Andere Welten

Die Legende vom Werwolf: Bei der Bildqualität graust es auch den Werwolf

© Endless Classics

Peter Osteried rümpft heute die Nase über eine aktuelle DVD-Veröffentlichung von “Die Legende vom Werwolf”, die auf alten Röhrenfernsehern gerade noch brauchbar aussehen würde.

© Endless Classics

Die großen britischen Horrorfilme kamen von den 1950er- bis zu den 1970er-Jahren von Hammer Films. Aber auch Amicus hat einige tolle Filme produziert. Andere Studios gab es, aber sie waren kleiner. Sowohl, was ihren Ausstoß betraf, als auch die Filme selbst. Ein solches ist Tyburn, das 1975 mit Die Legende vom Werwolf einen Film präsentierte, der sich schon sehr wie eine Hammer-Produktion anfühlte.

Weil das Skript von Hammer-Alumnus Anthony Hinds stammt, weil Peter Cushing die Hauptrolle spielt, weil es gotischer Horror ist und weil mit Michael Ripper sogar der ewige Nebendarsteller zahlreicher Hammer-Filme hier einen kleinen Auftritt hat. Zudem hat Freddie Francis, der auch einige Hammer-Filme verantwortete, inszeniert.

Wer, wo, was?

Die Geschichte spielt in Frankreich. Ein Baby wurde einst von Wölfen aufgenommen und später als Wolfsjunge in einer Freakshow gewinnbringend ausgestellt. Erwachsen arbeitet Etoile nun im Zoo und verliebt sich in eine Hure, ohne zu wissen, dass sie eine ist. Als er das herausfindet, erwacht der Wolf in ihm. Als Wolfsmensch stellt er den Freiern seiner Angebeteten nach. Die Morde werden einem Tier zugeschrieben, der von Peter Cushing gespielte Pathologe ist jedoch anderer Meinung. Er beginnt, selbst zu ermitteln.

Man merkt der Ausstattung schon an, dass man bei Tyburn nicht über die Hammer-Budgets verfügte, die im Grunde auch schon klein waren. Alles sieht darum etwas schäbiger aus, aber vielleicht deswegen nicht weniger überzeugend, weil man sich das Frankreich zur Mitte des 19. Jahrhunderts auch ein bisschen heruntergekommen vorstellt.

Es dauert etwa eine halbe Stunde, bis Peter Cushing auftritt. Davor hört man ihn nur am Anfang als Erzähler. Als er aber in der Handlung auftaucht, übernimmt er auch die Führung. Sein ermittelnder Professor, der sich einen Spaß daraus macht, Polizisten mit dem Hantieren von Speiseröhren zu erschrecken, ist eine herrliche Figur. Eine starke Rolle, deren persönliche Hintergründe natürlich kaum beleuchtet sind, die aber von Cushings immenser Präsenz getragen wird.

Sehr schön ist das Werwolf-Make-up, das an den Hammer-Film Der Fluch von Siniestro erinnert, der auch von Anthony Hinds geschrieben wurde. Die Werwolfperspektive mit dem Rotfilter ist ein schöner Kunstgriff.

Es könnte so schön sein

Der Film ist jüngst auf DVD erschienen, die Sichtung fällt jedoch ernüchternd aus. Man fühlt sich an die Frühzeit des Mediums erinnert, als windige Firmen einfach VHS-Kassetten als Master benutzten.

So war es wohl auch hier, denn Produzent Kevin Francis, der Sohn von Freddie Francis, hat seit den 1990er-Jahren keine Lizenz mehr für den Film vergeben – darum sind die „Master“ auch uralte, abgenudelte VHS-Kassetten, die den Film im Vollbild zeigen. Hier kann man sogar noch die „cigarette burns“ sehen, die dem Kinovorführer bedeuten, dass ein Rollenwechsel ansteht. Keine Veröffentlichung, die man empfehlen kann, und das ist schade, weil Die Legende vom Werwolf ein wirklich schöner klassischer Gruselfilm ist.

Hoch
WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner