Andere Welten

Bücherecke: Joachim Sohn: Die Nacht des Mondbogens

© Edition Outbird

Unser Thorsten Walch hat sich für euch das Buch “Die Macht des Mondbogens” von Joachim Sohn angesehen.

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Eine etwas verschrobene ältliche Geschichtslehrerin aus Lothringen mit schicksalhafter Vergangenheit macht in einer ganz besonderen Frühlingsnacht des Jahres 1969 Bekanntschaft mit einem Vogel. Ein geheimnisvoller Rabe, den sie Monsieur Schroeder tauft, bringt ihr in einem Medaillon um seinen Hals kleine Relikte aus längst vergangenen Zeiten herbei.

Diese stehen allesamt in Verbindung mit ihrer im Ersten Weltkrieg verschollenen großen Liebe. Anfänglich ist Madame Beaudoire entsprechend skeptisch, was das angebliche Wunder angeht. Als der Rabe ihr jedoch eine tatsächliche Kontaktaufnahme mit ihrem Geliebten Frederic in der mehr als fünfzig Jahre zurückliegenden Vergangenheit ermöglicht, beschließt sie, der Angelegenheit auf den Grund zu gehen.

Soviel zur Handlung des neuen Romans Die Nacht des Mondbogens aus der Feder des in Wiesbaden geborenen Wahl-Oberhauseners Joachim Sohn, den der Albstädter Künstler Holger Much mit liebenswerten Illustrationen versehen hat.

Magisch

So wie bereits in Joachim Sohns vorherigen Romanen wie dem kultigen Zweiteiler Wie ich Jesus Star Wars zeigte (2018) und Wie ich mit Jesus Star Wars rettete (2021) oder den steampunkigen Abenteuern seiner Zeitagenten (2020 und 2021) geht es in seinem am 15. April 2023 im Verlag Edition Outbird erschienenen neuesten Buch um sein Lieblingsthema, den Reisen durch die Zeit. Allerdings diesmal nicht in Form einer satirisch angehauchten spannenden Abenteuergeschichte, sondern als überraschend poetisch anmutende Kombination aus Love- und Mystery-Story. Dabei schlägt Autor Sohn völlig neue stilistische Töne an. In einfühlsamer Weise schildert er seine Hauptfigur, die das Beste aus einem Leben gemacht hat, das sie eigentlich gern ganz anders gelebt haben würde.

Doch von Beginn an steht das geheimnisvolle Element im Raum, das in der Geschichte Gestalt durch den sogenannten Mondbogen erhält (ein tatsächliches Phänomen, das die nächtliche Entsprechung des berühmten Regenbogens ist). Trotz der eigentlich recht einfachen Erzählweise, die jedoch angesichts der Grundthematik niemals ins Kitschige abgleitet, transportiert Sohn ein gerüttelt‘ Maß an Tiefe. Auch ohne übermäßig grausame plakative Bilder versteht er es, den heutzutage beinahe vergessenen Schrecken des Ersten Weltkrieges deutlich zu machen und in diesem Horror-Szenario eine Liebesgeschichte zu erzählen, die aus dem Leben gegriffen scheint. Und über alledem steht die wohl fast jedem Leser bestens bekannte Frage danach, was man ändern würde, könnte man noch einmal zurück.

Dabei verliert der Autor sich nicht in Nebensächlichkeit und anderen Langatmigkeiten, sondern bleibt stringent beim Thema, wenn es um das flüssige Voranschreiten der Ereignisse geht, die er auf knackigen 206 Seiten erzählt. Gleich mehrmals mag sich so mancher Leser dabei ertappen, sich in das Jahr 1969 des lothringischen Örtchens Luneville mit seinen teils skurrilen, teils aber auch tragischen Bewohnern zu wünschen. Insbesondere natürlich auch in Hinblick auf die wundersamen übernatürlichen Ereignisse, die der geheimnisvolle Rabe Monsieur Schroeder mit sich bringt.

Etwas Besonderes

Es gibt Bücher vor allem aus dem Fantastik-Bereich, die ein ausgesprochener Hauch des Magischen umgibt, und Die Nacht des Mondbogens gehört unbedingt dazu. Ohne das vorherige Schaffen von Joachim Sohn dadurch schmälern zu wollen, handelt es sich bei seinem neuesten auch um sein bisher bestes Buch, wozu wie bereits erwähnt die ungemein sympathischen Illustrationen von Holger Much erheblich beitragen. Ein Buch zum Schwelgen, zum Nachdenken und auch zum Träumen, und auf seine Weise ganz sicher ein kleiner moderner Klassiker.

Die Nacht des Mondbogens von Joachim Sohn (Illustrationen von Holger Much), erschienen bei Edition Outbird, kann unter der Bestellnummer ISBN 978-3-948887-43-8 im stationären und Internet-Buchhandel bezogen werden und kostet 12,90 €.

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