Was gibt es Schöneres, als sich die langen dunklen Winternächte schön gemütlich im Warmen mit gruseligen Schauergeschichten zu vertreiben? Sechs Geschichten britischer Autor*innen bieten dazu allerbeste Voraussetzungen. Ob Dämonen, Geister oder andere grausige Gestalten – hier läuft einem beim Lesen garantiert ein kalter Schauder den Rücken hinunter.
Britischer Horror vom Feinsten
In der ersten Geschichte von Bridget Collin muss sich eine Schriftstellerin in einem alten Fachwerkhäuschen eines Steinernen Dämons erwehren. Man spürt förmlich, wie die Kälte und die dunklen Schatten durch jede Ritze ins Haus eindringen und der von Selbstzweifeln geplagten Autorin (fast?) den Verstand rauben. Noch grausiger geht es in Das Alte Theaterstück von Andrew Michael Hurley zu: Jedes Jahr an Silvester wird das berühmte Alte Stück im People’s Playhouse aufgeführt. Wie schon sein Vater, so spielt auch Morgan die Rolle des Bettlers, der ursprünglich eine ähnliche Rolle wie in der Legende vom Heiligen Nikolaus hatte. Aber über die Jahre hat das Komitee aus Stadtoberen das Stück jedoch weiterentwickelt, um von Jahr zu Jahr eine opulentere Inszenierung anbieten zu können. Dieses Jahr soll das Stück mit einer ganz besonderen Sensation aufwarten …
Stephen King empfiehlt
Mit ihren Erzählungen Ada Lark und Jenkin betreten Jess Kidd und Catriona Ward die Gefilde des Übernatürlichen: Eine Séance verläuft ganz anders als geplant, aber wie kann Madame Bellrose auch ahnen, dass auf einmal echte Geister bei ihrem Spukspektakel mitmischen? Und in Jenkin lässt Stephen King herzlich grüßen, der Catriona Ward und ihre Geschichten wärmstens empfiehlt. Kein Wunder also, dass einen bei dieser Geschichte über eine Lügnerin das kalte Grausen packt. Bei den letzten beiden Geschichten gefriert einem dann endgültig das Blut in den Adern: Susan Stokes-Chapman lässt ihre Protagonistin Honoria Joseph auf dem Witwenweg vom rechten Pfad abkommen: Die exquisite Fächermacherin ist von ihrem Mann verlassen worden und soll für die Tochter von Lord Whiting ein ganz besonderes Kunstwerk erschaffen, das noch dazu bis zum Ball an Weihnachten fertig sein muss.
In Das Lied von Glocken und Ketten von Laura Purcell fristet die verarmte Edeldame Abigail Scott ihr trauriges Dasein als Gouvernante der Kinder einer Adelsfamilie. Die fleißige und brave Florence hat sie ins Herz geschlossen, die anderen Kinder sind ihrer Meinung nach verzogene Blagen, die ihre Geschenke vom Nikolaus gar nicht verdienen. So lässt Abigail in ihrer Gute-Nacht-Geschichte für die Kinder den Krampus auferstehen …
In der Tradition der Schauermärchen
Die Grenzen zwischen den Lebenden und den Toten verwischen, Dämonen aus der Anderswelt verschaffen sich Zutritt zu den Leben der Menschen oder rauben ihnen den Verstand. Was ist Wirklichkeit und was nicht? Jede Geschichte hat ihren ganz eigenen, unheimlichen Zauber. Nicht immer sind magische Wesen die Monster, das Unheimliche lauert überall und lässt manchmal in tiefere menschliche Abgründe blicken, als es der Phantasie möglich scheint.
Nach Schaurige Nächte: Unheimliche Geschichten für den Winter legt der Dumont-Verlag mit Wintergeister einen zweiten Band mit zum Teil sehr gruseligen Schauergeschichten vor – genau das richtige für frostige Winternächte. Die gebundene Ausgabe ist mit Schutzumschlag erschienen, den eine feine Silberfolienprägung ziert. Die Namen der Autor*innen finden sich auf den Blättern der Pflanze verteilt, das farbige Vorsatzpapier und das Lesebändchen runden die gelungene Ausgabe ab. Bleibt zu hoffen, dass Dumont diese schöne Tradition im nächsten Winter mit einem weiteren Band fortführt.
Wer auf den Geschmack kommen ist, dem seien weitere Bücher der Erzähler*innen empfohlen: Ob Die verborgenen Stimmen der Bücher von Bridget Collins, Teufels Tag von Andrew Michael Hurley, Der Freund der Toten von Jess Kidd, Das Erbe der Pandora von Susan Stokes-Chapman oder Die stillen Gefährten von Laura Purcell – es gibt noch weitere phantastische Geschichten britischer Autorinnen und Autoren zu entdecken.