Andere Welten

Dune: Der Wüstenplanet – Ein verkanntes Meisterwerk

Szenenbild aus Dune

Zur Neuverfilmung von “Dune” möchten wir für David Lynchs Versuch von 1984 eine Lanze brechen.

© Universal

Pünktlich zur Neuverfilmung möchten wir für David Lynchs Versuch von 1984, Frank Herberts Stoff für die Leinwand zu adaptieren, eine Lanze brechen.

Einige Fans der Romane des Frank Herbert würden diese Adaption des Stoffes gerne von einem Riesensandwurm verschlungen wissen, während andere die Arbeit des Kinovisionärs in den Himmel von Arrakis heben. Was ist also dran an der Sache?

Kompliziert und teuer

Der gescheiterte Versuch aus den 70er-Jahren, als der Autor und Regisseur Alejandro Jodorowsky eine Verfilmung plante, ist durch eine Dokumentation mit dem Titel Jodorowskys Dune belegt. Diese erschien 2013 und verriet unter anderem, das H.R. Giger (zum Beispiel bekannt für seinen Beitrag zu den Alien-Filmen) bereits erste Skizzen angefertigt hatte und Salvador Dalí für einen Auftritt verpflichtet werden sollte. Ebenso hatte man Rolling-Stones-Legende Mick Jagger auf dem Zettel. Keine Frage: Das wäre sicher ein spannender Film geworden.

Der nächste Anlauf fand dann unter Federführung von Dino De Laurentiis und seiner Tochter Raffaella in den frühen 80er-Jahren statt. Das Drehbuch ging durch viele Hände und erlebte diverse Stadien der Entwicklung. Sogar Frank Herbert, Autor der Vorlage, war persönlich eine Weile an der Entstehung beteiligt. Schließlich setzte man aber auf Rudy Wurlitzer. Dies war jedoch nur eine Momentaufnahme.

Auch in Sachen Regie gab es Trubel. Ridley Scott übernahm das Projekt zunächst, musste dann aber aufgrund der Erkrankung seines Bruders passen. So kam David Lynch ins Spiel, der 1980 mit Der Elefantenmensch begeistert hatte. Lynch interessierte sich zwar nicht für Science-Fiction und kannte die Romane auch nicht, war aber dennoch Feuer und Flamme für die Herausforderung. Zunächst arbeitete er noch mit einem kleinen, von ihm ausgewählten, Team am Drehbuch, schließlich blieb aber nur noch Lynch übrig und zeigte sich nach vielen Änderungen mit dem sechsten Entwurf so zufrieden, dass man mit den Dreharbeiten beginnen konnte.

Hinzu kam der finanzielle Faktor: Mit satten 45 Millionen US-Dollar setzte man mächtig Kapital ein, um die Vision zum Leben zu erwecken. Dabei drehte man fast ausschließlich in Mexiko und verzichtete auf große Stars. Eher baute die Produktion auf kleine aber feine Namen. So durften beispielsweise Jürgen Prochnow (Das Boot), Patrick Stewart (Captain Picard aus Star Trek: The Next Generation), Sean Young (Blade Runner) oder Max von Sydow mitmachen. Die Hereinnahme des The-Police-Frontmanns Sting muss man gar als Stuntcasting bezeichnen, das sich aber auszahlte. Kyle MacLachlan (Twin Peaks), der die Hauptfigur Paul spielte, rief am meisten Kritik hervor, da er den Fans der Vorlage zu alt war. Dennoch darf man konstatieren, dass Lynch mit dem Cast nichts falschmachte.

Unterschätzt

Das Ergebnis gab dann jedoch auch noch aus anderen Gründen Anlass zur Kritik. So fanden die Fans deutliche Abweichungen zur Romanvorlage und auch die Wahl, was letztlich gestrichen wurde, passte vielen nicht. Die Rohfassung hatte Lynch noch mit über vier Stunden äußerst üppig geschnitten. Der von ihm danach zunächst präferierte Schnitt lag dann bei rund drei Stunden. Doch verlangten die Macher und Produzenten eine Kinofassung von etwa zwei Stunden, die Nachdrehs nötig machte, da relevante Szenen einfach nicht zu behalten waren und dramaturgisch dann fehlten. Niemand wird sich wundern, dass Lynch nicht zufrieden mit der Vorgehensweise und dem Ergebnis war.

Ebenfalls blieb negativ haften, dass der Streifen an der Kinoklasse floppte. Somit ist der erste Dune-Film ein zwar visuell beeindruckendes und höchst anspruchsvolles Stück Kinogeschichte, aber eben auch ein herber kommerzieller Fehlschlag, den aber jeder Genrefan unbedingt gesehen haben sollte. In Sachen Effekte, Szenenbild, Kostüme und der schieren Vision setzte Lynch wie so oft Maßstäbe (oder versuchte es zumindest), die ein Villeneuve mit seiner neuen Version erst wird erreichen müssen. Vielleicht ist diesem dann aber zumindest das Massenpublikum etwas mehr gewogen.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf www.syfy.de und ist Eigentum von NBC Universal Global Networks Deutschland GmbH. Er wird mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.

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