Hintergrund

Star Trek: Im Interview mit Bestsellerautor James Swallow

Porträit des Autors James Swallow

Für euch haben wir uns mit dem Autor James Swallow unterhalten, der neben Ideen für Episoden auch fleißig Romane liefert.

© James Swallow

Von Zeit zu Zeit möchten wir euch hier bei Planet Trek auch interessante Gesprächspartner vorstellen, die auf die ein oder andere Weise tief mit dem Star Trek-Universum verwurzelt sind.

Als ersten Gast auf unserer virtuellen Couch haben wir den Bestsellerautoren James Swallow eingeladen, dem wir unter anderem die Romane Synthese und Aus der Dunkelheit (Titan), Die Furcht an sich (Discovery) sowie Der dunkle Schleier (Picard) zu verdanken haben. Darüber hinaus entwickelte und schrieb er viele weitere Romane, lieferte Pitches zu Drehbüchern für Star Trek: Voyager (Eine und Das Mahnmal), Videospiele und vieles mehr.

In einem Zoomchat verriet er uns, wie seine Liebe zum Franchise begann, wie er zum Schreiben kam und welche Herausforderungen er als Romanautor für Picard zu meistern hat.

Hallo James, du schreibst Star Trek-Romane, hast Drehbücher verfasst und warst in die Entwicklung des Playstationspiels Star Trek: Invasion involviert. Lass uns also ein wenig über dich und deine Beziehung zu Star Trek sprechen. Was verbindet dich mit diesem Franchise?

Das ist eine gute Frage. Ich habe eine lange, leidenschaftliche Beziehung zu Star Trek. Wenn ich mich erinnere, in welche Themen ich mich als junger Fan hineinkniete, war Star Trek das erste große Franchise, das ich als echter Fan erlebte.  Das war in den 80ern. TOS lief auf BBC 2 und ich schaltete jedes Mal ein, wenn ich von der Schule heimkam und schaute, bis meine Mutter das Essen fertig hatte. Ich habe es geliebt. Dann sah ich die Filme, es war eine gute Zeit, Fan zu sein.

Ich las die Comics, kaufte die Spielzeuge und Actionfiguren und hatte viel Spaß. Zu dieser Zeit war das Fandom in Großbritannien sehr stark. Es gab Conventions und andere Events, zu denen ich regelmäßig ging und ich hatte das Glück, einige tolle Menschen kennenzulernen, mit denen ich heute noch gut befreundet. Außerdem lernte ich meine Frau kennen, die ebenfalls Fan ist. Star Trek gibt mir also nicht nur beruflich viel, sondern auch im privaten Leben.

Wie kam es dazu, dass du professionell für Star Trek schreibst?

Aus meiner Fan-Leidenschaft heraus fing ich an für Fanzines für diverse Fanclubs zu schreiben. Zuerst nur zum Spaß, doch als mein Leben weiter voranschritt fiel mir auf, dass es genau das war, was ich auch beruflich machen wollte. Also ging ich tagsüber arbeiten und schrieb abends Artikel und Storys, später dann auch für das Offizielle Star Trek Magazin. Ich schrieb Hintergrundberichte, führte Interviews und so was und das gab mir wiederum die Möglichkeit, mit Leuten zu reden, die wirklich an den Serien arbeiteten. Damals lief Deep Space Nine und Voyager im TV und so erzählte ich einigen Autoren und Produzenten, dass ich gerne ein Drehbuch schreiben würde und sie waren so großzügig, mich einige Pitches einreichen zu lassen.

Für einige Jahre pendelte ich zwischen England und den USA hin und her, stellte meine Ideen vor und wurde immer wieder abgelehnt. Das tat natürlich weh, doch eines Tages wurde eine meiner Ideen für Voyager angenommen und einige Zeit später eine weitere. Als ich nach Hause kam, war ich sehr stolz. Dann öffnete sich die Tür zu Pocket Books und so begann meine Karriere als Buchautor. Mein bisheriger Weg fühlt sich manchmal wie eine Reihe Warp-Sprünge an. Jeder einzelne brachte mich Lichtjahre voran.

