Hintergrund

Abschied von einem Star Trek-Schwergewicht: Manny Coto ist gestorben

© Sixteen Miles Out, Unsplash

Zum Tod von Manny Coto blickt unser Thorsten Walch auf dessen Karriere zurück.

© Sixteen Miles Out, Unsplash

Bereits am 9. Juli 2023 verstarb der kubanisch-stämmige amerikanische Regisseur, Drehbuchautor und Film- und TV-Produzent Manuel Hector, kurz Manny Coto im Alter von 62 Jahren. Er erlag den Folgen seiner Erkrankung an Bauchspeicheldrüsenkrebs, an dem er seit etwas mehr als einem Jahr litt und schloss im Kreise seiner Lieben für immer seine Augen.

Uns Star Trek-Fans wird Manny Coto immer als der Mann in Erinnerung bleiben, der die fünfte Realserie des Franchises, Enterprise, zu retten versuchte, was ihm beinahe gelungen wäre. Doch auch außerhalb des Roddenberry’schen Universums war Coto ein bekanntes Gesicht in der US-Unterhaltungsbranche.

Sohn kubanischer Einwanderer

Der am 10. Juni 1961 in Havanna geborene Manny Coto machte seinen Abschluss am American Film Institute in Los Angeles und zeigte bereits früh Interesse an den Genres Science-Fiction und Fantasy. 1989 führte er Regie beim Kurzfilm Jack in the Box sowie einer Episode der Horror-Anthologienserie Monsters (Bis das Blut gefriert). 1990 folgte sein Langfilm-Regiedebüt beim Horrorstreifen Playroom, in dem der später als Nog in Star Trek: Deep Space Nine gecastete Aron Eisenberg eine seiner ersten Hauptrollen spielte. Im gleichen Jahr verkaufte Coto erstmals ein von ihm zusammen mit seinem Freund und Autorenkollegen Brian Helgeland (der später unter anderem das Drehbuch zu Assassins: Die Killer mit Sylvester Stallone schrieb) verfasstes Script für einen Film mit dem Titel The Ticking Man für eine stolze Million Dollar, das allerdings niemals realisiert wurde.

1992 folgte eine Episode der Serie Tales from the Crypt (Geschichten aus der Gruft) sowie der Slasherstreifen Dr. Giggles, die er beide sowohl schrieb als auch inszenierte. Nach weiteren TV-Serien-Episoden zu unter anderem der Neuauflage von The Outer Limits (Die unbekannte Dimension) und Filmen wie der Sci-Fi-Komödie Star Kid erhielt Manny Coto 2002 erstmals die Gelegenheit, als Showrunner eine Serie zu konzipieren. Odyssey 5 mit unter anderem RoboCop-Darsteller Peter Weller in einer der Hauptrollen erzielte bei ihrem Sender Showtime zwar ordentliche Quoten, wurde jedoch nach der Ausstrahlung von nur 14 Folgen ohne Angaben von Gründen gecancelt. Die restlichen sechs Folgen waren erst 2004 zu sehen. Doch die überaus innovative Serie um eine Space Shuttle-Besatzung, die nach der im All miterlebten Zerstörung der Erde von einem Alien fünf Jahre in die Vergangenheit geschickt wird, um die Katastrophe zu verhindern öffnete Manny Coto die Tür zum Star Trek-Universum.

Der Neue im Produzentenstab

Zunächst wurde Manny Coto in der dritten Staffel von Star Trek: Enterprise ein Mitglied des Autorenstabes und schrieb die Drehbücher zu den Folgen Similitude (Ebenbild), Chosen Realm (Das auserwählte Reich), Harbinger (Der Vorbote) und Azati Prime. In dieser Zeit war die Serie bereits in Sachen Erfolg deutlich ins Straucheln geraten und man setzte alles daran, um sie doch noch weiterhin zu erhalten. Das Ganze wurde zur Herzensangelegenheit für Manny Coto, der Zeit seines Lebens ein großer Star Trek-Fan gewesen war und bereits die Geschichte für ein Comic des Franchises geschrieben hatte.

Später in der dritten Staffel von Enterprise stieg Manny zum Co-Ausführenden Produzenten auf und beeindruckte die Serienschöpfer Rick Berman und Brannon Braga so stark, dass er ab der vierten und letzten Enterprise-Staffel neben ihnen als Ausführender Produzent (und Showrunner) fungierte und weitere neun Episodendrehbücher beisteuerte. Wie wir alle wissen, nutzte der frische Wind, den Manny in die Serie brachte, dieser letztlich leider nichts mehr und es kam nach Season 4 zum Aus. Doch für seine Karriere bedeutete Manny Cotos Mitarbeit im Roddenberry’schen Universum deutlichen Aufwind.

MannyCoto
Manny Coto im Serienfinale von “Star Trek: Enterprise”. © Paramount

Nach Enterprise

Die Echtzeit-Thrillerserie 24 mit Kiefer Sutherland als Agent Jack Bauer gehörte bekanntlich zu den größten TV-Erfolgen im ersten Jahrzehnt der 2000er-Jahre. Ab der fünften Staffel der Hit-Show stieg Coto erneut als Ausführender Produzent ein und begleitete sie in dieser Funktion bis zu ihrem Ende im Jahr 2010.

Direkt danach folgte auf der Stelle der nächste Serienhit: Und zwar die außergewöhnliche Krimiserie Dexter, die damals ebenfalls schon in ihrer fünften Staffel zu sehen war. Auch hier stieg Manny Coto als Ausführender Produzent ein und lieferte ferner die Drehbücher für insgesamt zehn Episoden bis zum Serienende 2013.

Gruselige Erfolge

Ab 2018 stieg Manny Coto ein weiteres Mal als Ausführender Produzent in eine bereits erfolgreich laufende Serie ein: Die (nach wie vor produzierte) Horror-Anthologienserie American Horror Story befand sich bereits in ihrer achten Staffel mit dem Übertitel Apocalypse und Coto gehörte ab da zum Produktionsstab. Gleiches galt auch für die 2021 gestartete Ablegerserie American Horror Stories, die im Gegensatz zur Hauptserie Episoden mit Einzelgeschichten statt einer staffellangen Gesamthandlung erzählt. Weniger Erfolg hingegen hatte Manny Coto mit seiner nur eine Staffel langen Science-Fiction/Drama-Serie neXt von 2020, in der es um die Bedrohung durch künstliche Intelligenzen ging.

Live long and prosper, Manny Coto!

Doch wie bereits erwähnt, wird Manny Coto für uns Trekkies in erster Linie immer der Mann bleiben, der die Enterprise NX-01 unter Captain Archer auf Kurs zu halten versuchte – leider vergebens zwar, aber deswegen nichtsdestotrotz ehrenhaft. An dieser Stelle soll auch Cotos Freund und Kollege, der langjährige Star Trek-Hauptverantwortliche Rick Berman zu Wort kommen. Auf Twitter schrieb Berman:

„Hätten wir eine fünfte Staffel von Enterprise bekommen, wäre sie von Manny Coto auf ein Niveau gehoben worden, das meine Vorstellungskraft übersteigt. Ein außerordentlich talentierter Autor und ein liebenswerter Freund. Sehr traurig. – Die Bande.“

Manny Coto hinterlässt seine Ehefrau Robin Trickett, die er während der Arbeit an Odyssey 5 als Spezialeffekt-Produzentin kennengelernt hatte, und ihre vier gemeinsamen Kinder.

Erlaubnis, von Bord zu gehen, Sir. Danke für alles.

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