Oh, ist die Woche schon wieder um? Dann wollen wir doch mal schauen, was in der Trek-Welt so los war.
Brennt sie nieder!
Ach, ist es mal wieder an der Zeit? Hat Rechteinhaber Paramount wirklich die Frechheit besessen, ein weiteres Mal ein neues Projekt vorzustellen, mit dem unausweichlich das Ende der bekannten Star Trek-Welt eingeläutet wird? Meine Güte … fast kann man sich an das letzte Mal nicht mehr erinnern! Wann war das noch?
Heulen, Jammern, Zähneklappern
Helfen wir dem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge und erinnern wir uns zunächst an die graue Vorzeit. Zumindest in aller Kürze.
Als die Fans das erste Mal wirklich sturmliefen, sollte ein glatzköpfiger Brite den “neuen Kirk” spielen. Wir alle wissen, was daraus wurde. 178 Folgen, vier Kinofilme, Sensationsquoten und unzählige (weitere) Spin-Offs. Danach waren der Wechsel auf eine Raumstation, der gezeigte Krieg und die düstere Seite der Föderation Steine des Anstoßes. Über den schwarzen Commander hat sich doch wohl damals niemand echauffiert, oder?
Es folgte eine Frau mit Dutt. Halleluja. Was wir da für Kommentare lesen und hören mussten! Doch auch diese Serie fand irgendwie ihre Fans und lief sieben Jahre. Gefühlt hat Captain Archer in dieser Zusammenstellung am wenigsten abbekommen. Hat die Serie den großen Shitstorm wirklich umschifft? Oder sammelten alle nur ihre Energie für den Start der Reboot-Kinolfilme? Dort geschah nämlich wieder Unfassbares!
Man erdreistete sich, nicht nur wie zuvor in DS9, Voyager und Enterprise, eine neue Besatzung zusammenzustellen, sondern besetzte die ikonischen, kultisch verehrten Figuren der Originalserie einfach neu! Mit neuen Darstellerinnen und Darstellern! Was für ein Sakrileg! Oder eben auch nicht: Das Casting war nämlich wirklich perfekt und huldigte den alten Heldinnen und Helden ohne ihnen zu schaden. Dennoch war der Aufschrei zunächst natürlich groß.
Schon an diesem kurzen Abriss erkennen wir: Die Geschichte von Star Trek ist eine Geschichte voller Tränen. Michael Burnham wäre stolz!
“Es ist nur ein Trailer!”
Und nun sind wir in der Tagesaktualität und beim Trailer zum Eventstreamingfilm Section 31 angekommen. Doch anstatt sich darüber zu freuen, dass eine frische Oscar-Gewinnerin noch Bock auf Star Trek hat, oder darüber, dass ab sofort offenbar Fernsehfilme im Streaming möglich sind, nun ja … stattdessen ist der Aufschrei mal wieder groß. SEHR groß.
Und warum? Nun, der Trailer ist laut, schrill, wird von coolen Sprüchen, Action und Musik dominiert und wirft inhaltlich letztlich mehr Fragen auf als er klärt. Die Marketingabteilung hat offenbar versucht, dieses Star Trek als etwas zu inszenieren, was wir so noch nie gesehen haben. Das Ergebnis ist ein Teaser, der ehrlicherweise viel zu wenig aussagt, um belastbar zu sein, aber eine Richtung vorgibt, die vielen Fans offenbar stinkt. Sogar so geschätzte Kollegen wie Reinhard Prahl nahmen ihn zum Anlass, seitenweise (in diesem Fall bei den Freunden von Serienjunkies) darüber zu sprechen, ob das überhaupt noch Star Trek sei. Was er sagt ist dabei alles richtig und wichtig. Reinhard kennt Star Trek in- und auswendig und weiß, wovon er spricht. Dennoch entstand der Artikel (und viele andere, die an seinen nicht herankommen) wohlgemerkt angesichts von einer Minute und siebenundvierzig Sekunden, die irgendein Werbeprofi auf genau diese Weise zusammengeschnitten hat. Wir streiten hier gewissermaßen über Kaisers Bart, haben aber genaugenommen nur ein paar lose Haare gefunden. Das ist ehrlicherweise so zielführend, als würde man das berühmte Buch nur nach seinem Cover bewerten.
