Loulie al-Nazari ist in Madinne, der Stadt des Sultans, als die legendäre Mitternachtshändlerin bekannt: Sie handelt mit magischen Relikten und der illegalen Magie der Dschinn. Selbstbewusst bietet sie auf dem geheimnisvollen Nachtmarkt ihre wertvollen Schätze an und sticht damit spielend alle ihre Konkurrenten aus. Dank ihres treuen Leibwächters Qadir weiß sich Loulie in Sicherheit und genießt ihr Leben.
Doch was die anderen nicht wissen: Hinter der Fassade der stolzen Händlerin steckt eine verletzliche junge Frau, die ihre Familie sowie ihren ganzen Stamm bei einem grausamen Überfall verloren hat. Qadir, dem sie ihr Leben zu verdanken hat, weicht ihr seitdem nicht mehr von der Seite. Doch auch er hütet ein dunkles Geheimnis: In Wirklichkeit ist er ein Dschinn, auf die der Sultan mit seinen Soldaten unerbittlich Jagd macht, da sie seine geliebte Frau umgebracht haben.
Ali Babi und die 40 Räuber trifft Aladdin und die Wunderlampe
Als Loulie eines Tages den abenteuerlustigen Yousef kennenlernt, der in die Fänge einer mächtigen Dschinn gerät, ahnt sie nicht, welche Folgen das noch für sie haben wird: Ist Yousef doch in Wahrheit Prinz Mazen, der Sohn des Sultans, der nichts so sehr liebt wie eine spannende Geschichte und seine Freiheit außerhalb der Palastmauern. Doch Mazen hat die Rechnung ohne seinen Bruder gemacht, Prinz Omar, der die 40 Räuber, erbitterte Dschinn-Jäger, befehligt und das Geheimnis seines kleinen Bruders ausnutzt, um einen Gefallen von ihm zu erpressen.
Gemeinsam mit der Mitternachtshändlerin, ihrem Dschinn-Leibwächter Qadir und der Diebin Aisha, eine von Omars 40 Räubern, soll Mazen für den Sultan ein altes Erbstück ihrer Familie aufspüren: die geheimnisvolle Wunderlampe, die angeblich den mächtigsten aller Dschinns beherbergen soll. Ihre Reise in das unergründliche Sandmeer ist voller tödlicher Gefahren. Wahrheit entpuppt sich als Lüge und Lüge wird zur Wahrheit, Freunde werden zu Feinden und Feinde zu Freunden.
Dunkler Zauber aus Tausend und einer Nacht
Chelsea Abdudllah ist mit ihrem Debüt-Roman Der Sternenstaubdieb ein großer Wurf gelungen. Geschickt verwebt sie die Geschichten aus Tausend und einer Nacht mit den spannenden Abenteuern aus einer magischen Wüstenwelt, in der die Menschen unerbittlich Jagd auf die Dschinn machen. Doch die Zaubermacht der Dschinn ist groß und ein einzelner Mensch kann sie kaum überwinden. Klingt die Geschichte zu Beginn noch nach einem schönen, mystischen Wüstenabenteuer werden die Ereignisse stetig dunkler: Es kommt zu blutigen Massakern, eine Armee von Ghulen fällt über die Abenteurer her und die Königin der Dünen sucht Macht über die Menschen zu gewinnen, um sie zu beherrschen.
Mit dem Sandmeer hat Abdullah ein eindrucksvolles Setting für ihren Roman geschaffen, in dem sie als amerikanisch-kuwaitische Schriftstellerin, in Kuwait geboren und aufgewachsen, viel von den Mythen und Erzählungen der arabischen Welt einfließen lässt. Auch die klassischen arabischen Geschichtenerzähler erweckt sie in der Figur des alten Rhubas wieder zum Leben: Die Erzählungen sind, wie auf altem Pergament gestaltet, sehr schön in die Haupthandlung eingebunden.
Wie immer in der Hobbit-Presse ist auch das ganze Buch sehr schön gestaltet – sowohl der Einband mit geprägtem Überzug als auch der Umschlag, den die Silhouette des Sultanpalasts und ein Amulett ziert, in das die geheimnisvolle Wunderlampe eingearbeitet ist. Der Vorsatz enthält eine Karte, die Erstauflage ist zudem mit einem prächtigen Farbschnitt ausgestattet. Der Sternenstaubdieb ist, 576 Seiten stark, am 15. Februar erschienen. Im englischen Original erscheint The Ashfire King, der zweite Band der Sandsea-Trilogie, bereits am 15. April dieses Jahres.
