Hier geht es zur Übersicht der Reihe, sollte jemand die vorigen Ausgaben verpasst haben. Bei Tag 1 finden sich auch einleitende Worte. Wir wünschen gute Unterhaltung!
Tag 40
Das Geheimnis der Stasisbox ist schon alleine deswegen eine interessante Folge, weil hier Spock, Sulu und Uhura im Mittelpunkt stehen. Sie bekommen des mit den Kzinti zu tun (nicht zu verwechseln mit den Xindi aus Star Trek: Enterprise). Das sind Tiermenschen, die in rosa Uniformen herumlaufen und darum auch Assoziationen mit Paulchen Panther wecken. Sie wollen eine Waffe, mit der sie das Joch der Föderation abstreifen können, weil sie nicht mehr brutal und gewalttätig sein dürfen. Am besten aber ist, dass sie Fleischfresser sind und Vegetarier und Pflanzenfresser wie Spock verachten. Die Sprüche sind gerade in der Retrospektive zum Wegwerfen komisch. Die Episode ist übrigens von Larry Niven, Schöpfer der Ringwelt-Romane, und basiert auf einer Kurzgeschichte von ihm. Darum durfte er auch Kirk weglassen, weil Spock, Uhura und Sulu besser als Ersatz für die Figuren dienten, die in seiner Kurzgeschichte The Soft Weapon dabei waren.
In Auf der Suche nach Überlebenden machen sich Kirk, Spock und McCoy auf, nach Schiffbrüchigen zu suchen, geraten aber ebenso wie diese in einen außerirdischen Zoo. Die superintelligenten Riesenschnecken erkennen die Menschen nicht als intelligent an. Irgendwie kann man das gut verstehen. Am amüsantesten ist das rote Wassermonster, dem das Trio am Anfang begegnet. Man fühlt sich hier an die Gewinner von Wettbewerben wie „Der hässlichste Hund der Welt“ erinnert.
Tag 41
In Das gestohlene Gehirnwellenmuster muss der Jihad, der heilige Krieg, verhindert werden. Ziemlich starker Tobak für eine auf Kinder abzielende Serie. Aber egal, dies ist eine der eher hundsmiserablen Folgen. Schlecht geschrieben, schlecht umgesetzt. Die Zeichnungen sehen zwar selten gut aus, wenn hier gelaufen wird, ist das aber noch mal eine Stufe schlechter. Ein ziemlich maues Staffelfinale. Danach war in den USA erstmal einige Monate Schluss bevor die zweite Staffel mit mageren sechs Folgen kam.
Der Auftakt Die Piraten von Orion ist auch nicht gerade das Gelbe vom Ei. Die Orioner sind hier blau (mit grünen Kostümen)! Kirk muss sich mit ihnen herumschlagen, weil sie ein Medikament geklaut haben, das Spock zum Überleben braucht. Die Geschichte ist von Howard Weinstein, damals 19 Jahre jung, und später Autor von Star Trek-Comics und Romanen, die – das muss man auch sagen – besser sind als diese Folge.
Gefährliche Prüfung ist nach einem Skript von David Gerrold entstanden. Hier haben es Kirk und Co. mit einem Botschafter zu tun, der evaluieren soll, ob die Föderation überhaupt würdig ist. Bem heißt der gute Mann, eigentlich ja das Akronym für Bug-Eyed-Monster. Aber das ist er nicht. Er ist ein Mehrteilwesen. Was für’n Ding? Jemand, der sich in Einzelteile zerlegen kann, die dann herumschweben. Das ist amüsant, ebenso wie die Art, wie Bem spricht. Man kann ihn sich als Mischung aus Yoda und Mr. Miyagi vorstellen. Oder anders gesagt: Er war ein guter Vorläufer von beiden. Bemerkenswert ist die Folge aber vor allem, weil es das erste Mal ist, dass Kirk seinen vollen Namen ausspricht. Tiberius als zweiter Vorname war in der Sekundärliteratur gesetzt, nachdem David Gerrold ihn aufgebracht hatte, ist aber niemals innerhalb einer Folge ausgesprochen worden. Diese Folge macht ihn nun offiziell, auch wenn Gene Roddenberry sie nicht als Kanon ansah. Aber das wurde er ja dann.