Und dann schrieb ein junger Autor zwei Drehbücher für Star Trek: Voyager und fing an, für viele weitere Franchises wie Stargate, Warhammer und Doctor Who zu schreiben, alles weltbekannte SciFi-Universen. Wenn du zwischen alle dem wählen müssest, worauf würde deine Wahl fallen?

Ich würde es hassen, wählen zu müssen und ich könnte auch gar nicht sagen, welches mein Lieblings-Franchise ist. Ich liebe alle Geschichten, die ich geschrieben habe, doch Star Trek gehört sicherlich ganz nach oben auf die Liste. Ich mag alle Versionen und Inkarnationen und habe immer wieder viel Freude daran. Star Trek ist wie ein riesiger Quilt und jeder Flicken ist eine neue Story. Ich finde das persönlich sehr lohnend.

Was ist für dich die größere Herausforderung: Skripte für ein Hörspiel, Drehbücher oder Romane zu schreiben?

Das ist ebenfalls eine gute Frage. Ein Skript schreibst du niemals allein. Du hast die Unterstützung der Schauspieler, Kameraleute, Produzenten und so weiter. Deshalb ist Drehbuchschreiben echte Teamarbeit. Schon, während du dir den Plot ausdenkst, bringen viele Menschen ihre Gedanken ein, so dass das Schreiben zu einem kollegialen Erlebnis wird. Wenn du einen Roman schreibst, ruht alles auf deinen Schultern. Du musst mehr leisten und hast mehr Druck. Ich würde nicht sagen, das eine oder andere wäre schwerer, aber die Herausforderungen sind andere.

Lass uns das ein wenig genauer beleuchten. Welche Art des Schreibens bevorzugst du?

Ganz ehrlich? Das hängt ein wenig von dem Tag ab, an dem du mich fragst. Als Autor habe ich das Glück, viele verschiedene Medien bedienen zu dürfen. Ich habe Drehbücher, Hörspielskripte, Romane, Kurzgeschichten und für Videospiele geschrieben. Egal was du schreibst, am Ende des Tages erzählst du eine Geschichte, nur jeweils auf eine ganz eigene Art und Weise. Du verwendest andere Werkzeuge. Ich mag es, von einer Form des Schreibens zur anderen zu wechseln und meine Werkzeuge zu schärfen. Das hält mich fit. Das Romaneschreiben hat vielleicht den Vorteil, dass man die Gedanken und Gefühle einer Figur intensiver erforschen kann, als in einer TV-Episode, wo alles ein wenig schneller gehen muss.

Du schreibst viele Tie-In-Storys, verfasst aber auch eigene Romane. War es für dich jemals eine Frage, ob du für bestehende Franchises schreiben, oder nicht doch lieber deine eigenen Welten erfinden wollest?

Die ersten Geschichten, die ich schrieb, waren Steampunk-Western-Geschichten, die ich mir selbst ausgedacht hatte. Das war um 2001 herum, als meine Karriere gerade startete. So fand ich heraus, dass ich in der Lage bin, Welten, Figuren und Geschichten zu erschaffen. Mir wurde klar, dass wenn ich so was hinbekam, ich auch für andere Franchises schreiben konnte. Als junger Autor suchst du nach Gelegenheiten und wenn dich dann jemand fragt, ob du ein Buch für ihn schreiben kannst, sagst du „ja“, ganz egal, worum es sich handelt. Denn wer weiß, ob sich so eine Gelegenheit noch einmal bietet?

Eine Spaßfrage: Wenn Alex Kurtzman käme und sagte: „James, ich liebe, was du tust. Warum entwickelst du für mich nicht eine neue Star Trek-Serie?“ Was würdest du antworten?

