgern entführt, um neue Sklaven und Gladiatoren zu werden. Warum ausgerechnet die? Keine Ahnung. Aber sie treffen auf eine Ansammlung schrägster Gestalten. Die Kostüm-Abteilung hat hier echt alle Scham fallen lassen. Damit nicht genug: Angelique Pettyjohn, später in den Porno abgerutscht, erweist sich hier als Schauspielerin ohne Talent. Intensives Starren, steifes Staksen – das sieht einfach schlimm aus. Für Kirk gilt: Auch in der Sklaverei lässt er nichts anbrennen. Am Ende erwartet man fast, dass jeder Sklave aufsteht und ruft: „Ich bin Kirk.“ Oder: „Nein, ich bin Kirk“. Stattdessen trifft der Captain auf die Versorger. Das sind drei Gehirne in buntem Farbmix. So viel Gehirn in der Folge und so wenig Hirn, was die Erzählung betrifft. Echt traurig. Wer auch immer einen Star Trek-Rewatch plant, die Folge könnt ihr ihm Grunde überspringen.

So viel besser ist Epigonen. Als Kind in den frühen 1980er-Jahren mochte ich sie nicht so. Sie war mir zu sehr Crime, zumal ich die Serie Chicago 1930 aus den späten 1950er- und frühen 1960er-Jahren auch nie mochte. Erst der Film Die Unbestechlichen mit Sean Connery ließ mich das Sujet schätzen. Entsprechend bewerte ich Epigonen auch anders. Sicher ist es abstrus, dass eine Volk auf Basis eines Buchs über die Mafia in den 1920er-Jahren eine ganze Gesellschaft aufbaut, aber wie das hier gezeigt ist, ist zumindest konsequent. Der sprachliche Schlagabtausch von Kirk mit den Bossen ist schön schrill und typisch 1970er-Jahre-Syncho. Einfach herrlich. Auch cool: Kirk und Spock im Anzug mit Hut. Aber man muss schon sagen, dem alten Vulkanier steht die Kluft deutlich besser.

Unsere Reihe Osterieds Sternenreise – Einmal quer durch Star Trek wird lose fortgesetzt.

Dadurch ergibt sich mit der Zeit ein schönes Rewatch-Tagebuch mit sehr persönlichen Betrachtungen eines langjärigen Fans und Schreibers.

Peter Osteried schreibt auch Bücher. Dazu gehören folgende Werke:

Interview mit Marilyn Monroe (Roman) – erscheint am 2. Mai 2024!

Es lebe der Planet der Affen

Es lebe Battlestar Galactica

Die Babylon 5-Chronik – Band #1

Die Babylon 5-Chronik – Band #2

Die Babylon 5-Chronik – Band #3

Die Babylon 5-Chronik – Band #4

Die Babylon 5-Chronik – Band #5

Die Babylon 5-Chronik – Band #6

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Er ist außerdem Herausgeber und Redakteur der Zeitschriften MOVIESTAR, MOVIESTAR RETRO, TV SERIEN HIGHLIGHTS und DVD BLURAY SPECIAL aus seinem IMMUNDULA VERLAG.

Die Zeitschriften gibt es auch im Shop beim Verlag in Farbe und Bunt.

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