Tag 42
Wüste Scherze ist genau die Folge, die man gerne real verfilmt gesehen hätte. Wie die Enterprise den Leuten allerhand Scherze zumutet, ist einfach herrlich schräg. Interessant ist die Folge aber auch, weil der Erholungsraum eingeführt wird. Das ist im Grunde die Vorstufe des Holodecks, denn hier kann man täuschend echt Landschaften nachahmen – nur Menschen fehlen noch. So etwas wollte Gene Roddenberry schon in der dritten Staffel haben, das Budget zur Umsetzung fehlte jedoch.
Konventionell ist Dr. McCoy unter Anklage. Der gute Doktor könnte vor knapp zwei Jahrzehnten eine Seuche ungewollt verbreitet haben. Humbug natürlich, aber ein guter Hintergrund für eine Folge, in der er der Retter des Tages sein darf – nachdem Kirk und Co. erst blau und dann sogar grün geworden sind.
Ebenso typisches Star Trek ist Kulkulkan – Der Mächtige. Wie bei Der Tempel des Apoll trifft die Enterprise hier auch auf ein Wesen, das auf der Erde als Gott verehrt wurde und es irgendwie nicht fassen kann, dass das jetzt nicht mehr der Fall sein soll. Bemerkenswert ist eigentlich nur, dass man eine Gottheit der Maya-Kultur genutzt und das auch als Anlass genommen hat, mit Walking Bear einen Native American als Mitglied der Sternenflotte zu zeigen.
Den Abschluss der Zeichentrickserie bildet Flucht aus einem anderen Universum. Hier lernt man Commodore Robert April kennen, einst der erste Captain der Enterprise. Diese Folge zerlegt so etwas die Tatsache, dass die Zeichentrickserie als Kanon angesehen wird. Und das nicht, weil Robert April in Star Trek: Strange New Worlds von einem farbigen Schauspieler dargestellt wird, sondern weil man hier erklärt, dass die Enterprise das erste Schiff der Sternenflotte mit Warp-Antrieb war. Genaugenommen sagt man sogar: der Föderation. Aber Star Trek: Der erste Kontakt zeigte etwas anderes und Star Trek: Enterprise sowieso. Dort ist die Enterprise zwar das erste Sternenflottenschiff mit Warp-Antrieb, aber es ist eben nicht die Enterprise mit der Kennnummer NCC-1701. Ginge man von dieser Folge hier aus, dann könnte die Sternenflotte auch erst seit maximal 50 Jahren über Warpantrieb verfügen. Übrigens wird hier in der Synchronisation auch das erste Mal von Sternenflotte und nicht Raumflotte gesprochen.
Die Zeichentrickserie ist sehenswert, aber nicht der Zeichnungen wegen. Die sind selbst für den Standard der 1970er-Jahre eher schlecht. Dass an allen Ecken und Enden gespart wurde, sieht man auch an den Augen. Es gibt nicht das Weiße, sie haben einfach die Hautfarbe der Protagonisten. Aber die Geschichten sind mehrheitlich sehr gut gealtert und können oft mit denen der Realserie mithalten.
Damit ist die erste Animationsserie abgeschlossen. Nächste Woche geht es mit den Kinolfilmen weiter.
Unsere Reihe Osterieds Sternenreise – Einmal quer durch Star Trek wird lose fortgesetzt.
Dadurch ergibt sich mit der Zeit ein schönes Rewatch-Tagebuch mit sehr persönlichen Betrachtungen eines langjärigen Fans und Schreibers.
Peter Osteried schreibt auch Bücher. Dazu gehören folgende Werke:
Interview mit Marilyn Monroe (Roman)
Die Babylon 5-Chronik – Band #1
Die Babylon 5-Chronik – Band #2
Die Babylon 5-Chronik – Band #3
Die Babylon 5-Chronik – Band #4
Die Babylon 5-Chronik – Band #5
Die Babylon 5-Chronik – Band #6
Er ist außerdem Herausgeber und Redakteur der Zeitschriften MOVIESTAR, MOVIESTAR RETRO, TV SERIEN HIGHLIGHTS und DVD BLURAY SPECIAL aus seinem IMMUNDULA VERLAG.
Die Zeitschriften gibt es auch im Shop beim Verlag in Farbe und Bunt.