Osterieds Sternenreise

Einmal quer durch Star Trek: #004: Captain Wendler, ALF & der blinde Gorn

© Paramount

Peter Osteried reist durch über 50 Jahre “Star Trek” und lässt uns an seinem Rewatch teilhaben. Heute Tag 6, 7 und 8.

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Hier geht es zur Übersicht der Reihe, sollte jemand die vorigen Ausgaben verpasst haben. Bei Tag 1 finden sich auch einleitende Worte. Wir wünschen gute Unterhaltung!

Tag 6

Kodos, der Henker fühlt sich groß an. Theatralisch. Shakespearisch. Und das nicht nur, weil Macbeth auf der Bühne dargeboten wird. Auch ist der Originaltitel The Conscience of the King ein Shakespeare-Zitat aus Hamlet. Die Geschichte selbst besitzt diese Gravitas – von einem Mann, der Tausende tötete, das damals für sich rechtfertigte und nun an seiner Schuld zu tragen hat. Und einer Tochter, benannt nach Lenore, einer Figur von Edgar Allan Poe, die jeden Zeugen für seine Schuld auslöschen will. Eine starke Episode mit großen Darstellungen – von William Shatner, aber auch von Arnold Moss, jenem Mann, der einst Kodos war und jetzt Karidian ist.

Wenn etwas an dieser Folge irritiert, dann Kirks Hinterhersteigen jedes Rocks. Er macht sich hier an Karidians Tochter heran. Kodos verschwand vor 20 Jahren, die Tochter hatte er dann wohl erst danach – sie wäre nun also 18 oder 19 Jahre. Und der gute Captain ist 35. Captain Wendler, anyone?

Besonders genial ist Spock unter Verdacht, wenn man auch die Finalfolge der ersten Staffel von Star Trek: Strange New Worlds hinzuzieht, denn dort wird die Alternativweltversion dieser Geschichte erzählt. Spannend sind sie beide, die Folge aus dem Jahr 1966 sogar mordsspannend. Denn hier umkreisen sich zwei Feinde und belauern sich, immer darauf wartend, dass einer einen Fehler macht. Die Romulaner wurden mit dieser Episode eingeführt. Dass sie wie Vulkanier aussehen, ist heutzutage keine Überraschung mehr, 1966 hat das aber sicher Wirkung gezeigt. Mark Lenard ist der romulanische Commander, ein Jahr später spielte er dann Spocks Vater. Das ist übrigens die letzte Folge mit Grace Lee Whitney als Janice Rand. Kirks Assistentinnen wechseln sich forthin einfach ab.

Wenn eine Episode von einem renommierten Science-Fiction-Autor wie Theodore Sturgeon geschrieben wird, muss sie schon was Besonderes sein. Und das ist Landeurlaub auch. Effektiv gerät die Crew der Enterprise hier auf einen Vergnügungsparkplaneten. James T. Kirk trifft auf seine Nemesis Finnegan von der Sternenflottenakademie, der ihn ständig drangsaliert hat. Im Deutschen hat das zusätzlichen Reiz, weil Finnegan von Tommy Piper gesprochen wird – man kennt ihn als ALF.

Aus der Rubrik „Früher waren die Zeiten einfach creepy“: Ständig fassen die Männer den Frauen ins Gesicht, als hätten sie es mit Püppchen oder Kleinkindern zu tun.

Meine Lieblingsepisode ist Notlandung auf Galileo 7, dem vermaledeiten deutschen Titel, der nichts kapiert hat, zum Trotz. Ich mochte das Belagerungsmotiv schon immer – hat mich schon als kleiner Steppke angesprochen. Ebenso war ich fasziniert davon, wie Spock logisch handelt, aber es doch nicht so läuft, wie er sich das vorstellt. Weil primitive, riesige Affenmenschen eben nicht logisch reagieren. In der Folge selbst kriegt man die Affenmenschen zwar zu sehen, nie aber von vorne. Dabei waren die toll umgesetzt. Lange fragte ich mich, wie sie wohl aussehen. So um 1990 herum stolperte ich dann über ein kleines englischsprachiges Taschenbuch namens The Monsters of Star Trek. In dem war ein Foto enthalten, wie die Affenmenschen von vorne aussehen. Heutzutage kann man das auch einfach googlen.

Tag 7

Tödliche Spiele auf Gothos ist eine Folge, die ich in den 1980er-Jahren häufig gesehen habe. Gefühlt war sie bei jeder Wiederholung von Raumschiff Enterprise damals dabei. Sie ist aber auch köstlich. Trelane ist für Kirk das, was Q für Picard ist. Darum gab es später die durchaus interessante Theorie, dass Trelane ein Kind der Q sein könnte. Dass er ein Kind ist, geht ja klar aus dem Ende hervor. Wer weiß, nachher ist es eben der Q, der erst zu Picards Zeiten erwachsen geworden ist – wenn wir sagen wollen, dass Q wirklich erwachsen ist. Im Deutschen ist Trelane übrigens umso reizvoller, da er mit der Synchronstimme von Jerry Lewis spricht. Das lässt ihn noch kindlicher erscheinen, und das trotz der pompösen Attitüde.

Tag 8

In Ganz neue Dimensionen versucht sich Kirk als MacGyver, und das mit Erfolg. Der Kampf gegen den Gorn ist heutzutage eher witzig, als dramatisch. Weil der Mann im Gorn-Kostüm offenkundig kaum etwas sehen kann, manchmal fast hinfällt und beim ersten Schlagabtausch mit Kirk in Slow-Motion ausholt und zuschlägt. Nicht zu vergessen: Die grunzenden Geräusche. Aber eine unterhaltsame Folge ist das allemal, zudem man hier auch wieder on location bei den Vasquez Rocks gedreht hat. Die kommen in Film und Fernsehen häufiger vor, zuletzt waren sie bei Star Trek in der Folge Landeurlaub zu sehen.

Mit den Gorn gibt es interessante neue Gegner, die filmisch danach ewig nicht mehr genutzt wurden. Wohl auch, weil die Maske des Echsenmenschen sehr statisch ist. Erst in Star Trek: Enterprise war mal wieder einer zu sehen. Heutzutage sind sie in Star Trek: Strange New Worlds dabei – technisch natürlich immens aufgemotzt, obwohl diese Serie natürlich etwa sieben Jahre vor Star Trek spielt.

Fürs Protokoll: Ein Redshirt stirbt und zum ersten Mal überhaupt werden Photonentorpedos eingesetzt.

Unsere Reihe Osterieds Sternenreise – Einmal quer durch Star Trek wird lose fortgesetzt.

Dadurch ergibt sich mit der Zeit ein schönes Rewatch-Tagebuch mit sehr persönlichen Betrachtungen eines langjärigen Fans und Schreibers.

Peter Osteried schreibt auch Bücher. Dazu gehören folgende Werke:

Es lebe der Planet der Affen

Es lebe Battlestar Galactica

Die Babylon 5-Chronik – Band #1

Die Babylon 5-Chronik – Band #2

Die Babylon 5-Chronik – Band #3

Die Babylon 5-Chronik – Band #4

Die Babylon 5-Chronik – Band #5

Die Babylon 5-Chronik – Band #6

Er ist außerdem Herausgeber und Redakteur der Zeitschriften MOVIESTAR, MOVIESTAR RETRO, TV SERIEN HIGHLIGHTS und DVD BLURAY SPECIAL aus seinem IMMUNDULA VERLAG.

Die Zeitschriften gibt es auch im Shop beim Verlag in Farbe und Bunt.

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