Osterieds Sternenreise

Einmal quer durch Star Trek: #007: Redshirtsterben, blonde Perücken, Ahab & putzige Geister

© Paramount

Peter Osteried reist durch über 50 Jahre “Star Trek” und lässt uns an seinem Rewatch teilhaben. Heute Tag 12 und 13.

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Hier geht es zur Übersicht der Reihe, sollte jemand die vorigen Ausgaben verpasst haben. Bei Tag 1 finden sich auch einleitende Worte. Wir wünschen gute Unterhaltung!

Tag 12

Nomad 4, Redshirts 0. Diesmal rafft es jede Menge Rothemden dahin. Sie verhalten sich aber auch alle schreiend dämlich. Die Geschichte selbst ist ganz gut, und offenkundig die Blaupause für Star Trek: Der Film, nur dass der etwa dreimal so lange lief. Ob nun Nomad oder V’ger, der unterwegs ist, um alles zu erledigen, was sich auf dem Weg befindet, letztlich ist es eine von Menschen entsandte Sonde, die beschädigt, repariert und über das erhöht wurde, was sie einst war. Kirk hat zudem hier zum zweiten Mal die Gelegenheit, einen Computer zu Tode zu argumentieren. Aber man muss ihm lassen, dass die Logik hier wirklich auf seiner Seite ist. Schön ist die Schlussszene, mit einem Kirk, der einen Sohn verloren hat, weil Nomad ihn für seinen Schöpfer hielt. Was hätte nur alles aus Nomad Kirk werden können?

Ein Parallel-Universum ist eine faszinierende Folge, weil man die bekannten Figuren als verzerrte, bösartige, habgierige, niederträchtige, mörderische Versionen sieht. Alles ist spiegelverkehrt, selbst der Flug der Enterprise um den Planeten herum – von links nach rechts in unserem Universum, von rechts nach links im Spiegeluniversum. Barbaren können sich nicht in ein zivilisatorisches Korsett einfügen, zivilisierte Menschen aber so tun, als seien sie Barbaren. So fliegen die bösen Zwillinge auf unserer Enterprise auf. Spock handelt im Spiegeluniversum, wie es erwartet wird – logisch, aber eben auch den brutalen Methoden des terranischen Imperiums folgend. Das Ende, als Kirk und Co. zurück in ihr Universum beamen, soll so etwas wie ein Moment der Hoffnung sein. Denn Kirk hat versucht, Spock davon zu überzeugen, dass er die Macht auf der Enterprise ergreifen muss, und dass er den Keim der Revolution säen muss. Spock will darüber nachdenken und man malt sich aus, was wohl danach passiert sein könnte (ein Comic aus den 1980er Jahren, die Mirror Universe Saga, gab später Aufschluss). Das Spiegeluniversum kehrte später bei Star Trek: Deep Space Nine zurück – und auch in einer Doppelfolge von Star Trek: Enterprise und bei Star Trek: Discovery.

Eigentlich erwartet man bei Die Stunde der Erkenntnis, dass Kirk einen Computer mal wieder zu Tode quasselt. Diesmal geht man aber rabiater vor: voller Phaserbeschuss. Gut ist die Folge, solange der Außentrupp durchs Paradies stiefelt. Die Studiokulisse ist schön exotisch – hier finden sich Farne neben subtropischen Pflanzen. Ein Redshirt stirbt – durch etwas, das eine Blume ihm in die Brust pustet. Kirks Reaktion, als er mit dem Schiff spricht: Ja, alles gefährlich, einer tot, man muss vorsichtig sein, und schon hängt er die Nase in eine Blume rein! Insgesamt springen hier vier Rothemden über die Klinge. Am schlechtesten gealtert sind aber nicht die miesen blonden Perücken der Einheimischen, sondern Chekovs Spruch darüber, dass das Paradies vor den Toren Moskaus liegt. Nee, tut es nicht. Der Look der Einheimischen macht bei dieser Folge viel kaputt, die Geschichte ist an sich passabel, da Kirk hier die Rolle Satans annimmt, der dafür sorgt, dass die vielen Adams und Evas aus dem Paradies fliegen.

