Osterieds Sternenreise

Einmal quer durch Star Trek: #008: Falscher Cochrane, Poirot, Opa Kirk & Ahabs Wut

© Paramount

Peter Osteried reist durch über 50 Jahre “Star Trek” und lässt uns an seinem Rewatch teilhaben. Heute Tag 14 und 15.

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Hier geht es zur Übersicht der Reihe, sollte jemand die vorigen Ausgaben verpasst haben. Bei Tag 1 finden sich auch einleitende Worte. Wir wünschen gute Unterhaltung!

Tag 14

Bisher konnte ich mich an jede Folge erinnern – auf die eine oder andere Weise. Bei Metamorphose fragte ich mich aber, ob ich sie je gesehen hatte. Und ich wusste, dass ich jede Folge der Serie gesehen hatte! Mit dem Auftauchen von Zefram Cochrane regte sich ein Mindestmaß an Erinnerung, worum es aber wirklich geht, hätte ich nicht mehr sagen können. Eben um Kirk, Spock, McCoy und eine Föderationsvertreterin, die von Cochranes Companion auf dessen Planeten gezerrt werden, damit er nicht mehr so allein ist. Ja, das ist der Cochrane, den man später auch in Star Trek: Der erste Kontakt sah.

Mir fiel erst nach neuerlicher Sichtung dieser Folge auf, dass die Kontinuität nicht passt. Dass Cochrane vor 150 Jahren starb bzw. verschwand, kann man gerade so noch auf eine Linie bringen. Aber Kirk erklärt, Cochrane sei von Alpha Centauri. Im späteren Film ist er aber ganz klar von der Erde, die noch keinerlei Kontakt zu anderen Welten hatte. Das ist der interessanteste Aspekt dieser Folge, die ansonsten doch recht stark dahinplätschert. Aber Cochranes Welt sieht zumindest schön bunt aus. Und Glenn Corbett ist ein echt gutaussehender Cochrane – und aus dem soll mal James Cromwell werden …

Ein echter Klassiker ist Reise nach Babel. Hier trifft man erstmals auf Spocks Eltern, da sein Vater Sarek als Botschafter zusammen mit mehr als 100 anderen Delegierten nach Babel gebracht wird. Was dort zu tun ist, ist weniger interessant, als das, was auf der Enterprise passiert. Sarek dürfte so manchem bekannt vorgekommen sein, sieht Mark Lenard hier doch praktisch genauso wie seine romulanische Figur aus Spock unter Verdacht aus. Man erfährt mehr darüber, wie Kinder auf Vulkan aufwachsen, wie schwer es Spock hatte, da er nicht als voller Vulkanier anerkannt wurde, und wie das Verhältnis zwischen Vater und Sohn abkühlte. Das ist vor allem familiäres Drama, während der Mord am Botschafter der Tellariten eher in Agatha-Christie-Gewässer aufbricht. Wo ist Hercule Poirot, wenn man ihn braucht?

Die Spock-Sarek-Amanda-Handlung ist so gut, dass man gar nicht so groß die Logik hinter allem hinterfragt. Denn warum sollten die Orioner, die nicht wollen, dass sich eine rohstoffreiche Welt der Föderation anschließt, ausgerechnet den Botschafter töten, der gegen diese Aufnahme war? Um Sarek in Misskredit zu bringen? Ein sehr schwammiger Plan, der im Grunde im Nichts verlaufen muss. Zudem hatte das Schiff der Orioner vor, die Enterprise zu vernichten. Warum also noch auf dem Schiff selbst irgendetwas machen? Autorin D.C. Fontana hat auf all diese Fragen keine Antworten, letzten Endes interessieren sie auch nicht. Denn, um es mit Dom Torreto zu sagen: Familie, Familie, Familie. Mehr als das braucht man hier nicht, zumal die Schlussszene mit dem (fast) letzten Wort, das Pille spricht, herrlich ist.

