Hier geht es zur Übersicht der Reihe, sollte jemand die vorigen Ausgaben verpasst haben. Bei Tag 1 finden sich auch einleitende Worte. Wir wünschen gute Unterhaltung!
Tag 56
Eine der besten Folgen überhaupt ist Wem gehört Data?, und das vor allem, weil man hier prototypisches Star Trek hat, indem es philosophische Fragen geht. Ist Data ein lebendes Wesen oder eine Maschine, die als Eigentum betrachtet werden kann? Und wenn es gelingt, viele Datas zu erschaffen, erschafft man dann nicht auch eine Sklavenrasse? Diese Folge lebt von ihren starken Dialogen, von den Darstellern – sowohl von Patrick Stewart, der als Verteidiger voller Inbrunst ist, als auch von Jonathan Frakes, der den Ankläger geben muss. Der Moment, als er sich Datas Baupläne ansieht und erkennt, wie er gewinnen kann, ist besonders stark. Das Lächeln des Sieges stiehlt sich auf sein Gesicht, und dann merkt er, was das eigentlich bedeuten würde.
Nach dieser großartigen Folge gibt es leider eine Reihe von recht lahmen Episoden. Die Thronfolgerin ist die Wesley-verliebt-sich-Folge. Und das ausgerechnet in eine Gestaltwandlerin. Sowohl Salia als auch ihre Hüterin verwandeln sich in Monster, gegen die der Salzvampir aus Das Letzte seiner Art der klassischen Serie nach state-of-the-art aussieht. Ein wirklich mieses, mieses Monster-Make-up.
Geringfügig besser ist Die Iconia-Sonden, in der ein Schwesterschiff der Enterprise vernichtet wird, und sich sowohl auf der Enterprise, als auch einem romulanischen Schiff ein superentwickeltes Programm einer längst untergegangenen, hochtechnisierten Spezies breitmacht, das zu ihrer aller Vernichtung führen könnte. Das einzig echte Highlight ist der Umstand, dass es hier einen Moment gibt, in dem Menschen und Romulaner sich nicht kriegerisch begegnen. Der Raum auf dem Planeten erinnert mit dem Schaufenster, durch das man in andere Örtlichkeiten springen kann, einerseits an die Funktionsweise des Wächters der Ewigkeit aus Griff in die Geschichte, aber auch an Portal in die Vergangenheit, wo man durch ein solches Fenster in verschiedene Epochen springen kann.
Bei Hotel Royale hatte ich das Gefühl, eine klassische Star Trek-Folge zu sehen. Die Story hätte fast baugleich auch mit Kirk und Co. erzählt werden können. Aber das heißt nicht, dass es eine besonders gute Folge wäre. Riker, Worf und Data, die in einem Hotel des 20. Jahrhunderts festsitzen, das auf Basis eines zweitklassigen Romans entstand, haben ein paar gute Szenen. Mehrheitlich tritt man hier jedoch auf der Stelle – und spannend sieht sowieso anders aus! Eine gewisse surreale Atmosphäre zeichnet die Folge aus. Großartig ist sie dennoch nicht.
Die Zukunft schweigt ist Labsal nach diesem Hattrick der Langeweile. Die Folge wartet mit einem faszinierenden Mysterium auf, als ein Shuttle der Enterprise mit einem Picard darin gefunden wird – beides aus der sechs Stunden entfernten Zukunft. Dabei ist das eine Bottle-Show – das heißt, es wurden nur existierende Sets und Hauptdarsteller benutzt. Und dennoch: Mehr als das braucht es nicht, wenn man eine starke Geschichte hat. In der hier geht es auch darum, ob man verflucht ist, dieselben Fehler wieder und wieder zu machen, weil man im eigenen Entscheidungsprozess letztlich immer zum selben Ergebnis kommt und tut, was man für richtig hält. Ein Teufelskreis, der von Picard aufgebrochen werden muss.
Unsere Reihe Osterieds Sternenreise – Einmal quer durch Star Trek wird lose fortgesetzt.
Dadurch ergibt sich mit der Zeit ein schönes Rewatch-Tagebuch mit sehr persönlichen Betrachtungen eines langjärigen Fans und Schreibers.
Peter Osteried schreibt auch Bücher. Dazu gehören folgende Werke:
Interview mit Marilyn Monroe (Roman)
Die Babylon 5-Chronik – Band #1
Die Babylon 5-Chronik – Band #2
Die Babylon 5-Chronik – Band #3
Die Babylon 5-Chronik – Band #4
Die Babylon 5-Chronik – Band #5
Die Babylon 5-Chronik – Band #6
Er ist außerdem Herausgeber und Redakteur der Zeitschriften MOVIESTAR, MOVIESTAR RETRO, TV SERIEN HIGHLIGHTS und DVD BLURAY SPECIAL aus seinem IMMUNDULA VERLAG.
Die Zeitschriften gibt es auch im Shop beim Verlag in Farbe und Bunt.