Hier geht es zur Übersicht der Reihe, sollte jemand die vorigen Ausgaben verpasst haben. Bei Tag 1 finden sich auch einleitende Worte. Wir wünschen gute Unterhaltung!
Heute geht es mit Star Trek: The Next Generation los. Zum Eingrooven für euch gibt es direkt zwei Tage mit einigen spannenden Episoden der Serien-Frühphase.
Tag 47
Ein Wiedersehen mit DeForest Kelley gibt es im Pilotfilm von Star Trek: The Next Generation. In Mission Farpoint ist er kurz als alter Admiral zu sehen – der Name McCoy wird nicht genannt, aber es ist klar, um wen es sich handelt. Immerhin vergewissert er sich auch, dass Data keine spitzen Ohren hat. Damals drehte man gerne 90-minütige Pilotfilme. Die haben das Problem, dass sie einigermaßen zäh sind, weil die Geschichten meist nicht genug für die Laufzeit hergeben. Das ist hier nicht anders, die Vorstellung der Figuren ist aber ganz gut gelungen. Ich habe den Film zuerst auf VHS-Kassette gesehen. So wurde der in den späten 1980er-Jahren veröffentlicht, bevor die Serie ihr Heim beim ZDF gefunden hat. Aus heutiger Sicht ist dabei besonders schräg, dass es eine eigene Synchronisation dafür gab. Die ist im direkten Vergleich zur späteren vom ZDF deutlich schlechter. Und dennoch ist es schade, dass man sie gar nicht mehr zu hören bekommt, außer man wirft die uralten VHS-Kassetten in einen ebenfalls uralten Videorekorder.
Gedankengift ist die erste reguläre Folge und eine Fortsetzung von Implosion in der Spirale. Wie damals drehen auch hier langsam alle durch. Das ist gut, um die Figuren weiter zu vertiefen. Ein bisschen Humor ist auch dabei. Als Auftakt gar nicht schlecht, obwohl man im Grunde besser gefahren wäre, erstmal ein paar „normale“ Episoden zu bringen. Dennoch: Es ist durchaus auch schlau, eine Folge wie diese frühzeitig zu bringen, da sie direkten Bezug auf die klassische Serie nimmt.
Das erste echte Ärgernis ist Der Ehrenkodex, in der ein Herrscher Tasha Yar entführt und des dann zum Kampf seiner Frau mit der Sicherheitschefin kommt. Man könnte sagen: Das ist klassisches Star Trek. Aber auch nur, wenn man die dritte Staffel der alten Serie als Maßstab nimmt. Im Rückblick sind die Kostüme der Einheimischen besonders peinlich – als hätte man den Sarotti-Mohr (der längst nicht mehr so heißen darf) als Vorbild genommen. Die Folge hat ein gewisses rassistisches Flair, nicht nur der Klamotten wegen, sondern auch, weil die Einheimischen praktisch als Wilde gezeigt werden. Sexistisch ist die Geschichte zudem auch.
In Der Wächter gibt es den ersten Auftritt von den Ferengi. Einer von ihnen wird sogar von Armin Shimerman gespielt. Aber bei Gott, sind das abgrundtief schlechte Figuren! Dieses geduckte Herumkrauchen auf dem Planeten sieht peinlich aus, die Dialoge sind schmerzhaft schlecht und die Darbietung mit den langgezogenen Worten auch. Die Geschichte um den Wächter eines seit Jahrhundertausenden untergegangen Reichs ist auch mau. In negativer Sicht eindrucksvoll ist aber, wie die Serie aussieht. In der ersten Staffel liefen die Protagonisten häufig noch auf Pappfelsenwelten herum, die mit ihrem knallbunten Himmel an die Produktionsumstände der klassischen Serie erinnerten. 20 Jahre später hätte das aber nicht mehr sein müssen. Oder sollten damit vielleicht die Fans der alten Serie abgeholt werden? Es sieht auf jeden Fall billig aus.
Der Reisende ist eine schöne Folge, da die Enterprise hier Millionen Lichtjahre reist, hin zu einer Existenzebene, in der Gedanken real werden. Picard sieht hier seine alte Mutter. Das scheint auf den ersten Blick eine Diskrepanz mit der zweiten Staffel von Star Trek: Picard zu sein, da man dort erfährt, dass Jean-Lucs Mutter jung gestorben ist. Aber es wird auch erklärt, dass er sie sich gerne als alte Frau vorgestellt hat – und das sieht man in dieser Folge. Der Look dieser weit entfernten Galaxie ist einfach wunderschön, die Geschichte mitreißend, da der Reisende sehr sympathisch dargestellt wird. Er gibt Picard auch mit auf dem Weg, dass Wesley Crusher etwas Besonderes ist und gefördert werden muss. Das ist dann auch die Erklärung, wieso der Junge so stark in die Geschichten der Serie involviert wurde. Nervig ist Wesley Crusher aber dennoch, auch nach all der langen Zeit. Die hat nicht dazu geführt, dass ich die Figur irgendwie anders sehen würde.
