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Jochens Spielekiste: Star Trek: Das nächste Jahrhundert – Eine klingonische Herausforderung

© MB Spiele/Hasbro

Jochen Czechowitz hat diesmal für euch die altehrwürdige “Klingonische Herausforderung” angenommen und berichtet, ob sich der Ausflug lohnt.

© MB Spiele/Hasbro

In dieser Rubrik befassen wir uns mit trekkigen Spielen und berichten euch sowohl vom Spielerlebnis als auch von den Hintergründen. Weiter geht es mit Star Trek: Das nächste Jahrhundert – Eine klingonische Herausforderung.

Reise in die Vergangenheit

Puuust. So, Staub weggeblasen, heute stelle ich ein uralt Spiel vor: Raumschiff Enterprise Das nächste Jahrhundert – Eine klingonische Herausforderung. Wobei in der deutschen Version, die ich hier vorstelle, der eigentliche Titel „Eine klingonische Herausforderung“ oft weggelassen wurde, sogar auf dem Spielbrett selber. Es war halt das Spiel zu Star Trek: TNG. Punkt.

Gleich vorweg zwei Disclaimer. Zum einen wird das Spiel schon lange nicht mehr hergestellt. Es stammt aus dem Jahr 1993 (Originalspiel) bzw. 1994 (deutsche Version). Es ist also nur noch gebraucht zu erwerben. Zum anderen können Sie es auch, wenn Sie eine gebrauchte Version ergattert haben, nicht einfach spielen. Denn das Spiel kommt mit einer VHS Kassette, die zum Spielen erforderlich ist. Sie brauchen also eigentlich entweder einen Videorekorder oder müssen die Kassette zunächst digitalisieren (lassen).

Allerdings gibt es einen Lichtblick: zum dem Zeitpunkt, während ich diesen Text verfasse, lässt sich sowohl die englische als auch die deutsche Version komplett auf YouTube finden. Ach, aber wo wir gerade dabei sind, ein dritter Disclaimer: es ist ein Spiel für Kinder. Für Erwachsene ist es eher zu leicht. Und selbst für Kinder ist es nicht allzu schwierig, dieses kooperative Spiel zu gewinnen. Darum haben wir -mein Kumpel SeSi und ich- uns schon damals Regeln ausgedacht, mit denen das Spiel etwas schwieriger wird.

Was geht ab bei den Klingonen?

Aber worum geht es eigentlich? Die Enterprise-D wird aus einem Raumdock vom Klingonen Kavok (gespielt von „Gowron“ Robert O’ Reilly) entführt. Dieser will mit ihr die Klingonen angreifen, um einen Krieg zwischen Föderation und Klingonen vom Zaun zu brechen, weil er den Frieden für klingonenunwürdig ansieht. Allerdings ist die Enterprise nicht komplett leer, wie er anfangs annimmt, denn ein Wartungsteam ist an Bord. Das sind wir, die Spieler. Bis zur klingonischen Heimatwelt dauert es 60 Minuten. So lange haben wir Zeit um Kavok aufzuhalten.

Ich sagte zuvor, dass es sich um ein kooperatives Spiel handelt. Das ist nur halb richtig. Denn auch wenn wir alle gegen den gleichen Schurken vorgehen und das gleiche Ziel verfolgen gibt es am Ende doch einen Gewinner, nämlich denjenigen, dem es gelingt Captain Kavok zu betäuben. Dafür laufen wir (würfelnderweise) durch die Korridore und Räume der Enterprise, sammeln mit unserem Trikorder isolineare Chips (nötig für den Zugang zu bestimmten Räumen und am Ende zur Brücke), versuchen Computerzugang zu bekommen (was uns Karten einbringt, die uns erlauben, eben diese isolineare Chips zu ergattern) und beraten uns mit Holodeckversionen der TNG Brückencrew (was uns auch Karten einbringt, die uns Vorteile verschaffen).

Interessanterweise taucht Worf dabei nicht auf. Vermutlich dachte man, es würde die Spieler überfordern, wenn jemand uns hilft, der aussieht wie der böse Klingone auf der Brücke. Mh, fragwürdige Entscheidung, aber wir sind hier ja nicht bei „Wünsch Dir was“ sondern bei „So isses“. Einen Phaser brauchen wir übrigens natürlich auch noch.

