Andere Welten

25 Jahre Akte X: Spooky, was daraus geworden ist!

Agent Scully und Agent Mulder hocken im Wald

Zum Geburtstag einer der coolsten Serien der Geschichte blicken wir zurück auf “Akte X”.

© 20th Century Fox

Am 10. September 1993, also vor fast genau 25 Jahren, lief in den USA der Pilot einer brandneuen Serie: The X-Files alias Akte X. Ein guter Grund für einen kleinen Rückblick.

Schlüssel zum Erfolg

Chris Carter war Anfang der 1980er-Jahre ein junger Journalist, der für das Surfing Magazine schrieb. Nachdem er seine spätere Ehefrau Dori Pierson kennengelernt und diese ihn an Jeffrey Katzenberg vermittelt hatte, begann Carter Jugendfilme für Disney zu schreiben. Mit The B.R.A.T. Patrol und Meet the Munceys verdiente er sich erste Sporen, wollte aber eigentlich lieber in den Bereich Drama wechseln.

Brandon Tartikoff von NBC wurde auf Carter aufmerksam, was zu verschiedenen Ideen führte, die jedoch allesamt zunächst im Sande verliefen. Erst als Carter sich auf das besann, was er eigentlich im Hinterkopf hatte, gelang ihm der große Wurf. Er vermischte Motive der Serie Kolchak: The Night Stalker mit dem generellen Gefühl der Ära rund um den Watergate-Skandal und der UFO-Thematik.

Seinen ersten Pitch bei FOX für die Serie The X-Files lehnte man dankend ab. Doch konnte er ein zweites Treffen arrangieren, das schließlich doch noch zur Bestellung eines Piloten führte. Mit einem Budget von 2 Millionen Dollar produzierte Carter den Auftakt. Auf dem verhältnismäßig unattraktiven und schwierigen Sendeplatz am Freitagabend holte dieser erstaunlich gute Quoten und brachte der Serie eine Bestellung von 24 Episoden ein. Der Anfang war gemacht.

Erfolgsgeschichte

The X-Files gelang etwas, was im Fernsehen eher die Ausnahme war und ist. Die Serie baute ihre Zuschauerschaft konsequent auf, was sicher auch daran lag, dass kaum ein Konkurrenzprodukt (im phantastischen Bereich) so selbstsicher, edel produziert und spannend geschrieben war und auf derart perfekt abgestimmte Protagonisten bauen konnte. Carter hatte wirklich alles richtig gemacht, vom Setting und den Figuren über die Themen der Serie bis hin zur Besetzung des grandiosen Autorenstabs.

Mit der fünften Staffel erreichte das Format den absoluten Höhepunkt, der von der Veröffentlichung des Kinofilms The X-Files: Fight the Future untermauert wurde.

Mit der sechsten Staffel begannen die Werte dann jedoch erstmals zu bröckeln. Die Serie brachte dem Network aber noch bis zum Ende des achten Jahres starke Zahlen ein. Das war umso erstaunlicher, da sich David Duchovny zum Ende des siebten Jahres in den Status des wiederkehrenden Darstellers verabschiedet hatte und nur noch in der Hälfte der Episoden auftauchte. Da man einen cleveren Handlungsstrang um die Suche nach Mulder strickte, blieben die Fans aber vorerst erhalten.

Das änderte sich nach dem Ende der achten Staffel. Mulders Halbtagsjob und Agent Doggets Einführung hatte die Serie zwar überlebt, nun aber ging Duchovny endgültig von Bord und mit Dogget und Agent Reyes erhielt man erstmals so etwas wie ein neues Kernteam, dem Scully nur noch als eine Art Beraterin im Hintergrund angehörte. Die Quittung: Ein Drittel der Zuschauer ging verloren und die Serie endete – immerhin wieder unter Beteiligung von Duchovny – nach 202 Episoden auf dem absteigenden Ast, aber immerhin mit der Wahrheit – oder etwa doch nicht?

Ein gewichtiger Teil des Erfolges in Deutschland darf man übrigens gerne der Synchronisation zuschreiben, die unter der Regie von Peter Baumgartner (Staffel 1) und Simon Langner (Staffel 2 bis 9) und mit den Büchern von Horst Müller bei der Cinephon in Berlin entstand. Die ausgewählten Stimmen von Benjamin Völz und Franziska Pigulla verschmolzen geradezu mit den Figuren und – ebenfalls eine Seltenheit – machten sogar mehr Spaß als das oft sehr vernuschelte und emotionsarme Original. Somit haben wir es hier mit einer Serie zu tun, deren deutsche Fassung dem Original absolut den Rang abläuft.

