Andere Welten

Foundation: Aus der Asche des Imperiums

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Wir schauen uns die neue Serie “Foundation” an, die just ihre Premiere feierte.

© Apple

Science-Fiction-Klassiker haben derzeit Hochkonjunktur. Nicht nur Denis Villeneuves gigantische Kinoadaption von Dune sorgt momentan für Gesprächsstoff unter Genrefans. Wir schauen uns die neue Serie Foundation an, die just ihre Premiere feierte.

Die Vorlage

Der 1920 in Russland geborene, 1923 mit seinen Eltern in die USA emigrierte Asimov gilt neben Herbert, Arthur C. Clarke und Robert H. Heinlein als wichtigster Autor der literarischen Science-Fiction. Die erste Kurzgeschichten des später als Foundation-Zyklus bezeichneten Werkes erschienen bereits in den 40er-Jahren im damals populären Magazin Astounding Science-Fiction. Zeit seines Lebens wurde Asimovs zukünftige Geschichte der Menschheit um zahlreiche Romane und Kurzgeschichten erweitert. Zum Zeitpunkt seines Todes im Jahr 1992 umfasste Asimovs Gesamthandlung einen Zeitrahmen von rund 20.000 Jahren. Das Foundation-Universum wurde nach seinem Tod um weitere Romane aus den Federn so bekannter Science-Fiction-Größen wie Greg Bear, David Brin oder Roger MacBride Allen ergänzt. Asimovs populäre Geschichte der Ausbreitung der Menschheit in der Galaxis hatte in den 50er- und 60er-Jahren unzweifelhaft großen Einfluss sowohl auf Frank Herbert und dessen literarische Schöpfung rund um den Wüstenplaneten Arrakis als auch auf Gene Roddenberry und George Lucas bei der Erschaffung von Star Trek und Star Wars. Interessanterweise fungierte Asimov im Jahr 1979 sogar als wissenschaftlicher Berater bei der Produkton des ersten Star Trek-Kinofilms.

Bereits in den Jahren 1999 und 2004 versuchten sich Chris Columbus mit Der 200 Jahre Mann (Bicentennial Man) und Alex Proyas mit I, Robot an Verfilmungen von Asimovs Robotergeschichten, die im gleichen Universum des Foundation-Zyklus spielen. Beide filmischen Umsetzungen – Der 200 Jahre Mann mit Robin Williams als Romantikkomödie mit Sci -Fi-Touch und I, Robot mit Will Smith als futuristischer Actionkracher – ließen jedoch keinerlei Verbindung zum größeren kosmischen Opus von Asimov erkennen.

Die Serienadaption

Viele Jahre wurde versucht, eine Filmadaption von Asimovs Foundation-Trilogie – dem Herzstück seiner Geschichte der Zukunft, das bisher als „unverfilmbar galt“ – auf die Beine zu stellen. Von 1998 bis 2008 probierte New Line Cinema erfolglos, eine Verfilmung zu realisieren, ehe die Rechte 2009 an Columbia übergingen, die den deutschen Roland Emmerich als Regisseur gewinnen konnten. Als auch dieser Versuch erfolglos blieb, konnten im Jahr 2014 die Rechte von HBO – damals überaus erfolgreich mit Game of Thrones – erworben werden. HBO war auf der Suche nach einem ähnlich grandiosen Stoff im Science-Fiction-Bereich. Die HBO-Bosse konnten den späteren Westworld-Autor Jonathan Nolan als Autor und Produzenten gewinnen. Auch diese Adaption scheiterte und die Rechte an Asimovs Fundation-Zyklus konnten 2017 von Skydance Media gesichert werden.

Die ambitionierte, erst im Jahr 2006 gegründete, junge Produktionsgesellschaft war in den letzten Jahren an fast allen Mission Impossible-, Jack Ryan-, Terminator-, Transformers– und Star Trek-Filmen beteiligt. Skydance konnte im August 2018 einen exklusiven Deal mit dem Tech-Giganten Apple aushandeln, der eine erste zehnteilige Staffel in Auftrag gab. Als Showrunner konnte David S. Goyer gewonnen werden, der sich als Drehbuchautor der Blade-Trilogie, der Dark Knight-Trilogie und der ersten beiden Superman-Filme von Zack Snyder einen Namen gemacht hatte. Die Regie des Pilotfilms übernahm Rupert Sanders, der durch den Fantasy-Hit Snow White and the Huntsman mit Kristen Stewart und Chris Hemsworth zu Ruhm gelangte.

Die Dreharbeiten fanden hauptsächlich in Irland, auf den Kanarischen Inseln, in Malta und in Island statt. Einige Szenen wurden sogar an den Pfahlbauten in Unteruldingen, am deutschen Bodenseeufer gedreht. Die Produktion musste aufgrund der weltweiten Covid-19-Pandemie zwischen März und September 2020 ausgesetzt werden, weshalb sich die Premiere der Serie auf den Herbst 2021 verzögerte. Am 24. September war es schließlich soweit und die beiden ersten Folgen Der Frieden des Kaisers (The Emperor’s Peace) und Ein neues Leben (Preparing to Live) konnten weltweit abgerufen werden, die weiteren Folgen der ersten Staffel folgen immer freitags. Wenn alles klappt, dann kann David S. Goyer noch weitere 7 Staffeln seiner auf insgesamt 80 Episoden angelegten Serie umsetzen.