Währenddessen läuft auf dem Fernseher das beiliegende VHS-Band ab. Die meiste Zeit über zeigt der Bildschirm dabei die Sterne während des Warpflugs (also der typische Effekt, den man oft auf dem Hauptschirm der Enterprise sehen kann, wenn sich das Schiff im Warp befindet) und den Countdown. Alle paar Minuten meldet sich aber Kavok zu Wort und legt uns Steine in den Weg, indem er zum Beispiel Spieler in ein Stasisfeld steckt oder zu einem Aufenthalt auf der Krankenstation zwingt. Dabei gibt er den Spielern auch klingonische Spitznamen, die sich auf den jeweiligen Rang beziehen. Anfangs wird nämlich ausgelost, welcher Spieler welchen Rang hat. Zur Wahl stehen Kadett, Chief, Fähnrich, Lieutenant, Ingenieur (ja, etwas seltsam, das ist kein Rang, hier erwartet man eigentlich den Lieutenant-Commander) und Commander. Für jeden Rang gibt es zwei Spielfiguren: eine männliche und eine weibliche Version. Sehr fortschrittlich für damals!

Das Spielmaterial ist generell sehr nett. Der große Spielplan zeigt die Enterprise von oben, über welche die Spielfelder und Räume gelegt sind. Diese sind zwar fast alle nicht korrekt positioniert, aber das tut dem Spielspaß keinen Abbruch. Das Spielmaterial findet auch auf dem Brett Platz (Holodeckkarten, Computerzugang Karten, bIj-(Bestrafungs)Karten) und die Rangfolge ist praktischerweise auch noch an zwei Stellen abgedruckt. Außerdem gibt es eine Drehscheibe aus Pappe, deren Plastikzeiger ein klingonischer D’k Tahg Dolch ist, Papptrikorder mit farbigen isolinearen Chips, Stasisfelder aus durchsichtigem Plastik, Papierphaser und Kärtchen, um den Rang auszulosen. Die Spielfiguren sind aus Pappe mit farbigen Plastikstandfüßen.

Als besonderes Schmankerl für die Immersion liegt dem Spiel auch ein Bogen mit Aufklebern bei: Kommunikatoren in Originalgröße, Rangabzeichen und Tapferkeitsmedaillen. Wäre nicht nötig gewesen, aber nette Idee.

Die Szenen mit Captain Kavok wurden übrigens alle eigens für das Spiel gedreht. Alle Außenaufnahmen, z. B. in der Vorgeschichte, sind Szenen, die aus TNG-Folgen entnommen sind.

Bliebe an dieser Stelle noch zu sagen, dass ich eigentlich nie das Ende des Videos gesehen hätte, wenn mich nicht mein Kumpel Basti irgendwann nach einer gewonnen Runde überredet hätte, zum Ende zu spulen. Spoileralarm: die Enterprise greift die Klingonen an und wird vernichtet. Das Filmmaterial dazu wurde aus der Episode Yesterday’s Enterprise geräubert. Ganz nette Idee: das Spiel findet aus dieser Situation einen Ausweg. Die Enterprise hängt in einer Zeitschleife fest und man kann es darum einfach von vorne versuchen.

Fazit

Auch wenn Eine klingonische Herausforderung nicht wirklich eine schwierige Herausforderung darstellt – selbst mit unseren Zusatzregeln – so hatten wir als Kinder viel Spaß mit dem Spiel, schon alleine wegen der tollen Aufmachung.

Wem würde ich eine Kaufempfehlung aussprechen? Für erwachsene Star Trek-Fans, die das Spiel noch nicht kennen, ist es zu leicht und selbst Nostalgiker, die das Spiel von früher kennen, werden vermutlich nur kurz nochmal Spaß daran haben. Aber vielleicht lohnt es sich für ein ganz spezielles Klientel: Star Trek-Fans mit Kindern im richtigen Alter, die eben diese an ihr Lieblingsfranchise heranführen wollen.

Ich werde meine Ausgabe zur Sicherheit aufbewahren und versuchen, es in einigen Jahren meiner Tochter schmackhaft zu machen. Jetzt muss ich also nur noch die VHS-Kassette digitalisieren lassen und hoffen, dass sie überhaupt noch funktionsfähig ist, denn dass sie einen Videorekorder von innen gesehen hat, ist ungefähr ein Vierteljahrhundert her. Aber sonst bleibt ja hoffentlich noch YouTube. Qapla’!

Infos

Name: Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert – Eine klingonische                                             Herausforderung bzw. Originaltitel: Star Trek: The Next Generation – A Klingon Challenge (beide nur noch gebraucht zu erwerben)

Hersteller: MB Spiele (Marke wird nicht mehr verwendet, gehört zu Hasbro)

Spieldauer: maximal 1 Stunde

Spieler: 3 bis 6 laut Verpackung, in Prospekten passender auch mit 2-6 angegeben

Alter: ab 8 Jahren

Erweiterungen

keine

Hoch
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