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Nobody does it better – Im Gespräch mit FedCon-Macher Dirk Bartholomä

© FedCon

Wir sprachen mit FedCon-Macher Dirk Bartholomä über die kommende Veranstaltung und die Con-Szene generell.

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Conventions gibt es viele – weltweit und sogar in Deutschland. Doch nirgendwo fühlen sich SF- und Fantasy-Fans so wohl, wie auf den Veranstaltungen von Dirk Bartholomä, der mit FedCon, MagicCon und der ComicCon in Stuttgart jedes Jahr die Massen in Bewegung setzt.

Einige Tage vor der 32. Auflage der FedCon im Bonner Maritim Hotel sprach Planet Trek-Chefredakteur Björn Sülter mit einem Mann, der zum Glück nicht sein Leben lang Küchen verkaufen musste.

Moin Dirk! Lass uns die Leser kurz etwas weiter in der Vergangenheit abholen. Was war für Dich der Grund, 1992 die erste Con in Augsburg zu veranstalten?

Wir hatten damals den Star Trek-Fanclub und Jugendherbergs-Conventions für Fans gemacht. Da in den USA schon Schauspieler zu Cons eingeladen wurden, wollte ich das auch mal probieren. Ich habe dann alle Classic-Schauspieler angeschrieben und irgendwann meldete sich Walter Koenig per Telefon. Den haben wir dann geholt und das Ding war am Ende mit knapp 250 Leuten ausverkauft. Mehr hätten da auch nicht reingepasst.

Wann war Dir klar, dass Du dadurch vom Fan zum Unternehmer werden würdest?

Das war ein Prozess. Die Leute waren begeistert von der ersten Veranstaltung und haben uns geschrieben, wir sollen unbedingt weitermachen. Die waren eher perplex, dass wir das nicht sofort gemacht haben, sondern erst zwei Jahre später. 1994 ging es dann in München mit George Takei, Robin Curtis und Richard Arnold weiter.

Wenn Du das nicht so durchgezogen hättest: Was wäre aus Dirk Bartholomä geworden? Was war Dein eigentlicher Karriereplan?

Einen Plan hatte ich nicht wirklich. Ich habe allerdings Küchen verkauft und war einer der wenigen Leute, der damals schon exklusive Einbauküchen dreidimensional am Computer geplant hat. Also hätte ich wahrscheinlich mein Leben lang Küchen verkauft. Aber es gab ja schon den Fanclub, und der war eigentlich zunächst das größere Ding. Die Cons waren eher ein Nebengeschäft. Durch das Magazin, die Abonnements und den Onlineshop ist damals das Geld reingekommen.

Wann hat sich das geändert?

Das war so etwa zehn Jahre später, Anfang der 2000er ungefähr. Dann haben die Cons plötzlich im Vordergrund gestanden und den Fanclub in den Hintergrund gedrängt. Aber wir hatten ja auch Ende der 90er-Jahre mit Shatner, Nimoy und Kate Mulgrew schon Riesenevents mit 3000 bis 4000 Leuten.

Anfang der 2000er kam dann die Franchise-Krise mit der Absetzung von Enterprise und dem Flop mit Nemesis im Kino. Hat sich das auf die Cons ausgewirkt?

Nein, weil ich recht schnell erkannt habe, dass Star Trek als Thema auf Dauer nicht ausreicht und wir andere Sachen reinbringen müssen. Deswegen war schon 1999 Bruce Boxleitner aus Babylon 5 dabei. Und dann ging das so weiter mit Stargate und Star Wars. Die Con ist dadurch zu einem bunten Potpourri aus verschiedenen Franchises geworden.

Seit 2017 haben wir ja nun wieder eine ganze Menge neues Star Trek. Wie ist das bei Dir? Gefällt Dir irgendwas besonders gut oder musst Du das alles nicht haben?

Doch, ich bin da sehr aufgeschlossen. Da sollte man auch nicht in der Vergangenheit leben. Ich mag besonders Strange New Worlds, das ist für mich das Beste, was nach TOS und TNG auf den Markt gekommen ist.

Aber wächst dadurch wirklich eine neue Generation Fans nach, oder altert das Fandom mit Leuten wie uns munter vor sich hin?

Nein, das würde ich nicht sagen. Ich bin eigentlich eher geschockt, dass inzwischen über 50% der Leute, die ein Wochenendticket kaufen, Neukunden sind. Das ist krass. Ich frage mich immer, wo die ganzen alten Fans geblieben sind.

Nachdem das Franchise 2017 wieder so durchgestartet ist, kam dann plötzlich Corona. Ich habe das als Verleger auch am eigenen Leib gespürt, aber Du als Veranstalter natürlich noch viel mehr. Wie war das für Dich? Hast Du damals gedacht, dass jetzt alles vorbei ist? Oder hast Du immer dran geglaubt, dass wir wieder zur Normalität zurückfinden werden und die Cons wieder durchstarten können?

Das war grausam. Erst habe ich wochenlang nur apathisch Netflix geguckt und gedacht, dass das vielleicht drei Monate dauern wird und dann vorbei ist. Erst danach wurde mir klar, dass die Sache mit Impfstoff und so doch länger dauern wird. Und dann haben wir 2020 natürlich nichts machen können und sind dann im Oktober 2021 mit Masken wieder nach Bonn zurückgekehrt. Das war natürlich eine Light-Con, hat aber auch geholfen, über die Runden zu kommen. Wir haben dann auch noch diverse Kickstarter-Aktionen durchgeführt. Es war aber insgesamt wie ein Neustart.