Die Handlung

Foundation verbindet auf clevere Weise die Handlung mehrerer Zeitebenen miteinander, weshalb die Serie vom Zuschauer eine besondere Aufmerksamkeit abverlangt.

Am Handlungsanfang von Foundation wird das bereits seit rund 12.000 Jahren herrschende Galaktische Imperium von mehreren Klonen des legendären Imperators Cleon dem I. regiert. Da sind der älteste Klon Bruder Dämmerung (Cleon der XI., dargestellt von Terence Mann), der mittlere Klon und derzeitig amtierende Imperator Bruder Tag (Cleon der XII., gespielt von Lee Pace) und der jüngste Klon, Bruder Morgen (Cleon der XIII., dargestellt von Cooper Carter). Sie regieren im galaktischen Zentrum Trantor, einem Planeten – der ähnlich wie die imperiale Hauptwelt Corouscant in Star Wars – vollständig von einer riesigen Stadt „überwuchert“ ist.

In der Pilotfolge lernen wir die als Wunderkind geltende Gaal Dornik (Lou Llobell) kennen, die ihren Heimatplaneten, die Wasserwelt Synnax, in Richtung Trantor verlässt. Gaal hat einen Mathematikwettbewerb gewonnen und folgt einer Einladung für ein Stipendium beim renommierten Mathematiker Hari Seldon (Jared Harris) in den Kern des viele Tausend Welten umspannenden Imperiums. Seldons Fachgebiet ist die Psychohistorik, mit der es möglich ist, mittels mathematischer, statistischer und soziologischer Verfahren zu einem gewissen Grad die Zukunft vorherzusehen.

Sehr zum Missfallen der Herrscher des Imperiums, hat Hari Seldon den Untergang des Imperiums und den Beginn eines blutigen Zeitalters langwährender kriegerischer Auseinandersetzungen vorhergesagt. Kurz nach ihrer ersten Begegnung werden sowohl Gaal wie auch Hari festgenommen und beiden wird der Prozess wegen Hochverrat gemacht. Von einem imperialen Agenten erhält Gaal das Angebot, Haris Vorhersagen öffentlich als falsch zu kreditieren und dafür der ansonsten sicheren Hinrichtung zu entgehen. Gaal entscheidet sich jedoch für die Wahrheit und bestätigt in dem Schauprozess Hari Seldons Vorhersagen – und akzeptiert, dass ihr Schicksal endgültig besiegelt ist. Just in dem Moment, als die beiden aus dem Gerichtssaal abgeführt werden, erschüttert ein großangelegter Terroranschlag die imperiale Hauptwelt. Vielleicht haben Gaal und Hari ja dadurch doch noch eine Chance, weiterzuleben. Harri kann den Herrschern nämlich seinen Plan zur Schaffung eines Speichers des gesamten menschlichen Wissens präsentieren, der den Überlebenden der kommenden Kriege beim Wiederaufbau der menschlichen Zivilisation helfen soll – und so beginnen die Geschehnisse rund um die geheimnisvolle Foundation ihren Lauf zu nehmen.

Eine Bewertung

Foundation ist in sämtlichen Bereichenhochwertig. Angefangen bei der Besetzung der Hauptrollen – die absolute Newcomerin Lou Llobell spielt als jugendliche Gaal Dornick die beiden renommierten, auf hochklassige Charakterstudien spezialisierten Mimen Jared Harris als Hari Seldon und Lee Pace als Imperator Bruder Tag mühelos an die Wand. Auch die Optik ist spektakulär; sie steht der aus den letzten Star Wars-Produktionen oder der aus dem aktuellen Dune in nichts nach.

Die Serie ist buchstäblich „Großes Kino“. Solche großangelegten Bilder wie in Foundation hat es bisher in einer TV-Serie schlichtweg noch nicht gegeben. Vom Design her bewegt sich die Serie irgendwo zwischen Star Wars und Blade Runner, inhaltlich geht sie jedoch vollkommen eigene Wege. Zu keiner Zeit hat man das Gefühl, dass man Teile (oder auch das Ganze) schon einmal anderswo gesehen hat. Das erschwert es dem Zuschauer, den weiteren Handlungsverlauf vorherzusagen – was in der heutigen Serienwelt ein wahrer Segen ist.

Es wird sich zeigen, ob aus Foundation ein Game of Thrones-artiges Phänomen erwachsen kann. Wünschenswert wäre es – denn die Werke von Isaac Asimov haben endlich eine würdige filmische Umsetzung verdient. Die Weichen dazu sind hier jedenfalls gestellt.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf www.syfy.de und ist Eigentum von NBC Universal Global Networks Deutschland GmbH. Er wird mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.

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