Tag 48
Die geheimnisvolle Kraft ist eine eher ruhige Folge – über ein Wesen, das versehentlich auf der Enterprise landet und wie E.T. nur nach Hause will. Interessant ist sie eigentlich nur wegen zwei Dingen: Colm Meaney taucht nach dem Pilotfilm wieder auf, erneut in einer namenlosen Rolle. Und Data entdeckt sein Faible für Sherlock Holmes. Die Gala-Uniformen sehen auch stark aus – wie Kleider. Da war Star Trek zu einer frühen Zeit schon recht genderfluid, was die Klamotten betraf.
Mit Das Gesetz der Edo wurde ich früher nicht so recht warm, vielleicht werde ich nachsichtig, ich fand sie diesmal ganz gut. Oder aber sie sticht einfach aus der Zahl der doch schlechten Folgen der ersten Staffel hervor. Die Edo erinnern an die Eloy aus Die Zeitmaschine. Sie sind immer laufend unterwegs und sie vögeln, wo es sich anbietet. Eine Szene spielt praktisch während einer Orgie, natürlich nach den züchtigen Standards einer Fernsehserie aus den 1980er Jahren. Leute, die Wesley Crusher nicht mögen, hofften damals wohl, dass Picard sich an die Hauptdirektive hält und zulässt, dass der Kleine exekutiert wird.
Die Ferengi, die Zweite. Die Schlacht von Maxia ist genauso übel wie der erste Aufritt der Ferengi. Klar, man erfährt ein bisschen über die Starfleet-Vergangenheit von Picard, aber ansonsten saugt einem diese Folge das Leben aus. Nicht nur, aber schon auch wegen den nach wie vor hundsmiserabel gestalteten Ferengi.
Die Rückkehr von Q in Rikers Versuchung ist da schon deutlich angenehmer. Weil es Laune macht, ihn immer wieder in anderen Verkleidungen zu sehen. Zusammen mit dem Ende, wenn er abberufen wird, erinnert das alles an den Possenreißer Trelane in Tödliche Spiele auf Gothos. Riker erhält Qs Macht, die ihn auch sogleich verändert, weil absolute Macht auch absolut korrumpiert. Das wird hier etwas mit dem Holzhammer präsentiert und verläuft viel zu schnell, aber die Aussage ist klar. Immerhin ergeht es ihm besser als beispielsweise Gary Mitchell. Die Folge macht Laune, vor allem auch auf dem Pappfelsen-Planeten mit den französisch-außerirdischen Soldaten.
Während Marina Sirtis in der vorherigen Folge fehlte, steht sie in Die Frau seiner Träume im Fokus -und ist nicht die Frau, von der geträumt wird. Denn ihr Verlobter kommt und ist enttäuscht, dass sie nicht die Traumfrau ist. Gut für Troi, denn ein junger Robert Knepper spielt den Verlobten – und wir wissen ja, dass er als T-Bag in Prison Break im Knast landen wird. Herrlich ist die Folge aber vor allem, weil sie den ersten Auftritt von Majel Barrett als Lwaxana Troi bietet. Deannas Mutter ist wirklich ein Original. Exzentrisch, möchte man sagen. Insbesondere im Umgang mit Picard, auf dessen Kosten sie sich beim Wegbeamen noch einen Scherz erlaubt.
Der große Abschied ist das erste Holodeck-Abenteuer und macht mit Picards Begeisterung auch klar, dass diese Technik an Bord eines Raumschiffs noch etwas sehr Neues ist. Bislang wurde das Holodeck nur als Ausflugsort, aber ohne Interaktion mit künstlichen Figuren genutzt. Hier hat man eine schöne klassische Detektiv-Geschichte im Stil von Mike Hammer. Die Ereignisse rund um Dixon Hill sind von dem Klassiker Die Spur des Falken mit Humphrey Bogart inspiriert. Eine Diskrepanz gibt es zu späteren Holodeck-Folgen. Zwei Figuren des Holodecks verlassen es und lösen sich in einem der Gänge der Enterprise auf. Später wird gezeigt, dass jedes Objekt, das aus dem Bereich der Holoprojektoren kommt, sofort verschwindet. Die beiden Figuren hätten also schon beim Durchschreiten der Tür verschwinden müssen.
Unsere Reihe Osterieds Sternenreise – Einmal quer durch Star Trek wird lose fortgesetzt.
Dadurch ergibt sich mit der Zeit ein schönes Rewatch-Tagebuch mit sehr persönlichen Betrachtungen eines langjärigen Fans und Schreibers.
Peter Osteried schreibt auch Bücher. Dazu gehören folgende Werke:
Interview mit Marilyn Monroe (Roman)
Die Babylon 5-Chronik – Band #1
Die Babylon 5-Chronik – Band #2
Die Babylon 5-Chronik – Band #3
Die Babylon 5-Chronik – Band #4
Die Babylon 5-Chronik – Band #5
Die Babylon 5-Chronik – Band #6
Er ist außerdem Herausgeber und Redakteur der Zeitschriften MOVIESTAR, MOVIESTAR RETRO, TV SERIEN HIGHLIGHTS und DVD BLURAY SPECIAL aus seinem IMMUNDULA VERLAG.
Die Zeitschriften gibt es auch im Shop beim Verlag in Farbe und Bunt.