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Frischer Wind im Star Trek-Universum! Die Zukunft trekkt!

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“Variety” hat mit einem üppigen Artikel zur Zukunft von “Star Trek” für Aufsehen gesorgt. Wir haben alles für euch sortiert.

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In einem kürzlich veröffentlichten Artikel auf der Website des renommierten US-Showbranchenblattes Variety war von einer ganzen Reihe von Projekten rund um das Star Trek-Franchise zu lesen, die nicht nur die aktuelle Fanszene bei Laune halten, sondern auch eine neue Generation von Trekkies auf ihre Reise in die unendlichen Weiten schicken sollen.

Ganz vorne, aber nicht auf Platz Eins

Anson Mount, seit 2022 Hauptdarsteller als Captain Pike in der achten Star Trek-Realserie Strange New Worlds kann sein Glück darüber immer noch nicht fassen. „Ich konnte es gar nicht glauben, dass ich den Captain der Enterprise spielen durfte!“, schildert er am Brücken-Set der neuen Staffel im Interview mit Variety seine ersten Eindrücke, nachdem er die Rolle übernahm. „Ich musste sofort an die Zeiten zurückdenken, als ich als Kind Star Trek nachgespielt habe. Ich glaube, es vergeht kein Tag, an dem ich nicht einen Moment innehalte und mir selbst sage ‚Ich bin wahrhaftig bei Star Trek!‘“

Mit seinen insgesamt zwölf Real- und Animationsserien mit einer Laufzeit von zusammen 668 Stunden (was fast 28 Tagen entspricht) in 900 TV-Episoden und 13 Kinofilmen ist Star Trek in seiner im September 58-jährigen Geschichte ein einzigartiges Gesamtprojekt. Und geht weit darüber hinaus, ein gewöhnliches Franchise zu sein – „Star Trek ist eine Institution!“, wie es Alex Kurtzman ausdrückt. Damit dies auch so bleibt, plant man bei Star Trek längerfristig für die ganz reale Zukunft. Ein wichtiger Schritt, da sind sich Kurtzman und CBS-Chef David Stapf einig. Nach dem Kino-Flop von Star Trek Nemesis im Jahr 2002 und der Absetzung der Serie Enterprise 2005 dauerte es vier Jahre, ehe das Franchise zunächst ins Kino zurückkehrte und 12 Jahre, bevor mit der (demnächst endenden) Serie Star Trek: Discovery eine neue TV-Inkarnation herauskam. Seitdem jedoch gibt es mehr Star Trek auf den heimischen Bildschirmen zu sehen denn je. Neben Strange New Worlds werden auch die Animationsserien Lower Decks und Prodigy fortgesetzt (wenn auch letzteres nicht mehr bei Paramount+). Strange New Worlds und das im letzten Jahr beendete Picard rangierten mehrere Wochen lang in der Nielsen-Liste der 10 meistgeschauten Streamingserien und jeder fünfte Paramount+-Abonnent schaut sich mindestens eine Star Trek-Serie an, wohingegen mehr als die Hälfte aller Trekkies, die eine der neuen Serien ansehen, auch zwei der anderen anschauen. Star Trek ist international 200fach auf dem internationalen Markt zu finden und wurde in 35 Sprachen synchronisiert.

Trotz anhaltend großen Erfolges sieht man laut Variety jedoch Luft nach oben. Das erste Reboot der klassischen Originalserie von 2009 war zwar erfolgreicher als jeder der vorherigen Star Trek-Kinofilme, konnte jedoch ebenso wenig wie die beiden Fortsetzungen von 2013 und 2016 die 500-Millionen-Einspielergebnismarke knacken, was zahlreichen anderen Franchises schon öfter ohne allzu große Anstrengungen gelang. Ein möglicher Grund wird darin vermutet, dass die Star Trek-Fans immer älter werden. Riker-Darsteller Jonathan Frakes, der Rekordhalter in puncto Mitwirkungen vor und hinter der Kamera bei Star Trek-Produktionen ist, antwortete auf die Frage, wie oft er junge Fans treffe, für die die neuen Serien die ersten sind: „Von denjenigen Fans, mit denen ich mich unterhalte, sind das sehr wenige, würde ich sagen. Star Trek-Fans sind, wie wir wissen, sehr loyal und meistens nicht mehr besonders jung.“ David Stapf resümiert: „Es gibt alteingesessene Trek-Fans, die jedes Star Trek annehmen, ganz gleich, was es ist, und wir wollen das Universum erweitern.“