Aufgewärmter Kram

Es sollte sechs Jahre dauern, bis die Fans wieder etwas von ihren Idolen hörten. Mit The X-Files: I Want to Believe kam ein zweiter Kinofilm mit einem unglaublich generischen Titel in die Lichtspielhäuser. Doch war der Zauber verflogen. Neben Mulders Synchronstimme (Völz konnte sich nicht mit dem Studio einigen) war auch das Flair, die inhaltliche Relevanz und jeglicher Wiedererkennungswert verlorengegangen. Das Kinopublikum quittierte Carters Bankrotterklärung mit vernichtenden Kritiken und einem desaströsen Einspielergebnis. Was konnte die Reihe jetzt noch retten?

Acht Jahre lang geschah nichts. Doch dann entschied Fox sich im anhaltenden Retrowahn, The X-Files wieder dorthin zu bringen, wo alles begonnen hatte: Ins Fernsehen. Mit einer sechsteiligen Eventstaffel holte das Network plötzlich wieder Quoten, die im Mittel denen des achten Jahres entsprachen. Dabei muss man sagen: Hier handelt es sich natürlich um eine Mogelpackung, da der Auftakt von einer Football-Übertragung profitiert hatte und der Rest der Episoden im Quotenbereich unterhalb der neunten Staffel herumdümpelte. Für Fox reichte das aber immer noch problemlos aus und signalisierte den Verantwortlichen gleichzeitig, dass es noch Leben in diesem alten Gaul gab.

Einziger Wermutstropfen, neben der wechselhaften Qualität der Episoden, war eine erneute Umbesetzung am Mikrofon. Nach Völz und Johannes Berenz durfte nun Sven Gerhardt ran. Wie sein Vorgänger machte er die Sache gut, war aber eben kein Völz – und somit auch nicht Mulder. Ein Armutszeugnis seitens aller Beteiligten, dass hier keine Lösung gefunden wurde.

2018 gab es dann den erwarteten Nachschlag: Die zehn Episoden konnten die Quoten des zehnten Jahres aber nicht mehr bestätigen und machen eine weitere Fortsetzung nach aktuellem Stand eher unwahrscheinlich, auch wenn das Ende unnötig offen geriet. Herzlichen Dank, Mr. Carter. Die elfte Staffel war allerdings durchweg gelungen und hätte viel besserer Werte verdient gehabt. Einzig Carters Versuche, eine neue Mythologie aufzubauen, scheiterten krachend. Der Rest konnte aber begeistern oder zumindest gefallen. Auf diese Weise bleibt die Serie inhaltlich stark in Erinnerung. Eine endgültige Wahrheit gibt es ohnehin nicht – diese war, ist und bleibt irgendwo da Draußen.

Der Carter-Kater

Was den Schöpfer angeht, muss man seine Karriere mit einem weinenden Auge bewerten. The X-Files war definitiv sein großer Wurf. Den wenigsten seiner Kollegen gelingt so etwas überhaupt. Schade ist allerdings, dass Carter abseits der X-Akten keinen Erfolg vorweisen kann. Millennium war zwar teilweise spannend und wurde von der Kritik gelobt, lief aber nur drei Staffeln, Harsh Realm wurde nach nur drei Episoden abgesetzt, The Lone Gunmen schaffte eine Staffel mit dreizehn Episoden und The After gehörte zur Amazon-Pilotseason, sollte zunächst eine Staffel erhalten, wurde dann aber doch nicht umgesetzt.

Also ist und bleibt Chris Carter letztlich der Mann der X-Akten. Manchmal ist das Leben in Hollywood eben auch nur ein One-Hit-Wonder. Dieses hatte es jedoch derart in sich, dass man sich auch heute noch jede Episode begeistert anschauen kann. The X-Files ist eine visionäre Serie, die in Sachen Optik, Musik, Atmosphäre und Darstellerleistungen einzigartig bleibt. Und dafür gebührt Chris Carter großer Dank!

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf www.syfy.de und ist Eigentum von NBC Universal Global Networks Deutschland GmbH. Er wird mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.

Hoch
WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner