Andere Welten

Der Blick über den (Gaming-)Tellerrand: Dreamlight Valley – Entspanntes Feierabend-Gaming im Disney-Universum

© Gameloft / Disney

Reinhard Prahl hat sich das Spiel “Dreamlight Valley” für euch ganz genau angeschaut.

© Gameloft / Disney

Mit Dreamlight Valley hat der Mobilegame-Experte Gameloft für Disneyfans und Casual-Zocker gleichermaßen einen Traum wahr werden lassen. Gemeinsam mit den bekanntesten Heldinnen und Helden des Mäusekonzerns dürfen wir ein Dorf ganz nach unseren Wünschen gestaltet. Wir erklären, warum das Spiel so fesselt.

Dreamlight Valley und das liebe Geld

Es klingt wie der beinahe unerfüllbare Wunsch aller Freunde von Micky Maus, Donald und Co. Ein riesiges Spiel voller Abenteuer, mit schier unendlichen Gestaltungsmöglichkeiten für Charaktere und einem Housing-System wie aus dem Gamer-Himmel. Als der seit 2016 zu Vivendi gehörende Spieleentwickler Gameloft (Lego Star Wars: Castaways, Modern Combat-Reihe) Dreamlight Valley ankündigte, war entsprechend die Skepsis groß.

Das Projekt klang nicht nur zu ambitioniert, die Franzosen waren und sind außerdem nicht gerade für spielerfreundliche Bezahlmodelle bekannt. Freemium und pay to win sind bekannte Schlagworte, mit denen Gameloft seit Jahren in der Kritik steht.

Mit Dreamlight Valley ist man bislang jedoch einen etwas anderen Weg gegangen, der sich überraschend fair ausnimmt. Das an Animal Crossing oder Stardew Valley erinnernde Konzept lässt sich derzeit nur auf PC und Konsolen spielen, wenn man eines von drei Paketen erworben hat. Im Angebot stehen dabei für die Computer-Variante eine Basis-Version für 29,90 €, die Luxus-Edition für 49,90 € sowie eine Ultimative Edition für 69,90 €.

Konsolenspieler greifen hingegen zur Cosy Edition (Nintendo Switch). Wie zu erwarten, unterscheiden sich die Angebote dabei in ihren digitalen Boni. Neben Dekorationen, Möbel, Kleidung und Tiergefährten gibt es bei den beiden größeren Digital-Boxen on top die im Spiel erhältliche Premiumwährung namens Mondsteine im Wert des Kaufpreises.

Der Sternenpfad

Bei der Luxus-Edition sind das etwa 14500 Mondsteine, die man zum Beispiel für die Freischaltung des Sternenpfads (ähnlich einem Battle Pass) nutzen kann. Zurzeit reicht das mitgelieferte Spielvermögen für sechs Runden zu je 2500 Mondsteinen aus, in denen man durch das Erfüllen diverser Quests kosmetische Gegenstände erspielen kann, die auf anderem Weg sonst nicht zu bekommen sind. Notwendig ist die Teilnahme indes nicht, zumal in Dreamlight Valley auch so gefühlt Tonnen an Dekoartikel herstellbar sind oder als Belohnung ins Inventar wandern.

Besonders toll ist, dass man über die einzelnen Stufen des Sternenpfads hinweg zudem circa die Hälfte der Kosten zurückerhalten kann, so dass die jeweils zwischen 40 und 50 Tage dauernden Events mit insgesamt fünf Euro zu Buche schlagen. Das ist ein durchaus fairer Preis. In Anbetracht von (in unserem Fall) inzwischen 120 spaßigen Spielstunden sind die 49,90 €, die wir investiert haben, somit in keiner Weise verschwendet, zumal von den 14500 Mondsteinen trotz einiger Käufe und Teilnahmen am Sternenpfad immer noch knapp 10000 übrig sind.

Außerdem schenkt uns Gameloft 50 der heißbegehrten Steinchen täglich für das Einloggen, so dass auch hier ein steter Premiumwährungsfluss gewährleistet ist. Wer das aktuelle Event also 50 Tage durchspielt, zockt es summa summarum umsonst, bekommt spezielle Items und hat am Ende sogar noch was verdient.  Wer übrigens kein Geld ausgeben möchte, bleibt dennoch nicht ganz außen vor und kann zumindest eine abgespeckte Variante spielen, bei der es überwiegend Motive für das Craften von Kleidung zu ergattern gibt, eine nette Idee.

Das an sich tolle Preismodell sei an dieser Stelle deshalb besonders hervorgehoben, weil das Spiel auf Portalen wie Steam relativ viele negative Kritiken dafür eingefahren hat und darauf verwiesen wird, dass Dreamlight Valley in absehbarer Zeit als Free-to-Play-Game auch auf Mobile-Geräten erhältlich ist. Das ist richtig, ändert jedoch nichts daran, dass man mit dem Kauf des Spiels einen ansprechenden Gegenwert erhält.

Eine große Spielwiese

Kommen wir damit zum Content. Wie oben schon erwähnt, ähnelt das virtuelle Disney-Traumland spielerisch anderen Lebenssimulationen wie Animal Crossing oder Stardew Valley, wobei auf allzu viel Komplexität verzichtet wurde. Man startet in einem mit Nachtdornen überwucherten kleinen Dorf und erfährt, dass ein böser Zauber über dem Traumlichttal liegt. Nach und nach beginnt man nun, den Bann zu brechen, in dem man die zunächst noch wenigen Bewohner durch das Lösen von Quests daran erinnert, wer und wo sie sind. Schon in den ersten Minuten begegnen einem Goofy, Micky Maus, der Zauberer Merlin aus Die Hexe und der Zauberer und einige andere beliebte Figuren, klasse.