Tag 15

Im Namen des jungen Tiru – bei dem Titel klingelte was, aber ich hätte wie bei Metamorphose nicht mehr sagen können, worum es geht. Es ist eine der eher schwachen Folgen, darum auch leicht zu vergessen. Eine Kriegerrasse hat etwas, das Föderation und Klingonen wollen – natürlich kommt es zum Streit, inklusive Staatstreich. Auf dem Level von Stammesleben halt. Gleich am Anfang erwischt es ein Redshirt. Man muss ganz klar sagen: Die Hellsten arbeiten nicht beim Sicherheitsdienst. Julie Newmar, die Catwoman aus der Batman-Serie der 1960er Jahre (also eine davon), spielt die weibliche Hauptrolle.

Ich schätze, dass Wie die Zeit vergeht die erste Folge einer Science-Fiction-Serie ist, die diesen Plot nutzt: Mitglieder der Crew altern rapide. Seitdem wurde das zu einem echten Standard und tauchte in Science-Fiction-Serien wie Akte X und Stargate und anderen natürlich immer wieder auf. Das Alters-Make-up ist gut gelungen, zumindest in den meisten Fällen. Die Endstufe von Kirk wirkt etwas überzogen.

Spannend ist aus heutiger Sicht der Vergleich, wie James Doohan, William Shatner, DeForest Kelley und Leonard Nimoy real gealtert sind, wie sie mit 70 oder 80 Jahren aussahen, und wie man sich ihr Aussehen im Jahr 1967 vorgestellt hat. Bei Kelley lag man ziemlich nahe, Doohan und Shatner sind weit entfernt, vielleicht aber auch, weil die beiden im Alter ein paar Pfunde zugelegt haben, was in dieser Folge nicht der Fall ist. Sei’s drum, eine Episode, die echt Spaß macht, zumal Kirk eine Finte nutzt, um die angreifenden Romulaner zu vertreiben – er spricht von der Selbstzerstörung und der Freisetzung des Korbomits, womit alle umliegenden Schiffe auch vernichtet werden. Wie schon bei Pokerspiele.

Eigentlich hätte man Tödliche Wolken lieber Jims Wolke nennen sollen. So nennt sie McCoy, als er noch denkt, es seien Hirngespinste. Der Originaltitel Obsession ist auch treffender, denn dies ist Kirks Ahab-Folge. Wie Commodore Decker vor ihm denkt er nur noch daran, das Ding zu vernichten. Anders als Decker ist er zumindest noch zu rationalem Handeln fähig, als das Schiff bei der Verfolgungsjagd angesichts der Geschwindigkeit auseinanderzubrechen droht.

Die Folge ist auch ein schwarzer Tag für Redshirts. Gleich vier davon erwischt es hier. Noch nicht Rekord, aber zumindest gleich auf mit Ich bin Nomad. Ich muss gestehen: Ein wenig fasziniert mich nun die Frage, wie viele Redshirts es in der Serie erwischt. Es ist ja längst ein Meme, dass die Rothemden bei Raumschiff Enterprise wie die Fliegen sterben. Ich werde mitzählen, wie viele es am Ende wurden und ob das Klischee der ständig sterbenden Leute vom Sicherheitsdienst auf alle Folgen betrachtet überhaupt korrekt ist.

Unsere Reihe Osterieds Sternenreise – Einmal quer durch Star Trek wird lose fortgesetzt.

Dadurch ergibt sich mit der Zeit ein schönes Rewatch-Tagebuch mit sehr persönlichen Betrachtungen eines langjärigen Fans und Schreibers.

Peter Osteried schreibt auch Bücher. Dazu gehören folgende Werke:

Es lebe der Planet der Affen

Es lebe Battlestar Galactica

Die Babylon 5-Chronik – Band #1

Die Babylon 5-Chronik – Band #2

Die Babylon 5-Chronik – Band #3

Die Babylon 5-Chronik – Band #4

Die Babylon 5-Chronik – Band #5

Die Babylon 5-Chronik – Band #6

Er ist außerdem Herausgeber und Redakteur der Zeitschriften MOVIESTAR, MOVIESTAR RETRO, TV SERIEN HIGHLIGHTS und DVD BLURAY SPECIAL aus seinem IMMUNDULA VERLAG.

Die Zeitschriften gibt es auch im Shop beim Verlag in Farbe und Bunt.

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