Andere Welten

Planet der Affen: Mehr, als nur Kult!

Filmszene aus Planet der Affen: George Taylor, Dr. Zira und Dr. Cornelius

Die Saga um den Planet der Affen nahm 1963 seinen Anfang und setzt sich bis heute erfolgreich fort.

© 20th Century

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Wer kennt ihn nicht, den Erfolgsfilm Planet der Affen, der 1968 einen Riesenhype lostrat und bis 1975 vier Fortsetzungen, eine 14-teilige TV-Serie und eine noch kurzlebigere Zeichentrickserie namens Return to the Planet of the Apes nach sich zog? Nach einer langen Pause von 26 Jahren versuchte sich Tim Burton 2001 erneut an dem Stoff und landete dank eines zerfaserten Drehbuchs und der schwachen, von Mark Wahlberg verkörperten, Hauptfigur Captain Leo Davidson einen mittelschweren Flop.

2010 sah Twentieth Century Fox die Zeit gekommen, dem Franchise einen neuen Blickwinkel hinzuzufügen. Der bis dato relativ unbekannte Rupert Wyatt (The Escapist) erhielt mit Planet of the Apes: Prevolution die Chance, sich der Riege der Spitzenregisseure Hollywoods anzuschließen. Trotz eines Budgets von nur 90 Millionen Dollar gelang dem Fast-Newcomer, was Burton zehn Jahre zuvor mit zehn Millionen Dollar mehr nicht geglückt war. Mit zwar nur mittelmäßigen Spezialeffekten aber einer gut durchdachten Story spülte der Film rund 481 Millionen Dollar in die Kassen und damit mehr als das Fünffache seiner Kosten. Der Erfolg beflügelte die Drehbuchautoren Rick Jaffa und Amanda Silver, die auch als Produzenten fungierten, ihre Geschichte mit Planet of the Apes: Revolution weiterzuerzählen. Um sich ganz der Produktion widmen zu können, überließ das Duo nach diesem weiteren Kinohit die Schreibarbeit für den Abschlussteil Planet of the Apes: Survival nun Matt Reeves und Mark Bombark. Das Duo führte die Geschichte zu einem grandiosen Finale, das von Reeves als Regisseur auch gleich noch fulminant in Szene gesetzt wurde.

Das große Affentheater um das Budget

So erfolgreich die neue Trilogie auch war, dem 60er- und 70er-Jahre-Kult konnte auch das Remake nicht das Wasser reichen. Dabei legte bereits der erste Film mit Charlton Heston in der Hauptrolle einen denkbar holprigen Start hin. Die Produktionsgeschichte von Planet der Affen als abenteuerlich zu beschreiben, ist fast noch untertrieben. Von den angedachten zehn Millionen Dollar Budget, erhielt Produzent Arthur P. Jacobs nach einigen heftigen Streitigkeiten mit der Chefetage von Twentieth Century Fox am Ende gerade einmal etwas mehr als die Hälfte. Damit rutschte die Produktion schon fast in den Low-Budget-Bereich. Um den Streifen trotzdem noch vernünftig auf die Beine stellen zu können, war nun Kreativität angesagt. Drehbuchautor Michael Wilson hatte sich entsprechend der Romanvorlage eigentlich eine hoch entwickelte Affenzivilisation mit Hubschraubern, hochmodernen Waffen und allem, was eine Zivilisation der Moderne sonst noch so hergibt vorgestellt. Durch die recht drastischen Kürzungen blieb dem mit ins Boot geholten Rod Serling allerdings keine andere Wahl, als einige Änderungen vorzunehmen, die dann in Wilsons Fassung mit einflossen. Im Endergebnis kam die im Film zu sehende Affenkultur nun wesentlich primitiver herüber und erinnerte eher an das ausgehende 19., als an das einst angestrebte 20. Jahrhundert.

William J. Creber & John Chambers: Zauberer!

Zum Glück tat das der Atmosphäre keinen Abbruch, unter anderem auch deshalb, weil Art-Director William J. Creber uralte Wohnhöhlen in Kappadokien in der Türkei in einem Buch entdeckte, die ihm als Inspirationsquelle dienten. Auch heute noch wirken die Setbauten organisch und irgendwie fremdartig, so dass sie perfekt in einen Science-Fiction-Film dieser Art passen. Von den letztlich genehmigten 5,8 Millionen Dollar schlugen übrigens allein schon die Masken mit einer Million zu Buche. Es blieben also nur noch 4,8 Millionen für die Sets, Spezialeffekte, Equipment, Crew und die Bezahlung aller mitwirkenden Schauspieler. Man kann sich anhand dieser Zahlen nebenbei erwähnt leicht vorstellen, dass die Hollywoodstars jener Tage wesentlich genügsamer waren, als heute. Von den beispielsweise 75 Millionen Dollar, die ein Robert Downey Jr. bei einem Gesamtbudget von 200 Millionen für Iron Man 3 erhielt, konnte ein Charlton Heston selbst dann nur träumen, wenn man die Inflationsbereinigung berücksichtigt.