Das Questdesign ist übrigens denkbar einfach gehalten. Man sucht Gegenstände, beantwortet Fragen, kocht, baut Obst und Früchte an oder stellt irgendwelche Gegenstände her, die die jeweiligen Auftraggeber benötigen. Kämpfe müssen wir hingegen erfreulicherweise keine austragen, dafür schlichten wir aber den ein oder anderen Streit, den unsere Pixelhelden und -heldinnen untereinander austragen. Das ist herrlich entspannend, da wir anfangs schnell Fortschritte erzielen und ein Gebiet nach dem anderen, und damit auch immer wieder neue Figuren freischalten.

Flankiert werden die Quests durch Besuche im großen Disney-Schloss, in dem es zahlreiche Türen gegen die Ingamewährung Dreamlight zu öffnen gilt. Diese verdienen wir durch tägliche Aufgaben und erreichte Meilensteine. Hinter jeder Tür erwartet uns eine kleine Instanz mit neuen Charakteren, die wir per Questreihe ins Dorf locken. So gesellen sich im Laufe der Zeit etwa Wall-E, Vaiana und Maui, Remy aus Ratatouille, Anna, Elsa und Kristoff aus Die Eiskönigin – Völlig unverfroren oder Stich aus Lilo & Stitch zu uns. Derzeit lassen sich 29 neue Mitbewohner erspielen, wobei regelmäßige Updates auch neue Charaktere beinhalten. Jeder von ihnen bringt wiederum eigene Aufgaben mit und ist bis Level 10 aufwertbar. Als Belohnung locken beispielsweise neue Frisuren, Kleidung, Möbel, Dreamlight oder Zaubertränke, die unsere Werkzeuge verstärken.

Das Crafting

Wer keine Lust hat, von A nach B zu laufen, um den Figuren beim Lösen von Aufgaben zu helfen, kann sich mit einem unterhaltsamen Crafting-System mit hohem Chill-Faktor austoben. Zur Wahl stehen die obligatorischen Sammel-Skills angeln, Minerale abbauen, graben (z. B. Sand), sammeln (Früchte, Pilze etc.) und säen/ernten. Mit dem Material kann man anschließend entweder kochen oder diverse Gegenstände an der Werkbank herstellen. Darunter befinden sich Möbel, aber auch Tränke und Außendekoration wie Wege oder Sitzbänke.

Die Items darf man anschließend übrigens frei im ganzen Tal oder im eigenen Haus aufstellen, so dass man quasi das gesamte Spiel frei nach Gusto umgestalten kann. Allein damit lassen sich ohne Weiteres dutzende Stunden verbringen. Ihr wollt einen Freizeitpark errichten? Bitteschön. Die Häuser umstellen? Klar. Ihr benötigt neue Wege, wollt einen Garten vor dem Haus oder eine Bühne im Tal des Vertrauens aufstellen? Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt, was Dreamlight Valley zu einem Quell der Inspiration und Kreativität macht.

Bäumchen, wechsle dich

Und damit ist das Ende des freien Schaffens noch lange nicht erreicht. Denn abgesehen vom Traumlichttal ist auch euer Charakter überaus wandelbar. So dürft ihr jederzeit zwischen den Geschlechtern wechseln, Haar- Augen- und Hautfarbe anpassen, die Figur ändern und natürlich Kleidung in hunderten Variationen herstellen und sammeln. Zu tun gibt es also reichlich, was auch daran ersichtlich ist, dass wir nach den oben erwähnten 120 Spielstunden erst vor Kurzem das Levelcap von 40 erreicht haben. Allerdings warten im Schloss noch zahlreiche Freunde darauf, ins Dorf einzuziehen, der Garten will gepflegt, Pflanzen gegossen werden. Und ach ja: da fehlen noch dieses Sofa, jener Schrank und ein Brunnen dort.

Fazit

Dreamlight Valley ist ein Casual-Spaß für Groß und Klein, vor allem für Zocker mit einer ausgeprägten Disney-Affinität. Wer actionreiche Fights, PvP und Gilden sucht, sollte besser die Finger von dem Spiel lassen. Wer aber den quietschbunten Comic-Look mag, die Songs der bekanntesten Disney-Filme gerne hört, mit Donald und Co um die Häuser ziehen möchte und entspannende Kreativität bevorzugt, wird hier eine Menge Freude haben.

Für einen Preis zwischen 29,90 € und 69, 90 € macht man auf jeden Fall sicherlich nichts verkehrt. Und wer immer noch skeptisch ist, wartet auf den kommenden Free-to-Play-Release, wobei sich nicht abschätzen lässt, inwiefern der Ingameshop oder eine eventuell verschärfte Energiebremse (die bisherige lässt sich mit dem Kochen-Skill leicht aushebeln) greifen werden. Gameloft hat zumindest versprochen, am grundsätzlichen Spielprinzip auch künftig nichts zu ändern und im Shop auf reine Cosmetics zu setzen.

Die sind aber schon jetzt zum Teil so cool, dass wir uns einige Male hinreißen ließen, zuzuschlagen. Und warum auch nicht? Der Kauf ist ja keine Pflicht und wer Spaß am Besonderen hat und bereit ist dafür Geld ausgeben, darf die Entwickler gerne unterstützen. Spielvorteile wie schnelleres Leveln lassen sich so jedenfalls nicht erkaufen und der kommende Multiplayerteil soll sich im Großen und Ganzen auf gegenseitige Besuche beschränken. Von uns gibt es daher eine klare Empfehlung.

Die Animationen gestaltet sich dabei angemessen schön, doch schlicht genug, um auch auf älteren oder mobilen Systemen zu laufen.

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