Das neue alte Universum

Während man bei Paramount Pictures verstärkt bemüht ist, einen neuen Star Trek-Kinofilm auf die Leinwände zu bringen, konzentrieren sich Alex Kurtzman und seine Produktionsfirma Secret Hideouts darauf, die Grenzen dessen zu erweitern, wie das Franchise auf den heimischen Bildschirmen aussehen kann. Michelle Yeoh hat kürzlich die Dreharbeiten für den Streaming-TV-Film Section 31 beendet, der eher im Agententhriller-Bereich angesiedelt ist und von ihr selbst als „Mission: Impossible im Weltraum“ bezeichnet wird. Im Sommer starten ferner die Dreharbeiten zu Star Trek: Starfleet Academy (www.planettrek.de berichtete). Hierfür soll das größte Einzelset errichtet werden, das jemals für eine Star Trek-TV-Serie geschaffen wurde.

Auch der (bereits zweite) neue Spock-Darsteller Ethan Peck in vollem Kostüm kam im Gespräch mit Variety zu Wort. „Wenn ich Fans treffe, dann wollen sie manchmal von mir gesegnet werden, als wäre ich eine Art Priester“, erzählt er dem Magazin. Auf die Frage nach seinen frühesten Erinnerungen an Star Trek scheint er wie ein Vulkanier in die Weiten des Alls zu blicken und antwortet: „Ich weiß noch, wie ich in der zweiten oder dritten Klasse auf dem Spielplatz den Vulkan-Gruß vollführte und eigentlich gar nicht wusste, woher er stammte. Wenn ich an Star Trek dachte, dachte ich an Spock. Und jetzt bin ich selbst er. Das ist verrückt!“

Die Liebe zu Star Trek, so Variety weiter, bedeute, abstruse Wissenschaft, Cowboy-Diplomatie, komplexe moralische Zwickmühlen und Fragen nach dem Sinn des Seins zu lieben. „Vor allem anderen ist es eine Show mit der herausragendsten optimistischen Vision, die jemals in der filmischen Science-Fiction gezeigt wurde.“, sagt Kurtzman. „Momentan braucht man nur zwei Minuten lang die Fernsehnachrichten anzuschauen, um Hoffnungslosigkeit zu empfinden. Star Trek ist ganz ehrlich das beste Mittel dagegen, das man sich vorstellen kann.“

Strange New Worlds-Produktionsdesigner Jonathan Lee präsentiert derweil den Transporterraum der Enterprise und erklärt ebenso im schottischen Akzent wie der berühmte Scotty: „Ich war völlig aus dem Häuschen deswegen, kann ich sagen – ich habe gleich vier Versionen davon entworfen.“ Besonders stolz ist Lee auf den Laufgang, um hinter die Transporterröhren gehen zu können. Hierdurch können die Charaktere aus völlig neuen Blickwinkeln während des Beamvorgangs von fremden Welten zurück aufs Schiff gefilmt werden – eine weitere von vielen Möglichkeiten, die Serie allwöchentlich wie einen Kinofilm wirken zu lassen, was Teil von Kurtzmans Gesamtvision sei.

Auch gibt es in Staffel drei ein neues Wissenschaftslabor zu sehen, für das ein transparenter Boden über einem Becken mit wirbelndem Wasser geschaffen wurde. An den Wänden befindet sich ein halbes Dutzend Bildschirme mit schematischen Darstellungen, entworfen von einem sechsköpfigen Team.

„Ich liebe es, auf wirklich großer Leinwand malen zu können“, so Kurtzman. „Die größte Herausforderung besteht immer darin, niemals den Fokus auf diese kleine emotionale Geschichte zu verlieren, ganz egal, wie groß das Ganze insgesamt ist.“ Um diese Art von Gleichgewicht halten zu können, stützen sich die beiden Showrunner von Strange New Worlds, Akiva Goldsman und Henry Alonso Myers auf eine klassische Episodenstruktur und experimentieren gleichzeitig permanent mit den fließenden Grenzen dessen, was Star Trek sein kann. In den beiden ersten Staffeln bewegte sich das Spektrum von Monster-Horror über Körpertausch-Spaß, Fantasy-Kostümspektakel und Gerichtsdrama bis hin zum Musical mit einer klingonischen Begleitband. Für die dritte Staffel, die 2025 starten soll, führte Jonathan Frakes Regie bei einer als Hollywood-Krimi angelegten Geschichte, die „die beste TV-Serienfolge, die ich je gemacht habe“ sein soll. Auf die Frage, ob es ein Genre gäbe, das Strange New Worlds nicht bedienen könne, antwortet Goldsman verschmitzt lächelnd: „Solange wir überzeugende Geschichten erzählen, die sicher geführt sind, weiß ich nicht, ob es das gibt. Könnte man etwas mit Muppets machen? Natürlich. Könnte man etwas in Schwarzweiß, stumm oder Slapstick machen? Wer weiß?“

Das neue Star Trek, so Variety weiter, soll auch Leute ansprechen, die die vorherigen 668 Stunden nicht kennen. „Niemand sollte sich alles Vorherige anschauen müssen, um unsere Serien mitverfolgen zu können“, so Myers.