Doch zurück zu John Chambers und seiner später mit einem Ehren-Oscar prämierten fantastischen Arbeit als Maskenbildner. Der Job an Planet der Affen stellte ein großes Problem für den ehemaligen Medizintechniker dar, der im zweiten Weltkrieg Prothesen für Kriegsversehrte hergestellt hatte und sich seit den 50er Jahren in Hollywood als Maskenbildner (u. a. The Monsters, The Outer Limits, 1963 und Lost in Space, 1965) verdingte.

Die Masken für die namensgebenden Affen mussten aus einem flexiblen und beweglichen Material hegestellt sein, damit die Schauspieler noch in der Lage waren, ihre ganze emotionale Bandbreite zu präsentieren. Also nahm Chambers Gesichtsabdrücke der Schauspieler und stellte anhand ihrer Physiognomie leichte Latexteile her, die er anschließend problemlos an das Gesicht anpassen konnte. Dazu gesellte sich natürlich eine Perücke, reichlich künstliches Fell, das sich sogar auf den Handflächen befand und einiges mehr. Es dauerte täglich bis zu drei Stunden, den Schauspielern ihre Identitäten als Schimpanse, Orang-Utan oder Gorilla zu verpassen.

Mehr als nur ein Abenteuerfilm

Die Mühe hat sich bekanntermaßen gelohnt. Planet der Affen ist nicht nur ein toller SciFi-Abenteuerfilm, sondern ein politisches Statement, das auch heute nichts von seiner Aktualität verloren hat. Denn wie damals in den 60er-Jahren stehen wir aktuell wieder einem (dieses Mal auf wirtschaftlicher Ebene geführten) kalten Krieg in einer Zeit gegenüber, in der die Vernunft dem Geschrei von Despoten, Autokraten, Diktatoren und religiösen Eiferern weicht. Die zeitlose Aussage des Werks wird schon zu Beginn sehr deutlich herausgearbeitet, wenn Taylor im Raumschiff sitzt und kurz vor seinem Kälteschlaf folgende Sätze spricht:

„In knapp einer Stunde sind wir sechs Monate von Cape Kennedy weg. Seit unserem Abflug ist die Erde beinahe 700 Jahre älter geworden. Wir dagegen sind kaum gealtert. Von hier draußen gesehen scheint der Weltraum grenzenlos zu sein. Er zerquetscht des Menschen Ego. Ich bin einsam. Ich verlasse das 20. Jahrhundert ohne Bedauern. Aber ich frage mich eins: Bekämpft der Mensch, dieses Wunder des Universums und herrliche Paradox, das mich zu den Sternen sandte, noch immer seinen Bruder?“

Durch einen Zwischenfall strandet Taylors Raumschiff in der nächsten Szene auf einem fremden Planeten. Die drei Überlebenden machen sich auf den Weg, um Nahrung und Wasser zu finden und treffen dabei auf primitive Menschen, die die Fähigkeit zu sprechen offenbar nicht gelernt haben.

Noch bevor sie sich mit dem Problem näher auseinandersetzen können, geraten sie in eine von den Herrschern des Planeten initiierte Hetzjagd. Verstört erkennen die Astronauten, dass sie von intelligenten, sprechenden und auf zwei Beinen laufenden Affen gejagt werden. Taylors Kollegen werden getötet. Nur er überlebt und gerät in Gefangenschaft. Hier lernt er die beiden Schimpansen-Wissenschaftler Dr. Zira und Dr. Cornelius kennen, die ihm später zur Flucht verhelfen. Taylor wird als lebender Beweis dafür, dass die Herrschaft über eine Welt durch eine Spezies nichts weiter als ein Augenzwinkern in den Äonen ist, zu einem Risiko für die religiös geprägte Schöpfungsgeschichte der Affen. Die Flucht vor den Schergen seines Widersachers Zaius führt Taylor schließlich in die „Verbotene Zone“, wo der geschockte und verzweifelte Mann herausfindet, dass er sich nicht in einer bizarren Welt irgendwo im Weltraum befindet. Er steht vielmehr seiner eigenen Vergangenheit gegenüber, in der sich die Menschheit vor Jahrtausenden in einem alles vernichtenden Atomkrieg fast vollständig ausgelöscht hat.