Es gab in den 1980er-Jahren wahrscheinlich keinen Block an Raumschiff Enterprise-Wiederholungen, bei dem nicht Der Planeten-Killer dabei gewesen wäre. Die Folge habe ich darum sehr, sehr oft gesehen – und in bester Erinnerung. Es ist auch eine starke Geschichte. Über einen Getriebenen, der Schiff und Mannschaft verloren hat und im Begriff ist, das noch einmal zu tun. Commodore Decker, der Vater von Will Decker aus Star Trek: Der Film, ist hier Ahab und der Planeten-Killer sein weißer Wal. Er würde alles tun, um das Ding zu vernichten. Es fehlte im Grunde nur ein Ausbruch á la Ahab: „There she blows, there she blows. A hump like a snow-hill. It is Moby Dick.“ Decker ist eine tragische Figur, die ebenso endet. Spannend ist aber, wie er das Kommando über die Enterprise an sich reißt, während Kirk auf der havarierten U.S.S. Constellation festsitzt. Der Planeten-Killer selbst könnte übrigens so etwas wie ein Vorläufer der Sonde aus Star Trek IV – Zurück in die Gegenwart gewesen sein. Das Ziel von Waffe und Sonde ist unterschiedlich, das Ergebnis aber letztlich ähnlich – und das Aussehen sowieso.

Tag 13

Als Kind gehörte Das Spukschloss im Weltall zu meinen Lieblingsfolge. Es war wohl das gruselige Ambiente, die geisterhaften Hexen, das Schloss selbst, die riesige Katze, der Kerker mit dem Skelett an der Wand, kurz: All der Hokuspokus, den man mit Grusel verbindet. Natürlich geschrieben von einem Meister seines Fachs: Robert Bloch. Ich bin aber natürlich auch älter geworden. Die Folge erreicht mich nicht mehr so sehr wie früher. Sie sieht aber immer noch schön aus und manche Szenen sind ausgesprochen gut gemacht – ganz zu schweigen davon, dass das Modell der Enterprise an der Kette immer noch super ist. Hätte ich am liebsten auch. Der Schurke mit seinem pompösen Auftreten und dem Magier-Gewand ist amüsant, die Frau gewordene Katze auch. Letztlich eine stimmungsvolle und schöne Episode, auch wenn sie heute nicht mehr gruselig ist. Aber verspielt. Noch immer ein Highlight ist, als der Spuk vorbei ist, und die echten Gestalten von Korob und Sylvia zu sehen sind – zwei kleine Figürchen, die irgendwie niedlich sind.

Lt. DeSalle hat das Kommando über die Enterprise. Es ist sein dritter (und letzter) Auftritt nach Tödliche Spiele auf Gothos und Falsche Paradiese. Er scheint aber den Job gewechselt zu haben, jetzt trägt er Rot und nicht länger Gelb.

Die Rückkehr von Harry Mudd feiert man in Der dressierte Herrscher. Die beste Dialogzeile der Folge hat Android Norman: „Jeder Widerstand ist zwecklos“. Das klingt ja fast schon nach den Borg. Die Androiden sind hier nicht unbedingt die Smartesten. In gewisser Weise werden sie in die Niederlage gequatscht, indem Kirk und Co. sich völlig abstrus verhalten, was die Maschinenmenschen nicht verstehen. Das Gekabbel zwischen Kirk und Mudd ist die reinste Freude, ebenso wie das Ende, wenn Robot-Repliken von Mudds Frau Stella dem armen Wicht richtig zusetzen. Eine amüsante und witzige Episode, die Mudds erstem Auftritt sogar überlegen ist. Schade nur, dass es danach (bis Star Trek: Discovery) keinen weiteren Live-Action-Auftritt von Mudd mehr gab. In der Animationsserie war er aber zumindest noch einmal dabei.

Unsere Reihe Osterieds Sternenreise – Einmal quer durch Star Trek wird lose fortgesetzt.

Dadurch ergibt sich mit der Zeit ein schönes Rewatch-Tagebuch mit sehr persönlichen Betrachtungen eines langjärigen Fans und Schreibers.

Peter Osteried schreibt auch Bücher. Dazu gehören folgende Werke:

Es lebe der Planet der Affen

Es lebe Battlestar Galactica

Die Babylon 5-Chronik – Band #1

Die Babylon 5-Chronik – Band #2

Die Babylon 5-Chronik – Band #3

Die Babylon 5-Chronik – Band #4

Die Babylon 5-Chronik – Band #5

Die Babylon 5-Chronik – Band #6

Er ist außerdem Herausgeber und Redakteur der Zeitschriften MOVIESTAR, MOVIESTAR RETRO, TV SERIEN HIGHLIGHTS und DVD BLURAY SPECIAL aus seinem IMMUNDULA VERLAG.

Die Zeitschriften gibt es auch im Shop beim Verlag in Farbe und Bunt.

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