Um Kurtzmans Vorgaben erfüllen zu können, macht man sich bei Strange New Worlds eine Neuheit aus dem Bereich der visuellen Effekte zunutze: Virtual Production. Erstmals durch die Star Wars-Serie The Mandalorian populär gemachte, AR-Wand genannte Technologie zeigt auf einer kreisförmigen Trennwand aus LED-Bildschirmen einen hochdetaillierten computergenerierten Hintergrund, vor dem die Schauspieler statt vor einem Greenscreen agieren können. Dies bietet deutlich bessere Möglichkeiten für alle Beteiligten. Einziger Haken: Die Bilder an den Wänden können die menschliche Wahrnehmung verwirren und etwa Schwindel erzeugen. „Diese Bilder bewegen sich in einer Art und Weise, die keinen Sinn ergibt“, erklärt Mount. „Letztlich muss man sich auf einen Punkt vor sich konzentrieren, um nicht hinzufallen.“ Dem berühmten Vorbild geschuldet wird die Vorrichtung als Holodeck bezeichnet, und der Weg dorthin ist natürlich mit entsprechenden Postern gepflastert.

„Ich hätte gern so etwas zu Hause!“, erklärt Ethan Peck. Auf die Frage, ob auch er von den nachteiligen Effekten der AR-Wand betroffen ist, antwortet er: „Nein, nicht wirklich. Spock würde das auch nicht verwirren, also betreibe ich Method Acting.“

Agentin Georgiou

Eigentlich hatte aus Section 31 eine ganze Serie werden sollen, doch fand sich nach den Verzögerungen durch die COVID-19-Pandemie und den Nachbeben von Everything Everywhere All at Once nicht die nötige Zeit für Hauptdarstellerin Michelle Yeoh.

„Sie fallen zu lassen stand nie zur Debatte“, sagt sie über ihre Figur. „Ich war einfach überwältigt von all den verschiedenen Dingen, die ich mit ihr machen konnte. Ehrlichgesagt dachte ich eher: ‚Lasst es uns einfach machen, denn ich glaube daran.‘“.

Einen Auftritt in dem Film wird übrigens Kacey Rohl (bekannt aus dem Film White Lie von 2019) als junge Ausgabe des ersten weiblichen Enterprise-Kommandanten (der Enterprise-C) Rachel Garrett haben. Dargestellt von Tricia O’Neil spielte sie eine wichtige Rolle in der TNG-Staffel 3-Folge Yesterday’s Enterprise (Die alte Enterprise).

„Mein Ziel war stets, ein unterhaltsames Erlebnis abzuliefern, das dem Franchise-Universum treu bleibt, aber auch Neueinsteiger anspricht“, erklärt Drehbuchautor Craig Sweeny. „Ich wollte eine niedrige Einstiegsschwelle, damit jeder seinen Spaß daran haben kann. Natürlich ist der Auftritt Garretts genau die Art überraschendes Detail, das Star Trek-Fans ein geekiges Wohlgefühl bescheren soll. Schließlich „…kann man keine neuen Fans anziehen, indem man die alten Fans ausschließt“, wie erneut Alex Kurtzman Variety sagte. „Man muss zuerst die Stamm-Fangemeinde bedienen und bei der Stange halten. Das gehört zu den wichtigsten Schritten, um auch neue Fans zu gewinnen.“

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Hoffentlich wurde Michelle Yeoh nur für dieses Promobild so überschminkt …© Paramount

„Das Konzept [der Sektion 31] steht fast schon im Widerspruch zu einigen Werten in Star Trek“, so Sweeny. Doch es sei auch eine Gelegenheit, das zu erweitern, was man unter Star Trek versteht und gleichzeitig die radikale Miteinbezogenheit zu berücksichtigen, die den Reiz des Franchises ausmacht. „Wie man weiß, gibt es in Roddenberrys Utopie für jeden einen Platz, also frage ich mich, wer denn die Leute wären, die nicht ganz hineinpassen?“, so Sweeny weiter. „Ich wollte keine John le Carré-Version machen, in der man sich im Hauptquartier befindet, wo es Tuscheleien und verschiedene Grautöne gibt. Ich wollte die Leute zeigen, die draußen, im Einsatz waren. Das sind nicht unbedingt Leute, wie man sie auf einer Brücke in Star Trek sehen würde.“

