Hintergrund

Tony Todd: Lebewohl an einen großen Krieger

© Sixteen Miles Out, Unsplash

Zum Tod von Tony Todd erinnert unser Thorsten Walch an den charismatischen Schauspieler.

© Sixteen Miles Out, Unsplash

Erst vor Kurzem mussten wir mit Jeri Taylor von einer der Haupt-Ideengeberinnen des modernen Star Trek Abschied nehmen. Und schon wird es leider Zeit für das nächste Lebewohl. Der amerikanische Schauspieler Tony Todd verstarb am 6. November nach langer schwerer Krankheit einen knappen Monat vor seinem 70. Geburtstag.

Uns Trekkies ist er bestens bekannt als Worfs stürmischer jüngerer Bruder Kurn in drei Folgen von Star Trek: The Next Generation (Sins of the Father/Die Sünden des Vaters, Redemption, Part I & II/Der Kampf um das klingonische Reich Teil I & II) sowie einer Deep Space Nine-Episode (Sons of Mogh/Die Söhne von Mogh). Auch verkörperte er die erwachsene Version des jungen Jake Sisko in The Visitor/Der Besuch, die als eine der besten DS9-Folgen gilt und trat als Alpha-Hirogen in der Voyager-Folge Prey (Die Beute) nochmals bei Star Trek auf.

Horror-Star

Doch der fast zwei Meter große (1,96 m), muskelbepackte Schauspieler erlangte auch Kultstatus in gleich zwei verschiedenen Rollen aus dem Genre des Unheimlichen. Zum einen war er von 1992 bis 1999 in den drei Originalfilmen der Candyman-Reihe als rachesuchendes Lynchmordopfer aus dem Totenreich zu sehen (im Remake von 2021 hatte er ebenfalls einen allerdings kleineren Auftritt). Ferner wirkte er ab dem Jahr 2000 bis 2011 in drei Teilen der Final Destination-Filmreihe als gruseliger Bestattungsunternehmer William Bludworth mit (im dritten Teil der Reihe ist im Original lediglich seine Stimme als die des Erzählers zu hören). Auch im 2025 angekündigten Final Destination: Bloodlines wird er in der Rolle zu sehen sein – die letzte, die er in seinem Leben spielen sollte.

Groß in Nebenrollen

Nach seiner Schulzeit und Sport- und Theater-Studien an der University of Connecticut sowie dem Eugene O’Neill National Theatre Institute begann der am 4. Dezember 1954 in Washington, D.C. geborene Anthony Tiran Todd seine Schauspielkarriere. Eine seiner ersten Rollen war die des taffen Sergeant Warren in Oliver Stones erschütterndem Antikriegsfilm Platoon im Jahr 1986. Eine weitere herausragende Nebenrolle spielte er 1989 als Sicherheitschef Wright im Schuldrama Lean on Me (Der knallharte Prinzipal) mit dem damals am Anfang seiner Karriere stehenden Morgan Freeman in der Hauptrolle. Übrigens war darin auch der spätere „Neelix“-Darsteller Ethan Phillips aus Star Trek: Voyager als Rechtsanwalt Rosenberg zu sehen. Im gleichen Jahr wirkte Tony Todd auch in einer Folge der fünften Staffel von MacGyver mit, der sich 1990 sein erster Auftritt in Star Trek: The Next Generation anschloss.

Film und TV

Allein schon bedingt durch sein martialisches Aussehen wurde Tony Todd in der Folgezeit vorwiegend in Bösewichter- oder zumindest zwielichtigen Rollen besetzt. Neben schon genannten Auftritten als Candyman oder bei Final Destination waren dies unter anderem der Part des brutalen Gangster-Bodyguards Grange in The Crow: Die Krähe von 1994 oder des Henkersknechts Captain Darrow im Actionklassiker The Rock (Fels der Entscheidung, 1996). Außerdem folgten mehrere weitere Horror-Filme, darunter Hatchet und Hatchet II von 2007 und 2010 oder die Hauptrolle des Duke im düsteren Thriller Sushi Girl von 2012. Auch lieh er seine tiefe ausdrucksvolle Stimme häufig Charakteren in Videospielen wie Call of Duty: Black Ops II und Animationsserien wie der Neuauflage von Masters of the Universe.

In den Nachbaruniversen

Im Genre-Fernsehen schaute er bei den unheimlichen Fällen des FBI bei den X-Files vorbei, 1994 in der Staffel-Zwei-Folge Sleepless (Schlaflos) als Augustus Cole der Fall. Außerdem als Cecrops in Xena: Warrior Princess (Die Kriegerprinzessin, 1997). Dem Universum von Babylon 5 stattete Tony Todd 1999 im TV-Film A Call to Arms (Waffenbrüder) als Leonard Anderson einen Besuch ab. Doch auch in Supermans Jugendabenteuern, Smallville war er 2001 in einer Folge zu sehen. Und 2019 gar in der zweiten Staffel von The Orville, wo er in der Folge Sanctuary (Im Inneren des Nebels) als moclanischer Delegierter Dojin mitwirkte.

Seele von Mensch

Wie viele vorwiegend auf düstere Charaktere abonnierte Schauspieler war auch Tony Todd fernab der Kamera das genaue Gegenteil solcher Rollenstereotypen. Der Verfasser dieses Nachrufs hatte die große Ehre, ihn in den frühen 2000er-Jahren auf einer Convention persönlich treffen zu dürfen. Nach einem sehr entspannten Zeitschriften-Interview lud der sanfte Riese ihn und seine Frau auf einen Kaffee ein. Dabei entspann sich eine lebhafte Unterhaltung unter anderem über den Wandel des Bildes populärer Superhelden, Fort- und Rückschritte in der Menschenrechtsbewegung sowie die Vor- und Nachteile des Internets. Auf der abendlichen Con-Party erspähte der Schauspieler den Schreiberling und umarmte ihn und seine Gattin herzlich mit den Worten „So good to see you again!“.

Stilles Ende

Tony Todd verstarb bereits am Mittwoch, dem 6. November in seinem Haus im kalifornischen Marina del Rey. Er hinterlässt seine zwanzig Jahre jüngere Schwester, die unter anderem als Wrestlerin bekannte Monique Dupree, sowie zwei erwachsene Kinder.

Für Horror-Fans mag Tony Todd als tragischer Candyman oder als unheilverkündender Beerdigungsunternehmer Bludworth in Erinnerung bleiben. Wir Trekkies denken an ihn als Worfs ehrenvollen Bruder Kurn. Sto’Vo’Kor, bereite Dich auf die Ankunft eines großen Kriegers vor!

In Memorian Anthony Tiran “Tony” Todd – 4.12.1954 bis 6.11.2024

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