Waren die Leute denn sofort wieder da oder hat sich das erst langsam aufgebaut?

Nein, das waren 2021 zuerst nur die Hardcore-Fans. Wir konnten so gerade eben die Con bezahlen. Das war aber trotzdem schön. Aber es hat bis 2023 gedauert, dass die Con wieder ausverkauft war und wir damit wieder wirklich Geld verdienen konnten.

Gibt es irgendwas an der Con-Szene in Deutschland, was Dich heutzutage massiv stört?

Grundsätzlich belebt Konkurrenz das Geschäft. Was mich aber stört ist, dass einige Veranstalter zu hohe Preise für Stars zahlen, obwohl man da sicher besser verhandeln könnte. Das macht es dann am Ende für alle schwerer. Aber zum Glück machen ja unsere Cons nicht nur die Schauspieler aus. Es ist das ganze Drumherum. Da muss man immer einen gesunden Mittelweg finden. Es ist ja auch das Ambiente, das familiäre. Das war aber auch ein langer Weg, das so aufzubauen.

Lass uns nochmal kurz über die Stargäste sprechen. Woher weißt Du, welche Schauspieler ziehen. Bauchgefühl?

Das ist eine sehr gute Frage (lacht). Früher war es mir egal und habe nicht lange darüber nachgedacht. Heute müssen wir schon abwägen. Es gibt viel neues Star Trek und Sachen wie The Expanse oder The Orville und ich muss das alles gucken, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, was funktionieren könnte. Bei Star Trek ist es relativ einfach. Da wusste ich zum Beispiel sofort, dass Strange New Worlds Power hat.

Bei welchem Gast würdest Du sagen, war es Dir besonders wichtig, dass Du ihn hattest?

Patrick Stewart und Leonard Nimoy waren auf jeden Fall meine Highlights. Da habe ich mir auch meine Fanwünsche erfüllt.

Die Fans wünschen sich ja auch seit Jahren immer wieder, dass Stewart noch einmal nach Deutschland kommt. Aber der möchte wirklich nicht mehr, oder?

Ja, er hat mehrfach gesagt, dass er diese Dinge nicht mehr macht und er ist ja mittlerweile auch schon 83 Jahre alt. Ich habe aber seine private E-Mail-Adresse und schreibe ihm jedes Jahr und biete ihm was an. Bisher hat er immer abgesagt.  

Dirk, 32 Jahre FedCon. Du wirst dieses Jahr 60 Jahre jung. Wie lange willst Du es noch machen?

Schon noch eine ganze Weile. Ich bin ja fast mein ganzes Leben selbstständig. Die Melanie habe ich sozusagen schon als „zweiten Dirk“ ausgebildet und die übernimmt ja auch schon relativ viel. Ich plane Minimum bis 75 Jahre. Bevor ich irgendwelchen Blödsinn mache, mache ich lieber die Cons weiter. Es macht mir Spaß und man braucht im Leben eine Aufgabe. Da gibt es doch nichts Schöneres, als das Hobby, das ich zum Beruf gemacht habe, weiterzuführen. Klar ist es das ganze Jahr auch viel organisatorische Arbeit, aber wenn wir dann vor Ort sind und die ersten Schauspieler und Fans anreisen und ich die glücklichen Gesichter sehe und alles gut läuft, dann ist das ja die Essenz des Ganzen. Warum sollte ich das aufgeben?

Wenn Du schon bis Minimum 75 planst, dann ist es ja nicht mehr weit und wir schaffen auch die 50. FedCon in 18 Jahre noch zusammen. Dann bin ich 65 und Du 78. Das sollte doch machbar sein.

Zur Not veranstalten wir die dann halt im Altenheim.

Ich bin dabei! Lass uns zum Ende nochmal emotional werden, Dirk. Wenn ich das Maritim betrete, geht es mir wahrscheinlich wie vielen anderen Fans: Dann spüre ich sofort diese Magie, die deine Veranstaltungen ausmacht. Ist das für Dich auch noch so?

Doch, klar. Die Abläufe sind natürlich längst Routine, aber ich freue mich auch die Wochen vorher schon auf die Con. Meist komme ich Dienstag mit meiner Frau an und Mittwoch ist dann der Anreisetag für die Haupthelfer und die ersten Stars treffen ein. Dann findet abends die erste schöne Runde in der Pianobar mit Leuten statt, die man ewig kennt. Donnerstag ist dann der Aufbautag, der wird schnell ziemlich stressig. Und dann kommen ja auch schon immer die ersten 800 Fans an. Da herrscht abends dann schon immer richtige Con-Atmosphäre und das spüre ich natürlich auch nach so vielen Jahren noch. Das ist schon immer noch sehr emotional. Und deswegen macht man das ja auch.

Du hättest Phasen wie Corona sicher auch nicht durchgestanden, wenn Du nicht so viel Bock darauf hättest, oder?

Ja, klar! Für mich ist eigentlich das Schönste, wenn die Leute dann am Sonntag aus der Closing Ceremony rauskommen und teilweise Tränen in den Augen haben. Das ist für mich dann auch immer so eine Art Belohnung.

Ein schönes Schlusswort. Dann freuen wir uns jetzt einfach mal gemeinsam auf die nächsten Tage. Danke, Dirk und ich wünsche Dir und uns allen eine erfolgreiche und tolle Zeit in Bonn!

Die diesjährige FedCon steigt vom 10. bis 12. Mai im Bonner Maritim Hotel. Alle Informationen und Tickets bekommt ihr über die offizielle Seite der FedCon.

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