Für Regisseur Olatunde Osunsanmi, der als Kind TNG mit seinem Vater zusammen angeschaut hat, läuft das Ganze auf eine einfache Frage hinaus: „Bringt das Ganze der Welt etwas Gutes? Bringen die Figuren letztlich Gutes mit sich? Und, einen Schritt zurück, bringen wir Gutes in die Welt? Inspirieren wir Menschen, die sich das anschauen, gut zu sein? Für mich ist es das, was Star Trek immer bewundernswert machte.“

Sollte Section 31 ein Erfolg werden, wäre Michelle Yeoh zu einer Fortsetzung bereit. Kurtzman erwägt bereits weitere Möglichkeiten für Fernsehfilme einschließlich einer möglichen Fortsetzung von Picard.

Kino, Kino, Kino?

Doch stehen die Bemühungen im Streaming-TV-Bereich im krassen Gegensatz zu den anhaltenden Problemen bei Paramount Pictures und J.J. Abrams‘ Produktionsfirma Bad Robots, nach Star Trek Beyond von 2016 einen weiteren Kinofilm herauszubringen. Der zeitliche Abstand in der Kinofilmreihe ist der bisher größte seit ihrem Beginn. Zunächst scheiterte 2018 ein Filmprojekt, in dem der von Chris Pine gespielte Kirk wieder auf seinen von Chris Hemsworth verkörperten Vater treffen sollte; auch zu Quentin Tarantinos Version des Franchises kam es bekanntlich nicht.

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Sie warten und warten und warten und warten … © Paramount

Ferner verliefen entsprechende Projekte von Noah Hawley und Matt Shakman im Sande. Dennoch gibt es laut Variety weiterhin Pläne für die Realisierung eines „letzten Kapitels“ mit dem bekannten Cast aus den Reboots. Derzeit arbeitet Steve Yockey (The Flight Attendant) an einem entsprechenden Entwurf. Außerdem gibt es das Konzept eines kommenden Star Trek-Kinofilms geschrieben von Seth Grahame-Smith (Abraham Lincoln: Vampire Hunter), bei dem Toby Haynes (Andor sowie die berühmte USS Callister-Episode von Black Mirror) Regie führen soll. Studio-Insidern zufolge sei dieses Projekt auf dem besten Wege dazu, bis Ende des Jahres in die Vorproduktionsphase zu gehen. Allem Anschein nach soll es sich dabei um ein weiteres Prequel handeln. Bei beiden Projekten sei man darauf bedacht, dass das Budget der Obergrenze für Star Trek-Kinofilme angepasst sein solle.

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Vielleicht ist es ja doch noch nicht vorbei? © Paramount

Die Budget-Frage stellt sich jedoch nicht allein in den Filmstudios. So soll Section 31 laut Kurtzman weit weniger kosten als ein Star Trek-Kinofilm. Doch die Abteilung für visuelle Effekte unter Supervisor Jason Zimmermann beklagt sich nicht. „Die Referenzen von Alex sind immer 100-Millionen-Dollar-Filme, wenn nicht noch teurere, also arbeiten wir stets in einer Art Umkehrschluss, um sie ohne die gleiche Menge Zeit und Geld umsetzen zu können“. Von Vorteil dabei ist natürlich, dass „die Leute für die visuellen Effekte eine große Star Trek-Fangemeinde sind. Natürlich gibt es da einige, die ein bisschen mehr tun als das, was sie müssten, was unbezahlbar ist.“

Starfleet Academy

In einem seiner mehreren Produktionsbüros im kanadischen Toronto prüfen Alex Kurtzman und Produktionsdesigner Matthew Davies derzeit eine Reihe von Konzeptzeichnungen für die neueste Star Trek-Serie Starfleet Academy. Sie zeigen Variety die Pläne für das zentrale Atrium der Akademie in der Serie, ein weitläufiges zweistöckiges Gebäude mit einer Messe, einem Amphitheater, Bäumen, Gangwegen, mehreren Unterrichtsräumen und einem beeindruckenden Ausblick auf die Golden Gate Bridge. Entstehen soll das ganze auf der 49.900 Quadratmeter großen Soundstage bei Pinewood Toronto, der größten in ganz Kanada.