(lacht) Wäre das nicht fantastisch? Alex, falls du gerade zuhörst: Ruf an.“ Im Ernst. Ich glaube, jeder der Star Trek liebt, hat sich die Frage schon einmal gestellt. „Was für eine Star Trek-Serie würde ich schreiben, wenn ich freie Hand hätte?“ Ich gebe zu, ich habe selbst schon öfter darüber nachgedacht. Das Standard-Modell bei Trek ist eine Gruppe von Offizieren auf einem Raumschiff, die durch die Galaxie reisen und Abenteuer erleben.

Ich würde gerne eine Serie über Menschen sehen, die weder ein Raumschiff noch eine Station als Basis haben. Stell dir eine Art Krisenbewältigungsteam vor, die bei einem Notfall zum Einsatz kommen. Das Team würde aus einem Militärexperten, einem Diplomaten, einem Wissenschaftler und so weiter bestehen. In einer Folge könnten sie beispielsweise zu einem diplomatischen Zwischenfall auf Vulkan entsandt werden, ein anderes Mal eine medizinische Krise bewältigen. Für mich klingt das spannend. Eine andere Idee wäre eine Dramashow, die auf einem medizinischen Hilfsschiff angesiedelt ist. Jede Folge würde sich um ein anderes Problem drehen, eine Seuche auf einem fremden Planeten, eine seltsame Krankheit. So was haben wir in Star Trek schon oft gesehen. Warum sollte das als Serie nicht funktionieren?

Sprechen wir ein wenig über Star Trek: Picard. Eine der Schwächen der Serie ist für einige Fans, dass sie sich nicht wie aus einem Guss anfühlt. Wichtige Hintergrundinformationen bleiben außen vor und werden erst in den Romanen erläutert. Was könnte man hier deiner Meinung nach besser machen und wie könnte man die erste mit der zweiten Staffel sinnvoll verbinden?

Der nächste Picard-Roman von Uma McCormack wird Zweites Ich heißen und sich mit der Zeit zwischen Season eins und Season zwei befassen.

Die Geschichte wird ja aber nicht zum offiziellen Kanon gehören.

Zuerst muss ich sagen, dass ich die erste Staffel mochte. Ich denke, mit der Rückkehr von Q und Guinan bewegt sich die Show in die richtige Richtung. Als Schriftsteller versuchen wir, unsere Romane so nah an der Show zu halten, wie irgend möglich und ist es am Ende des Tages nicht die Qualität der Geschichte, die zählt? Ich würde natürlich gerne sagen: Das was ich und Uma schreiben, ist im Kanon der Serie auch wirklich so passiert.

Das Problem einer in Produktion befindlichen Show ist jedoch, dass es sich um einen fortschreitenden Prozess handelt. Und manchmal müssen die Autoren aus verschiedenen Gründen einiges davon umschreiben, was wir uns für die Romane ausgedacht haben. Wir haben da keinen Einfluss drauf, wir können nur die bestmöglichen Geschichten abliefern und zu hoffen, dass unsere Gedanken so oft wie möglich in die TV-Serie mit einfließen.

Was ich aber definitiv sagen kann ist, dass es sowohl bei Star Trek: Discovery, als auch bei Picard etwas anders läuft, als üblich. Früher war die Tür nur eine Richtung geöffnet und zwar von der Show in Richtung Romane. Dieses Mal ist die Tür in beide Richtungen geöffnet, so dass wir uns gegenseitig inspirieren und positiv beeinflussen. Es gibt also einen kontinuierlichen Dialog und das haben wir Kirsten Beyer zu verdanken, die früher selbst Romane schrieb und nun eine der Drehbuchautoren von DSC und Picard ist. Sie versteht die unterschiedlichen Bedürfnisse der jeweiligen Autorenteams und baut für uns Brücken, die sich in beide Richtungen auswirken. Es ist toll, das miterleben zu dürfen.

Vielen Dank für das tolle Gespräch, lieber James.

Gerne. Ich wünsche Euch viel Erfolg mit Planet Trek.

TIPP

Alle Informationen zu den Büchern von James Swallow findet ihr auf dem Portal Star Trek Romane.

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