Hintergrund

Nachruf: Einer der Erneuerer Star Treks ist gestorben: LLAP, Roberto Orci!

© Sixteen Miles Out, Unsplash

Thorsten Walch erinnert an Robert Orci, der mit nur 51 Jahren verstorben ist.

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Leider wird es in den Reihen derjenigen, die Star Trek erfolgreich machten und noch immer machen, zunehmend dünner. Denn erneut heißt es, Abschied zu nehmen. Und zwar von einem Kreativen, der zusammen mit anderen unser Lieblingsuniversum vor nunmehr bald 16 Jahren nach mehrjähriger Franchise-Pause wieder aus der Versenkung holte. Drehbuchautor und Produzent Roberto Orci, der die Skripts zu zwei der drei Teile des Star Trek-Reboots schrieb und bei allen davon im Produktionsstab vertreten war, ist am 25. Februar 2025 gerade einmal 51-jährig in seinem Haus in Los Angeles verstorben.

Frühe Anfänge

Der in Mexico City als Sohn eines mexikanischen Vaters und einer kubanischen Mutter geborene Roberto Gaston Orcí kam im Jahr 1983 aus seiner Heimat zunächst nach Texas, später nach Kalifornien. Bereits als 17-jähriger lernte er seinen kommenden Freund und Schreibpartner, den heutigen Star Trek-Hauptverantwortlichen Alex Kurtzman auf der Privatschule Crossroads im kalifornischen Santa Monica kennen. Die beiden kamen durch ihre Begeisterung für Steven Soderberghs Film Sex, Lies, and Videotape (Sex, Lügen und Video, 1989) zusammen.

Ferner entdeckten sie in dem Umstand, dass auch Kurtzman eine Weile in Mexico City gelebt hatte, eine weitere Gemeinsamkeit.Nachdem Orci an der University of Texas in Austin studiert hatte, beschlossen die beiden, gemeinsam Drehbücher zu verfassen. Nach ersten Studentenprojekten begannen sie, zusammen für die damals neue Serie Hercules: The Legendary Journeys von Sam Raimi zu schreiben, später auch für die Schwesterserie Xena: Warrior Princess. Schließlich machten die beiden die Bekanntschaft des jungen J.J. Abrams, der gerade seine Serie Alias (Die Agentin) vorbereitete. Aus den dreien wurde ein Team, das gemeinsam die 2008 gestartete Serie Fringe (Grenzfälle des FBI) aus der Taufe hob und später auch beim Revival von Star Trek Teamwork betrieb.

Erste Kinoerfolge

Auf der großen Leinwand wurde Orci zusammen mit Kurtzman und ihrem weiteren Autorenkollegen Caspian Tredwell-Owen 2005 durch das Drehbuch zum Science-Fiction-Thriller The Island (Die Insel) bekannt. Die Hauptrollen in dem Film spielten „Obi-Wan Kenobi“ Ewan McGregor aus dem Nachbaruniversum sowie die spätere MCU-Black Widow Scarlett Johansson.

Nach der Filmfortsetzung The Legend of Zorro (Die Legende des Zorro) von 2005 kam es mit dem von Orci zusammen mit Abrams und Kurtzman erstellten Script zu Mission: Impossible III (2006) zur ersten Dreier-Arbeit fürs Kino mit Abrams als Regisseur. Dem schlossen sich unter anderem auch die beiden ersten Teile der Transformers-Reihe 2007 und 2009 an, die Orci mit Kurtzman zusammen schrieb.

Das neue alte Star Trek

Im gleichen Jahr – 2009 – kam auch der erste New Trek-Film heraus, für den Orci und Kurtzman als Drehbuchautoren, Abrams erneut als Regisseur fungierten. Die Konstellation blieb für den 2013 erschienenen Star Trek Into Darkness die Gleiche, wobei Damon Lindelof beim Drehbuch Dritter im Bunde wurde. Für Orci ging damit, als absolutem Fan von Star Trek, ein Traum in Erfüllung.

