Andere Welten

Bücherecke: Tomi Adeyemi: Children of Blood and Bone: Goldener Zorn

© S. Fischer Verlag

Fantasy mit afrikanischen Wurzeln: „Children of Blood and Bone: Goldener Zorn“ von Tomi Adeyemi ist in einer exquisiten Neuauflage mit Farbschnitt erschienen. Birgit Schwenger meint: zugreifen!

© S. Fischer Verlag

Die junge Zélie Adebola lernt mit anderen jungen Mädchen aus ihrem Dorf bei Mama Agba. Was nach außen hin eine Schneiderei zu sein scheint, ist in Wirklichkeit eine Schule, in der sie insgeheim zu Kämpferinnen ausgebildet werden. Denn sie sind die Kinder der Maji, der alten magischen Clans, die über die Naturgewalten und Elemente gebieten und in Kontakt zu den Göttern stehen. Doch Saran, der König von Orïsha, hat die Maji vor 11 Jahren in der Blutnacht von seinen Soldaten ermorden lassen, und die Magie verschwand. Nur wenige Maji haben in Verstecken überlebt. Ihre Kinder, die Divinés, die einst mit 13 Jahren ihre magische Gabe erhalten haben, leben in ständiger Gefahr, ebenfalls umgebracht zu werden. Durch ihre weißen Haare sind sie sofort als Rechtlose erkennbar: Sie werden als »Maden« diskriminiert und fristen meist ein sklavenähnliches Dasein – gedemütigt und ständig der Willkür des Königs und seiner Soldaten ausgesetzt.

Zélie lebt mit ihrem Vater, einem Fischer, und ihrem Bruder Tzain, im Küstendorf Ilorin. Beide sind Kosidàn, Orïshaner ohne Magie, und bieten Zélie einen gewissen Schutz, sind aber gleichzeitig als Angehörige einer Diviné auch Drangsalierungen ausgesetzt. Als Zélie und Tzain versuchen, den gefangenen Fisch auf dem Markt in Lagos gegen Geld zu tauschen, geraten sie in eine Auseinandersetzung mit den Soldaten des Königs, die ein junges Mädchen jagen: Ausgerechnet Prinzessin Amari, König Sarans Tochter, der für den Mord an Zélies Mutter verantwortlich ist, bittet Zélie um Hilfe und Schutz vor den Soldaten!

Aus vermeintlichen Feindinnen werden Verbündete, denn Amari will das Königreich wieder vereinen und die Magie zurückzubringen. Gemeinsam mit Tzain und der Löwenesse Nailah, ihrem treuen Reittier, begeben sie sich auf eine lebensgefährliche Mission, um die Magie wieder zu erwecken und die Maji vor dem endgültigen Untergang zu bewahren. Doch ein gefährlicher Verfolger ist ihnen bereits auf der Spur: Prinz Inan, der im Namen seines Vaters den Verrat seiner Schwester sühnen und die Magie endgültig vernichten soll.

»Black Panther mit Magie«

Mit diesen Worten hat Tomi Adeyemi den Inhalt ihres Debütromans zusammengefasst – und das trifft es in der Tat sehr gut. Die US-amerikanische Autorin bringt mit der Einbindung afrikanischer Mythen und Legenden frischen Wind in das Fantasy-Genre. Als Erwachsene begann sie sich, mit ihren nigerianischen bzw. yorubischen Wurzeln auseinanderzusetzen, was sie schließlich zum Schreiben von Children of Blood and Bone inspirierte, dem ersten Band ihrer Legacy of Orïsha-Trilogie, der mit mehreren Preisen ausgezeichnet und ein internationaler Bestseller wurde. Auch eine Filmadaption unter der Regie von Gina Prince-Bythewood (The Old Guard) ist bereits in Arbeit.

Die deutsche Übersetzung von Andrea Fischer erschien, 623 Seiten stark, erstmals 2018 im S. Fischer Verlag und ist jetzt – zeitgleich zur Erstveröffentlichung des dritten und letzten Bandes der Trilogie – in einer wunderschön gestalteten Neuausgabe als Klappbroschur veröffentlicht worden, die eine wahre Zierde für jedes Bücherregal ist. Der Verlag empfiehlt das Buch zwar ab 14 Jahren, aber es ist genauso für ältere Leser und Leserinnen geeignet, zumal einige Stellen, vor allem die Schilderung der mörderischen Blutnacht, sehr drastisch und reichlich brutal sind. Children of Blood and Bone ist ein Fantasy-Roman mit ausschließlich schwarzen Protagonisten, der in Afrika spielt und zur Abwechslung einmal nicht in einem mittelalterlichen Land, das Europa ähnelt. Mit Zélie hat Adeyemi eine starke weibliche Heldin geschaffen, die aktiv gegen Rassismus und Unterdrückung kämpft und für die Rechte von Frauen und Mädchen eintritt, ohne dass der Roman dadurch zu einem moralischen Pamphlet wird. Mitreißend und spannend aus wechselnden Perspektiven erzählt, setzt sich die Autorin für ein friedliches Zusammenleben unterschiedlicher Gruppen und Lebensweisen, den Wert von Kunst und Kultur, Freundschaft und Liebe entgegen aller Vorurteile ein. Durch die Vielfalt der Charaktere – mit Tzain und Inan sind auch zwei starke männliche Hauptfiguren präsent – gelingt es ihr geschickt, eine breite Schicht an Lesern anzusprechen und zu fesseln. Am Ende des ersten Bandes will man schließlich nur noch eins: Sofort den zweiten Band weiterlesen!

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