Hier geht es zur Übersicht der Reihe, sollte jemand die vorigen Ausgaben verpasst haben. Bei Tag 1 finden sich auch einleitende Worte. Wir wünschen gute Unterhaltung!
Nach dem Abschluss der ersten Zeichentrickserie aus den 70er-Jahren geht es diesmal mit den klassischen Kinofilmen weiter.
Tag 43
Den ersten Kinofilm Star Trek – Der Film habe ich erstmals in den frühen 1980er-Jahren gesehen, ausgeliehen aus einer Videothek, die die Filme nicht frontal mit dem Cover ausstellte, sondern jede Kassette in eine neutrale, weiße Hülle steckte, nebeneinanderstellte und Leitz-Ordner bereithielt, in denen man die Cover ansehen konnte. Ich war damals so etwa acht Jahre alt, ich kannte die Serie aus dem Fernsehen, war aber vor allem durch den ersten Star Wars-Film zum Science-Fiction-Fan geworden. Kurz gesagt: Ich langweilte mich kolossal. Auch heute ist Star Trek – Der Film nichts, das man als spannend bezeichnen könnte. Im Lauf der Jahrzehnte habe ich ihn in den verschiedenen Fassungen wohl ein Dutzendmal gesehen. Und was soll ich sagen: Ich habe eine Wertschätzung für den Film entwickelt. Die Geschichte ist natürlich nur ein Derivat der Folge Ich bin Nomad, die Auflösung mit der Voyager-Sonde fand ich aber damals schon faszinierend, und tue es heute immer noch.
Vor allem aber liebe ich die Erhabenheit dieses Films. Das Majestätische der Bilder. Wenn Kirk und Scotty mit einer Fähre zur Enterprise fliegen und man das Schiff minutenlang aus allen möglichen Perspektiven sieht, während Jerry Goldsmiths bombastische Musik das untermalt, ist das ein erhebendes Gefühl. Das ist sogar meine Lieblingsszene des Films. Diese Langsamkeit würde sich heute niemand mehr trauen (ebenso wenig eine Ouvertüre, die auf das Kommende einstimmt).
Die Figuren fühlen sich ein wenig kalt an, das mag aber auch an den echt hässlichen Uniformen liegen. Ich breche auf jeden Fall eine Lanze dafür, Star Trek – Der Film häufiger zu sehen. Dann stellt sich die Frage nach Spannung gar nicht mehr, da man die Geschichte gut kennt. Es geht dann nur noch um das Gefühl, und das ist einfach gewaltig. Das Einzige, was ich wirklich bedaure, ist der Umstand, dass ich nie die Gelegenheit hatte, den Film im Kino zu sehen. Die auch heute noch eindrucksvollen Spezialeffekte schreien geradezu nach der großen Leinwand.
Tag 44
Nach wie vor der beste Film ist Star Trek II – Der Zorn des Khan. Ich habe ihn seinerzeit das erste Mal als Leih-Video aus der Videothek gesehen – übrigens nach dem dritten Teil erst. Aber das ist lange her. Seitdem dürfte ich ihn an die 20-mal gesehen haben. Das ist eine konservative Schätzung, die darauf fußt, dass ich Unmengen an Dialogen einfach mitsprechen kann (mich aber zurückhalte, wenn ich ihn in Gesellschaft sehe). Der Film ist für mich der Goldstandard, was Star Trek betrifft. Ich mag die ruhigen Momente, die Szenen mit Kirks Geburtstag, aber auch die Tatsache, dass es hier ums Älterwerden geht. Das schätze ich heute noch mehr, da ich mich altersmäßig dem von Kirk aus diesem Film langsam annähere. Am Ende erklärt er, er fühle sich jung – und das kann ich perfekt nachvollziehen.
Grandios ist Ricardo Montalban, im Deutschen noch mehr, da er die wunderbare Stimme von Heinz Petruo hat – er hat damals auch Darth Vader seine Stimme geliehen. Überhaupt: Khan ist – und das ist ein erzählerisches Element, das bei Star Trek immer wieder zum Tragen kam – ein Getriebener, ein von seiner Obsession Aufgefressener. Ein moderner Ahab – mit Kirk und der Enterprise als seinem weißen Wal. Als er die Enterprise erspäht und zweimal „Da ist sie“ ausruft, muss man an Ahabs „There she blows“ denken.
Apropos Stimmen: In diesem und dem nächsten Film wird William Shatner von Klaus Sonnenschein gesprochen. Wieso die Umbesetzung kam, weiß ich nicht, und mit dem vierten Film war G.G. Hoffmann auch wieder dabei, aber ich finde, dass Sonnenschein noch besser passt. Er kommt Shatners eigener Stimme weit näher.
Der Film ist actionreich, emotional, dramatisch, sieht wunderbar aus (auch wenn Szenen mit der das Dock verlassenden Enterprise einfach aus Star Trek – Der Film übernommen wurden) und endet angemessen tragisch. Der Film bedient die komplette Klaviatur der Emotionen, vor allem natürlich, wenn man Star Trek liebt.
Unsere Reihe Osterieds Sternenreise – Einmal quer durch Star Trek wird lose fortgesetzt.
Dadurch ergibt sich mit der Zeit ein schönes Rewatch-Tagebuch mit sehr persönlichen Betrachtungen eines langjärigen Fans und Schreibers.
Peter Osteried schreibt auch Bücher. Dazu gehören folgende Werke:
Interview mit Marilyn Monroe (Roman)
Die Babylon 5-Chronik – Band #1
Die Babylon 5-Chronik – Band #2
Die Babylon 5-Chronik – Band #3
Die Babylon 5-Chronik – Band #4
Die Babylon 5-Chronik – Band #5
Die Babylon 5-Chronik – Band #6
Er ist außerdem Herausgeber und Redakteur der Zeitschriften MOVIESTAR, MOVIESTAR RETRO, TV SERIEN HIGHLIGHTS und DVD BLURAY SPECIAL aus seinem IMMUNDULA VERLAG.
Die Zeitschriften gibt es auch im Shop beim Verlag in Farbe und Bunt.