Beim bisher letzten Star Trek-Kinofilm Beyond von 2016 beschränkte sich die Nennung Orcis auf die eines der beteiligten Produzenten. Der Weg dorthin war kompliziert. Im Mai 2014 hatte man ihn nämlich zunächst als Regisseur seines seit 2013 gemeinsam mit Patrick McKay und J. D. Payne entwickelten Drehbuchs angekündigt. Es wäre Orcis Regiedebüt gewesen. Im Oktober 2014 listete man ihn dann nur noch als Produzenten, womit er quasi nicht mehr Teil des Films war. Das neue Drehbuch erarbeitete dann „Scotty“ Simon Pegg gemeinsam mit Kollege Doug Jung, während Actionfilmer Justin Lin Regie führte. Pegg erklärte einmal, Paramount sei Orcis Ansatz vielleicht etwas zu trekkig gewesen, um ein Massenpublikum finden zu können. Schade, dass wir seine Vision nie erleben durften. Bis zu diesem bitteren Ende seiner Arbeit an Star Trek war Orci vor allem auch den Fans durch seinen regen Austausch mit ihnen auf der Seite TrekMovie ans Herz gewachsen.

Crime Stories, Außerirdische in Wildwest, Kopflose und die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft

2010 kehrte Orci auch wieder ins Fernsehen zurück und schuf gemeinsam mit Kurtzman und Peter M. Lenkov die Serienneuauflage des 60er-Jahre-TV-Klassikers Hawaii Five-O. Diese war nunmehr im populären Serienuniversum von NCIS und seinen zahlreichen Nachfolgern angesiedelt. Sie brachte es bis 2020 auf 240 Folgen in zehn Serienstaffeln. In der gleichen Zeit arbeitete er unter anderem zusammen mit Kurtzman, Lindelof und vier weiteren Autoren am Drehbuch zu Jon Favreaus Cowboys & Aliens (2011) und mit Jody Lambert und Kurtzman zu dessen Filmdrama People Like Us (Zeit zu leben, 2012).

2013 entwarf er erneut gemeinsam mit Kurtzman das Konzept für die Serienadaption von Sleepy Hollow, die bis 2017 vier Staffeln mit 62 Folgen lang lief. 2014 fungierte Orci ein weiteres Mal mit Kurtzman sowie Jeff Pinkner als Drehbuchschreiber für den Prä-MCU-Streifen The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro, bei dem er auch als ausführender Produzent tätig war. Übrigens hatten Roberto Orci und Alex Kurtzman 2014 bekanntgegeben, künftig nicht mehr als Co-Autoren zusammenzuarbeiten. Daraufhin schuf Orci gemeinsam mit seinem Cousin Andrew sowie Dan Dworkin und Jay Beattie die in diesem Jahr gestartete kurzlebige Krimiserie Matador.

Leiser Abschied

Seit dem Abschied von Star Trek war von Roberto Orci, der mit den Schauspielerinnen Melissa Blake (Sleepy Hollow) und Adele Heather Taylor (Hawaii Five-O) verheiratet und von ihnen geschieden war, nicht mehr viel zu hören gewesen; zuletzt im Rahmen eines hässlichen Scheidungsskandals mit seiner zweiten Frau. Vermutlich war seine Nierenerkrankung, an der er letztlich verstarb, damals bereits fortgeschritten.

Und so wird es also Zeit für einen weiteren Abschied von einem Mann, der durch seine Arbeit dazu beitrug, dass Star Trek nach dem Ende von Enterprise nicht nur noch in den Köpfen der Fans weiterlebte und stattdessen eine neue Richtung einschlug.

Live Long And Prosper, Roberto Orci – dort draußen, hinter der berühmten letzten Grenze. Du magst gegangen sein. Doch Dein Werk bleibt, nicht nur für uns hier von Planet Trek, sondern für viele dankbare Trekkies und Trekker da draußen.

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