Mal ehrlich
Dennoch darf natürlich jeder einen Eindruck bekommen und sich eine Meinung bilden. Und unter uns und offen gesprochen: Ich finde den Trailer ziemlich beschissen. Er ist wirr, laut, chaotisch, wirkt auf mich unfreiwillig komisch und bringt mich Stand heute nicht dazu, diese neue Episode des reichhaltigen Star Trek-Franchises herbeizusehnen. Na und? Wen juckts? Mir muss nicht alles gefallen. Und im Zweifelsfall erinnere ich gerne an meine Worte weiter oben: Es ist nur ein Trailer! Wer kann schon sagen, wie das fertige Produkt ausfallen wird? Wer kann sagen, wie gut mir dieses dann effektiv doch noch gefällt? Niemand. Von daher bleibt meine Mistforke im Schrank. Nur warum gilt das für viele andere Trekkies nicht?
Angst ist ein Raubtier
Vermutlich ist es die Angst vor dem Neuen, dem Unbekannten. Stimmt das, hätten wir es jedoch mit einem Problem zu tun, das insbesondere wir Fans einer SF-Serie wie Star Trek, die mutig dorthin vordringt, wo noch niemand zuvor gewesen ist, nicht mit uns herumtragen sollten. Wie kontraproduktiv wäre es für einen Forscher, Angst vor dem “nächsten Schritt” oder der “nächsten Entdeckung” zu haben? Was, wenn wir fürchteten, uns weiterzuentwickeln? Das widerspricht nicht nur der Natur eines Trekkies, es widerspricht der Natur des Menschen.
Schwächen wir das Argument etwas ab, haben wir es vielleicht aber auch mit einer Form des erwünschten Bestandsschutzes zu tun. Ergo: Alles, was die Formel dessen, was man so sehr liebt, verändert, stellt eine Gefahr dar. Das Problem ist dabei jedoch, dass ja nicht einmal wir Fans uns wirklich auf das einigen können, was diese Formel ausmacht oder ausmachen sollte. Seit es mehr als eine TV-Serie gibt (und somit seit dem Jahr 1987!), hat es auch immer Vorlieben innerhalb des eigenen Universums gegeben. Diese wurden mit jeder Inkarnation größer. Das erklärt jedoch immer noch nicht, warum Vielfalt nicht mit offenen Armen empfangen werden kann.
Star Trek hat stets Mut bewiesen und ist auch seit dem Re-Start im Streaming extrem mutig. Sei es in Fragen der Diversität, Sexualität, der Darstellung von Einschränkungen oder auch im erzählerischen Bereich: Man denke nur an Lower Decks, Prodigy, die Musical-Episode oder das Crossover zwischen Real-TV und Animation. Und bald kommt sogar endlich die oft ins Spiel gebrachte Starfleet Academy-Serie. Star Trek traut sich was! Warum also nicht auch etwas komplett anderes? Eine Art Mission Impossible im All? Und ich wiederhole mich gern: Niemand kann jetzt schon sagen, ob etwas Gutes dabei herauskommt. Der Trailer mag sein wie er will, das Endprodukt sollte man sich aber vielleicht doch lieber noch ansehen, bevor man irgendeinen Paramount-Außenposten mit Eiern bewirft. Oder man lässt es halt bleiben und hält konsequenterweise einfach mal die Klappe. Beides erscheint mir angemessen.
Was mich angeht, werde ich Section 31 natürlich gucken. Und wenn ich es beschissen finde, werde ich euch das im Nachgang ganz sicher verraten. Ohne Mistforke. Aber immerhin ausgestattet mit allen für eine Meinungsbildung notwendigen Informationen. So sollte das nämlich im Idealfall laufen.
In diesem Sinne: Auf eine weitere trekkige Woche. Wir lesen uns.