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Nachruf: Lebwohl an einen großen Trekkie: John Trimble ist gestorben

© Sixteen Miles Out, Unsplash

Thorsten Walch nimmt Abschied von John Trimble.

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Abschiede, das wissen wir alle, gehören nun einmal zum Leben dazu. Aber das macht sie nicht leichter. Wieder einmal heißt es, Abschied von einer prominenten Persönlichkeit aus dem Universum von Star Trek zu nehmen, diesmal allerdings nicht von einem Schauspieler. Mit dem 1937 geborenen John G. (für „Griffin“) Trimble, der am Morgen des 19. April 2024 87-jährig verstarb, ist einer der bekanntesten Trekkies gegangen. Die Fanszene hat ihm viel zu verdanken, gilt er doch als einer ihrer Begründer.

Einer der Retter von Star Trek

Vielfach war in späteren Jahren die Rede von Johns Ehefrau Betty Jo Anne, unter ihrem Kurznamen Bjo bekannt, die als Retterin der klassischen Star Trek-Originalserie bekannt wurde. Doch war, wie auch Bjo selbst gern und oft betonte, ihr Ehemann ebenso daran beteiligt gewesen, die berühmtgewordene Save Star Trek!-Kampagne aus der Taufe zu heben wie sie selbst. John und seine Frau (die beiden hatten sich in der frühen, damals noch in weiten Teilen literarischen Science-Fiction-Fanszene kennengelernt und 1960 geheiratet) gehörten zu den allerersten Trekkies überhaupt und begeisterten sich seit der Anfangszeit der Serie dafür. Auf der 24th World Science Fiction Convention, die kurz vor der Erstausstrahlung von Star Trek stattfand und später als Tricon in die Fandom-Annalen einging, lernten die Trimbles Gene Roddenberry kennen und wurden im Lauf der Jahre gute Freunde von ihm und auch verschiedener der Seriendarsteller. Eine ausführlichere Version dieser Geschichte kann im zweiten Band der Star Trek Chronik über die klassische Originalserie von Björn Sülter, Reinhard Prahl und dem Autor dieses Nachrufs nachgelesen werden.

Als Star Trek nach der zweiten Staffel erneut eingestellt werden sollte, starteten Bjo und ihr Mann John die erwähnte USA-weite Rettungsaktion für die Serie. Sie riefen ihre Fans dazu auf, Protestbriefe an den Sender NBC zu schreiben, der sie damals ausstrahlte – mit Erfolg. NBC verlängerte TOS daraufhin für eine dritte und dann leider letzte Staffel, wie wir alle wissen.

Ein interessantes Leben

John Trimbles mittlere Tochter Lora schrieb in der Bekanntgabe seiner Todesnachricht über die Lebensgeschichte ihres Vaters.

Geboren in der Kleinstadt Devils Lake im US-Bundesstaat North Dakota verpflichtete er sich im Jahr 1955 nach seinem Highschool-Abschluss bei der US Air Force und absolvierte dort eine Ausbildung zum Hubschrauberpiloten. In dieser Funktion wurde er sechs Monate lang im damals kriegsgebeutelten Korea stationiert und schließlich nach Japan versetzt. Besonders gut war ihm stets ein Einsatz in Taiwan in Erinnerung geblieben, bei dem ein Trupp amerikanischer Pfadfinder auf einem dortigen Berg gestrandet war und nur nach und nach von dem Geschwader, dem John angehörte, gerettet werden konnte, was aber schließlich gelang. Nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten diente er auf der Williams Air Force Base in Chandler, Arizona als Spezialist für den Flugbetrieb und war für die Verwaltung von Flugdaten und die Planung der Flugzeugeinteilungen zuständig.

Betty Jo (Bjo) lernte er einer berühmten Geschichte zufolge unter einem Klavier im Haus von Forrest J. Ackerman kennen, dessen gemeinsame Bekanntschaft die beiden über das Science-Fiction-Fandom gemacht hatten.

Im kommenden Juli hätten John und Bjo Trimble ihren 64. Hochzeitstag gefeiert. Sie wurden Eltern ihrer drei Töchter Kathryn, Lora und Jenn.

Im Jahr 1966 lernten sie mit den Mitgliedern der Society of Creative Anachronism (SCA) Gleichgesinnte kennen, die sich so wie sie für mittelalterliche Kampftechniken und Kunst begeisterten (heute spricht man dabei vom Mittelalter-Reenactment) und traten ebenfalls bei. John bekleidete dabei mehrmals den Vorstandsposten und wurde mit dem Ehrentitel eines „Baron of the first Barony ausgezeichnet. John blieb bis an sein Lebensende ein Mitglied der SCA.

Und später in diesem Jahr war es John, der die Save Star Trek!-Kampagne anregte.

John und Bjo Trimble blieben auch der Star Trek-Fanszene ein Leben lang verbunden und waren unter später anderem in die Namensgebung des NASA-Space Shuttles Enterprise involviert und natürlich auch auf der entsprechenden Feierlichkeit zugegen.

Eine besonders große Ehre wurde dem Autor dieses Nachrufs zuteil, als er vor ein paar Jahren die Gelegenheit dazu erhielt, die Trimbles für die bereits erwähnte zweite Star Trek Chronik zu interviewen (besagtes Interview findet sich in dem Buch). Leider jedoch ergab sich niemals die Gelegenheit eines persönlichen Treffens.

Und so werden wir auch John G. Trimble im Namen der dankbaren Trekkie-Gemeinde stets ehrend gedenken. Denn ohne ihn und seine liebe Frau Bjo (die in diesem Jahr bereits ihren 91.Gebutstag begeht) gäbe es die Fanszene, die heute wichtiger Bestandteil unseres Lebens ist, gar nicht.

Live long and prosper, Sir! Und grüßen Sie dort, wo sie nun hingegangen sind, alle unsere Helden, die schon vorausgegangen sind.

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