Gut gealtert

Die kritischen Töne, die Michael Wilson und Rod Serling anschlagen, setzen sich über die gesamten 112 Minuten hinweg fort und beziehen sich nicht nur auf die damalige Angst vor einem stets drohenden Atomkrieg. Rassen- und Fremdenhass, Verleugnung der Wissenschaft, Verbreitung von Fakenews, um die eigenen Ziele zu forcieren, all diese wichtigen Themen finden sich bei näherer Betrachtung wieder. Wenn man sich den Film genauer anschaut stellt man schnell fest, dass sich die Menschheit in den letzten 50 Jahren leider nicht weiterentwickelt hat, sondern immer noch an denselben Problemen nagt, wie eh und je. Das alles ist in ein höchst unterhaltsames und überraschend gut gealtertes Gewand gekleidet, so dass sich ein Rewatch nicht unbedingt nur für Fans von Klassikern als durchaus lohnend erweisen könnte.

Abgesehen von der zeitlosen Visualisierung wartet der Film mit einigen der besten und bekanntesten Schauspieler/innen seiner Zeit auf. Charlton Heston war einer der Superstars der 50er- und 60er-Jahre und spätestens 1956 als Moses in Die zehn Gebote in den Olymp der Unvergesslichen aufgestiegen. 1960 erhielt er den Oscar für das Mega-Werk Ben Hur und hatte seitdem unter anderem im Mantel- und Degen-Klassiker El Cid und im Historien-Kriegsdrama 55 Tage in Peking geglänzt. Ihm standen die Oscarpreisträgerin Kim Hunter (Endstation Sehnsucht) und Roddie McDowall als Cornelius zur Seite.

Der Kreis schließt sich

McDowall sollte es dann auch sein, der dem Franchise sogar bis zur kurzlebigen TV-Serie 1974 treu blieb. Und damit schließt sich der Kreis. Nach Planet der Affen, der mit seinem fantastischen Drehbuch, einer grandioser Besetzung und der interessanten, stellenweise a-tonalen Filmmusik von Altmeister Jerry Goldsmith einen Meilenstein im Genre setzte, gelang es keinem der Nachfolger mehr, in die großen Fußstapfen seines Vorgängers zu treten. Von Film zu Film kürzte Twentieth Century Fox das Budget immer weiter herab, wollte aber andererseits das Planet-der-Affen-Universum weiterhin als sichere Einnahmequelle nutzen. Für den fünften und letzten Teil der Reihe, Schlacht um  den  Planet der Affen, stellte das Studio nur noch lediglich 1,7 Millionen Dollar zur Verfügung. Die Drehbücher passten sich diesem Negativtrend an und vermochten es aber dennoch, die Geschichte um die Affen, die Glied für Glied die Nahrungskette auf der Erde emporsteigen, bis sie schließlich die Menschen überflügelt haben, ansprechend zu erzählen. Doch erst 2010 gelang es, die Story auf eine moderne Weise neu zu interpretieren, die mit dem ursprünglichen Roman La Planète des singes von Pierre Boulle zwar fast nichts mehr gemein hat, aber der Seele des Ursprungswerks trotzdem treu geblieben ist.

Das Vermächtnis lebt weiter

Seit August 2019 ist nun bekannt, dass Disney als der neue Besitzer der Marke gemeinsam mit Regisseur Wes Ball (Maze Runner) an einer Fortsetzung werkelt. Am 17. Februar 2020 gab Ball via Twitter bekannt: „Ich möchte die Überraschung natürlich nicht ruinieren, aber ich darf verraten, dass Caesars Vermächtnis fortgeführt wird.“ Es erscheint also denkbar, dass sich der neue Film auf Caesars Sohn Cornelius fokussiert. Wie schwer wäre die Bürde, die der Nachfahre des großen Helden der neuen Affennation zu tragen hätte? Wie würde er damit umgehen? Oder lehnt sich Ball noch weiter aus dem Fenster hinaus und lässt seine Geschichte sogar an das große Original anklingen?  All dies ist natürlich reine Spekulation. Warten wir es also ab und freuen uns darauf, den vierten Teil hoffentlich wieder im Kino, statt nur in den heimischen vier Wänden erleben zu dürfen. Es bleibt spannend.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf www.syfy.de und ist Eigentum von NBC Universal Global Networks Deutschland GmbH. Er wird mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.

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