Osterieds Sternenreise

Einmal quer durch Star Trek: #034: Vom Creepy Guy über Rambo Riker bis zu prophetischem Trek

© Paramount

Peter Osteried reist durch über 50 Jahre “Star Trek” und lässt uns an seinem Rewatch teilhaben. Heute Tag 63 und 64.

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Hier geht es zur Übersicht der Reihe, sollte jemand die vorigen Ausgaben verpasst haben. Bei Tag 1 finden sich auch einleitende Worte. Wir wünschen gute Unterhaltung!

Tag 63

Gleich auf zweierlei Art faszinierend ist Der Barzanhandel. Denn hier werden zwei Konzepte vorgestellt, aus denen später Serien wurden: Star Trek: Deep Space Nine und Star Trek: Voyager. Einerseits ein stabiles Wurmloch in den Gamma-Quadranten, andererseits im Delta-Quadranten gestrandet sein. Die Verhandlungen über die Nutzung des Wurmlochs sind nett, zumal Devinoni Ral allen anderen gegenüber einen Vorteil hat, da er Gefühle spüren kann – wie Troi, die er auch bezirzt. Das ist das Element der Folge, das nicht so ganz funktionieren will, heute noch weniger als damals. Man hat das Gefühl, als würde er ihr seinen Willen aufzwingen, und erst am Ende gelingt es ihr, sich davon zu befreien. Und dennoch: Der Typ ist ein totaler Creep. Eine Fortsetzung der Folge gab es Jahre später, als man in der dritten Staffel von Star Trek: Voyager erfuhr, was aus den beiden Ferengi geworden ist, die im Delta-Quadranten gestrandet sind. Mit dabei ist in dieser Folge übrigens Kevin Peter Hall, der Predator.

Yuta, die Letzte ihres Clans ist eine eher langweilige Angelegenheit. Picard vermittelt zwischen Piraten und deren Volk, damit beide wieder friedlich zusammenleben können, aber das zieht sich wie Nasenbluten, zumal die Handlung um die Yuta des Titels auch vorhersehbar ist. Sie will Rache und tötet diejenigen eines anderen Clans. Das Ende ist merkwürdig. Sie will sich ihrem Opfer nähern, aber Riker hält sie mit Phaserschüssen auf, bis sie tot ist. Dabei steht er gerade mal zwei oder drei Meter entfernt. Er hätte auch einfach hingehen und sie zurückhalten können, da für ihn keinerlei Gefahr bestand.

Tag 64

Der Überläufer ist eine grandiose Folge, weil sie anmutet, wie eine Geschichte des Kalten Kriegs. Eine Spionagegeschichte, die auch mit Amerikanern und Sowjets hätte erzählt werden können. Es geht um das Gewissen des Einzelnen – jenes Romulaners, der sein Volk zurücklässt, weil er glaubt, einen Krieg verhindern zu können –, aber auch um das Spiel der großen Mächte. Die Föderation ist unsicher, ob sie den Aussagen des Romulaners glauben soll. Die Romulaner wiederum locken die Föderation mit diesem doppelten Spiel, dessen einziger Verlierer der Überläufer ist. Das ist mordsmäßig spannend und endet mit einem grandiosen Moment, als klar wird, dass die Enterprise nicht alleine in die neutrale Zone eingedrungen ist. Schön ist die Anfangssequenz auf dem Holodeck, in dem Data als Heinrich V. agiert. Einer der beiden Männer, mit denen er spricht, ist Patrick Stewart unter starkem Make-up.

Bei Die Verfemten könnte man sagen – das ist John Rambo im Weltall! So wirkt es, als der Supersoldat Roga Danar erst fast mit seinem Schiff entkommt und dann alle auf der Enterprise an der Nase herumführt. Diese Folge kann man auch als Kommentar darauf sehen, wie eine Gesellschaft auf ihre Veteranen reagiert – hier auf die des Vietnamkriegs. Sie sind nicht als Helden zurückgekommen, sondern werden geächtet. Die Gewalt, zu der sie erzogen, die ihnen eingebläut wurde, macht sie in der friedlichen Gesellschaft, in die sie zurückkehrten, nicht nur zu Ausgestoßenen, sondern auch gefährlich. Das Ende ist für Star Trek-Verhältnisse einigermaßen offen, aber konsequent.

Nach der Vietnam-Allegorie geht es in Terror auf Rutia-Vier weiter mit der IRA. Hier sind auf der einen Seite Menschen, die seit 70 Jahren um ihre Unabhängigkeit kämpfen, auf der anderen Seite ein Regime, das die Integrität der Nation zu wahren versucht. Was der jeweils andere ist, hängt davon ab, wen man fragt, und natürlich davon, wer als Sieger hervorgeht. Des einen Terroristen ist des anderen Freiheitskämpfer. Als Data davon erzählt, dass derartige Techniken der Gewalt in der Erdvergangenheit zum Erfolg geführt haben, erwähnt er auch die irische Wiedervereinigung des Jahres 2024. Angesichts der Turbulenzen in Großbritannien fragt man sich, ob Star Trek hier prophetisch gewesen sein könnte, auch wenn das Karfreitagsabkommen nicht vorhergesehen werden konnte.

Unsere Reihe Osterieds Sternenreise – Einmal quer durch Star Trek wird lose fortgesetzt.

Dadurch ergibt sich mit der Zeit ein schönes Rewatch-Tagebuch mit sehr persönlichen Betrachtungen eines langjärigen Fans und Schreibers.

Peter Osteried schreibt auch Bücher. Dazu gehören folgende Werke:

Interview mit Marilyn Monroe (Roman)

Es lebe der Planet der Affen

Es lebe Battlestar Galactica

Die Babylon 5-Chronik – Band #1

Die Babylon 5-Chronik – Band #2

Die Babylon 5-Chronik – Band #3

Die Babylon 5-Chronik – Band #4

Die Babylon 5-Chronik – Band #5

Die Babylon 5-Chronik – Band #6

9783959365130

Er ist außerdem Herausgeber und Redakteur der Zeitschriften MOVIESTAR, MOVIESTAR RETRO, TV SERIEN HIGHLIGHTS und DVD BLURAY SPECIAL aus seinem IMMUNDULA VERLAG.

Die Zeitschriften gibt es auch im Shop beim Verlag in Farbe und Bunt.

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