Hintergrund

Annie Wersching: Abschied von einer Königin

© Paramount

Zum Tod von Annie Wersching erinnern wir an die Schauspielerin.

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Manchmal ist der Eindruck, den ein Schauspieler – nein, den ein Mensch hinterlässt – nicht von der Größe und dem Umfang eines gewissen Teils seines Lebenswerkes abhängig, sondern von dem Gesamteindruck, der hierdurch hinterlassen wurde. Der Grund für diese einführenden Worte ist ein trauriger, denn ein weiteres Mal heißt es, in der Star Trek-Fangemeinde Abschied von einer beliebten Darstellerin des Franchises zu nehmen. Seit immerhin 21 Jahren war Annie Wersching ein Teil des Roddenberry’schen Universums, wenngleich sie erst im Jahr 2022 jene ikonische Figur wiederbelebte, für deren Verkörperung sie hauptsächlich in bleibender Erinnerung bei uns Trekkies verweilen wird. Die Schauspielerin verstarb am 29. Januar 2023 im Alter von nur 45 Jahren an ihrer bereits 2020 diagnostizierten Krebserkrankung, die sie jedoch nicht öffentlich gemacht hatte.

Borg-Queen Nummer 3

Bei dieser genannten ikonischen Figur handelt es sich natürlich um die insgesamt dritte Inkarnation der Borg-Königin, welche Annie Wersching 2022 in insgesamt sechs Episoden der zweiten Staffel von Star Trek: Picard darstellte. Sie übernahm sie von ihren beiden Vorgängerinnen Alice Krige, die die Borg-Queen bei deren erstem Auftritt im achten Star Trek-Kinofilm First Contact (Der erste Kontakt) verkörperte und im Serienfinale von Star Trek: Voyager zurückkehrte, sowie Susanna Thompson, welche die Rolle bei ihrem erstmaligen Wechsel ins Fernsehen bei Star Trek: Voyager weiterführte.

Dennoch war Annie Wersching weit mehr als lediglich eine Nachfolgerin berühmter Originale. „Eine Königin stirbt und irgendwie übernimmt dann eine andere. Woher kommt diese neue Königin? Gehört sie zur Nachkommenschaft ihrer Vorgängerin?“, äußerte Susanna Thompson einmal in einem Interview. Die Botschaft ist klar – es gibt nicht nur eine Borg-Königin. Und Annie Wersching drückte der Figur ihren ganz eigenen Stempel auf, zumal es sich in ihrem Fall um die Borg-Queen aus einer alternativen Zeitlinie handelte.

Karrieresprungbrett Star Trek: Enterprise

Tatsächlich war Annie Werschings Auftritt in der Episode Oasis (Schiff der Geister), die 20. Folge der ersten Staffel von Star Trek: Enterprise von 2002, auch das TV-Debüt der jungen Schauspielerin. Hier war sie als die Schiffbrüchige Liana zu sehen. Ihren Vater Ezral in der Episode spielte übrigens kein Geringerer als der Darsteller des Odo aus Star Trek: Deep Space Nine, der 2019 verstorbene René Auberjonois.

Ab da jedenfalls ging es Schlag auf Schlag für die am 28. März 1977 in St. Louis, Missouri geborene Annie Wersching und sie war in den Folgejahren in einer Vielzahl bekannter Fernsehserien und auch auf der Kinoleinwand zu sehen.

Bekanntes TV-Gesicht

Annie Werschings Credits lesen sich wie ein Who is Who der TV-Branche der 2000er-Jahre: So war sie zunächst in Folgen von Birds of Prey (2002), Frasier und Angel (Jäger der Finsternis, beide aus 2003) zu sehen, ebenfalls 2003 folgte eine kleine Rolle im Kinofilm Bruce Almighty (Bruce Allmächtig) mit Jim Carrey in der Hauptrolle. Nach weiteren je eine Folge umfassenden Gastauftritten in unter anderem Charmed (Zauberhafte Hexen, 2004), Boston Legal und Supernatural (beide aus 2007) erhielt Annie Wersching ab gleichfalls 2007 die Rolle der Amelia Joffe in der hierzulande nur partiell ausgestrahlten langlebigen Krankenhaus-Soap General Hospital, die sie in 80 Episoden spielte.

Dem schlossen sich von 2009 bis 2010 37 Folgen aus der siebten und achten Staffel der Echtzeit-Thriller-Serie 24 an, in denen sie als Renee Walker zu sehen war. Ab 2013 folgten weitere wiederkehrende Gastrollen als Alison Jones im Reboot von Dallas, als Dr. Kelly Nieman in Castle neben Firefly-Star Nathan Fillion sowie sechs Folgen der Science-Fiction-Serie Extant als Femi Dodd. Im gleichen Jahr fungierte sie auch als Modell des Videospiel-Charakters Tess im zum Klassiker gewordenen The Last of Us (derzeit als Serienadaption bei Sky zu sehen), der sie ferner ihre Stimme lieh.

Auch in den Serien Bosch (von 2014 bis 2016 sowie 2021) und Vampire Diaries (2015 bis 2016) sah man Annie Wersching in 13 beziehungsweise 18 Folgen als Julia Brasher und als Lily Salvatore. 2017 bis 2018 spielte sie in 13 Folgen der Zeitreiseserie Timeless die Rolle der Emma Whitmore, in der MCU-Serie Marvel’s Runaways sah man sie von 2017 bis 2019 von Staffel eins bis Staffel drei als Leslie Ellerh Dean. Ihr Auftritt als Borg-Königin in Star Trek: Picard sowie sechs Folgen der Serie Rookie (2019 bis 2022) als Rosalind Dyer erneut mit Nathan Fillion zusammen sollten ihre letzten Arbeiten werden.

Aktiv bis zuletzt

Wie bereits erwähnt hatte Annie Wersching ihre Erkrankung nicht öffentlich gemacht und war neben ihrer Schauspieltätigkeit auch nach der Diagnose noch auf zahlreichen US-Fanveranstaltungen wie der WonderCon Anfang April oder der Dragon Con Anfang September 2022 zu Gast gewesen.

Allerdings hatte sie im Juni diesen Jahres ihre geplante Teilnahme an der FedCon 30 in Bonn abgesagt. Nur ihre Familie und engsten Freunde weihte sie bezüglich ihrer lebensbedrohlichen Erkrankung ein, und auf Conventions war Annie Wersching stets durch ihre den Fans zugetane Art beliebt; angesichts ihrer Arbeiten bei Weitem nicht nur allein bei den Trekkies.

Ehefrau und Mutter

Seit 2009 war Annie Wersching mit dem Schauspieler und Comedian Stephen Full verheiratet gewesen, das Paar hatte drei gemeinsame Söhne im Alter von dreizehn, zehn und fünf Jahren.

Den Hinterbliebenen gilt das tiefe Mitgefühl der Redaktion von Planet Trek sowie der weltweiten großen Trekkie-Familie, die Annie Wersching allzeit ein ehrendes und dankbares Andenken bei Weitem nicht allein für ihre zwar kurze, aber ungemein eindrucksvolle Rolle im Star Trek-Universum bewahren werden.

Wünschen wir ihnen gemeinsam viel Kraft dafür, ihren unermesslich großen Verlust zu verarbeiten und für die Zeit, die nun kommt.

„Sie ist nicht wirklich tot, solange wir an sie denken werden!“

(in Abwandlung der Worte Dr. McCoys über Spock in der deutschen Fassung von Star Trek II).

In Memoriam Annie Wersching

28. März 1977 bis 29. Januar 2023

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