Natürlich gehören auch Raumschiffe in eine Star Trek-Show und Kurtzman diskutiert mit Davies darüber, wie diese aussehen sollen. Da Starfleet Academy im 32. Jahrhundert spielen wird (womit die sprichwörtliche Katze aus dem Sack ist), müssen Kurtzman und sein Team einen großen Teil des Designstils erst einmal erschaffen.

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San Francisco war auch in der Vergangenheit immer wieder Schauplatz. © Paramount

Das bisherige Design ist für Kurtzmans Geschmack „fast zu klingonisch. Ich möchte die Umrisse sehen und sofort instinktiv erkennen können, dass es sich dabei um ein Föderationsschiff handelt.“

Bis vor Kurzem bewegte sich der Zeitraum, in dem die neue Serie spielen wird, noch in spekulativen Bahnen. Doch nun scheint es erwiesen zu sein, dass man in die ferne Star Trek-Zukunft gehen wird, in die es das Raumschiff Discovery und seine Crew in der dritten Staffel verschlug. Dies gibt den Machern natürlich ausreichend Raum für Storyideen, ohne dass Kanonbrüche zu befürchten wären. Schließlich ist der Star Trek-Kanon für viele Fans fast schon so etwas wie eine heilige Schrift, bei der jede Abweichung wie Burnham als Adoptivschwester des ikonischen Spock als eine Art Blasphemie angesehen wird. „Wir haben uns viel davon angehört und ich glaube, es ist geglückt, den toxischen Teil der Fanszene von den echten Fans zu trennen, die sich wünschen, zu dem gehört zu werden, was sie gerne sehen würden.“

Nach Staffel zwei hatten sich die Macher von Discovery von der düsteren, vom Krieg zerrütteten Welt verabschiedet und waren 900 Jahre in die Zukunft gegangen. „Wir mussten sehr darauf achten, dass Spock an der richtigen Stelle war und man Burnhams Existenz plausibel erklärte, da sie ja in der Originalserie nie erwähnt wurde“, sagt die ausführende Produzentin und Co-Showrunnerin Michelle Paradise. „Besonderen Spaß am Sprung in die Zukunft machte die Tatsache, dass wir so viel Neuland betraten.“

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Anmeldungen werden angenommen. Der Flug ins 32. Jahrhundert ist aber ein Problem. © Paramount

Neben dem kreativen Spielraum, den der Schauplatz im 32. Jahrhundert bietet, verringert man hiermit das Pensum der erforderlichen Vorkenntnis, die vor allem jüngere Leute für das Anschauen der neuen Serie besitzen müssen. Damit stellt man sie auf die gleiche Stufe wie die in der Serie gezeigten Kadetten. „Das sind Jugendliche, die noch nie Alarmstufe Rot erlebt haben“, sagt die ausführende Produzentin und Co-Showrunnerin der neuen Serie, Noga Landau. „Sie mussten nie einen Transporter bedienen oder ein Phasergefecht bestreiten.“

Beim Writer’s Room in den Büros von Secret Hideout in Santa Monica teilt Kurtzman seinem Team – einer Mischung aus Star Trek-Enthusiasten, Teilzeitfans und absoluten Neulingen – mit, dass er für den Augenblick eine Zehn-Kilometer-Perspektive einnehmen will. „Ich denke, wir müssen uns im Lauf der Serie mehr auf die Wissenschaft stützen“, sagt er, ein riesiges gerahmtes Bild von Spocks Ohren direkt über seiner Schulter. „Die Jugendlichen müssen die Wissenschaft stärker nutzen, um ihre Probleme zu lösen.“ Sofort wird eine der Autorinnen hellhörig. „Heißt das, dass wir mehr Techno-Babble einbauen können?“, fragt sie. „Ich freue mich, dass ich meinen Abschluss in Computerwissenschaften einsetzen kann.“

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Kurtzman und Michelle Paradise bei dem Presse-Event. © Paramount

Nach der Mittagspause wird Kurtzman gefragt, wie lange er noch an Star Trek zu arbeiten gedenkt.

„In dem Moment, wenn meine Liebe dazu erlischt, ist es nicht mehr das Richtige für mich. Aber so weit ist es noch nicht.“, antwortet er. „Dazu in der Lage zu sein, an diesem Universum mitarbeiten und Geschichten erzählen zu können, die im Wesentlichen in optimistischer Weise von einer besseren Zukunft handelt, und das in einer Zeit, in der die Welt auseinanderzufallen scheint – das ist ein wirklich kraftvoller Ort, an dem man sich da jeden Tag aufhält.“

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