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Retro-Gaming: Star Trek: Voyager – Elite Force: Warum das Spiel Kult ist

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In seiner Retro-Gaming-Reihe wagt Reinhard Prahl sich heute an “Star Trek: Voyager – Elite Force”.

© Activision

Star Trek: Voyager – Elite Force hat schon über 20 Jahre auf dem virtuellen Buckel und genießt unter Gaming-Fans zu Recht Kultstatus. Warum das so ist und was moderne Spielentwickler von dem First-Person-Shooter lernen können, erfahrt ihr im folgenden Artikel.

Wie aus einem Guss

Als geneigter Star Trek-Fan, der auch PC-Actionspiele liebt, mag es unvorstellbar erscheinen, doch bei Abgabe dieses Artikels war der Kult-Shooter Star Trek: Voyager – Elite Force bereits satte 22 Jahre alt. Das Kuriose: Beim erneuten Replay stellte sich heraus, dass das Game immer noch verdammt viel Spaß macht, mehr sogar, als viele moderne Vertreter seiner Art.

Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Zunächst einmal punktete das vom Studio Raven Software (u. a. Star Wars Jedi Knight II: Jedi Outcast) als Auftragsarbeit entwickelte Spiel mit einer grandios erzählten Story, die sich nahtlos in die damals noch laufende TV-Serie einfügte.

Captain Janeway und die Crew der USS Voyager befinden sich noch immer im Delta-Quadranten und sehen sich andauernden Gefahren und Kämpfen ausgesetzt. Um den Borg und anderen Gegnern besser entgegentreten zu können, hat Commander Tuvok das ›Hazard Team‹ zusammengestellt, eine mit neuester Waffentechnologie ausgerüstete und kampftechnisch hervorragend geschulte Einsatztruppe.

Während eines Übungseinsatzes wird die NCC-74656 plötzlich von einer unbekannten Kraft angegriffen. Mit Mühe gelingt es dem Sternenflottenschiff, sich zu verteidigen und den Aggressor zu zerstören, doch die Explosion löst eine Schockwelle aus, die die Voyager erfasst.

Alle dabei

Janeway, Tuvok, Fähnrich Munroe vom Hazard Team und die anderen Mannschaftsmitglieder finden sich in einem unbekannten Raumgebiet wieder, das von einer riesigen künstlichen Struktur, der ›Forge‹ beherrscht wird. Während der ersten Erkundungen stellt sich heraus, dass die USS Voyager nicht das einzige Schiff ist, das von der fremdartigen Raumstation festgehalten wird.

Im Verlauf des Abenteuers treffen die Crew und die Spezialeinheit auf zahlreiche bekannte und unbekannte Spezies wie die Etherianer, die mit ihrem Generationenschiff vor über 100 Jahren von der ›Schmiede‹ entführt wurden. Doch auch mit Hirogen, Malons, Klingonen, Borg, Spezies 8472 und sogar einem Schiff des Terranischen Imperiums aus dem Spiegeluniversum des 23. Jahrhunderts gilt es sich herumzuschlagen.

Nach vielen harten Kämpfen mit manch herbem Verlust trifft der inzwischen zum Lieutenant beförderte Hazard-Team-Anführer Munroe schließlich auf den Vorsoth, ein von einer mächtigen Alien-Spezies vor Äonen erschaffenem Wesen, das die Galaxie unterjochen will und deshalb genetisch perfektionierte Soldaten erschuf.

Keine Open World, bitte

Die spannende Geschichte wird überwiegend in Cut-Szenes in Ingame-Grafik erzählt, die für die damalige Zeit sehr ansehnlich waren. Als Gerüst diente die id Tech 3-Engine, die mit dem kultigen Mehrspieler-Shooter quake III Arena eingeführt worden war und später unter anderem auch bei zwei Spielen der Wolfenstein– sowie den ersten Teilen der Call of Duty-Reihe verwendet wurde.

Im Gegensatz zu heutigen Spielen, die sich als Games-as-Service-Geldgrab verstehen und oft mit einer tristen Open World und nervigem Ingame-Shop daherkommen, setzte Elite Force auf ein festes, fast schlauchartiges, dafür aber äußerst abwechslungsreiches Level-Design. Der Vorteil war, dass man als Spieler ungestört eine Art interaktiven Film erlebte, in dem man selbst zum Phaser, Kompressionsgewehr oder U-Mod griff, um den verschiedensten Gegnern einzuheizen.

Außerdem lockerten die Künstler die Level immer wieder mit kleineren Rätseln oder Low-Gravity-Jump-and-Run-Elementen auf. Die Steuerung gestaltete sich dabei Genre-typisch: Man konnte laufen, gehen, schleichen springen und mit der Enter-Taste Aktionen auslösen. Mit dem Mausrad scrollte man sich durch das coole Waffenarsenal und schoss mit der linken Maustaste. Als krönender Abschluss wartete im großen Finale ein mächtiger Endboss mit heftigen Fähigkeiten, den man bis an die Zähne bewaffnet zur Strecke bringen musste.

Traumwertungen

Im Gegensatz zu heutigen Games, deren Story-Ansätze viel zu oft leider nur noch rudimentär sind und die immer dem neusten Trend wie Fortnite hinterherlaufen, wurde Elite Force noch tatsächlich von Fans für Fans kreiert. Das merkt man dem Game in jeder Faser an.

Das ging so weit, dass Raven Software zur Vertonung den gesamten Main-Cast von Star Trek: Voyager ›ins Studio beamte‹ und selbstverständlich die originalen Sounds Anwendung fanden. Das Spiel kam bei Kritikern und Fans so gut an, dass es eine Metacritic-Wertung von satten 86% einfuhr und bis heute als eines der besten Star Trek-Spiele überhaupt gilt.

Kurz, aber gut

Als einziges Manko wurde die relativ kurze Spielzeit von acht bis zehn Stunden bewertet. Im Nachhinein betrachtet entpuppte sich die Idee, das Game nicht künstlich in die Länge zu ziehen, aber als hervorragend. Als Spieler musste man sich weder durch verwirrende und unnötige Füll-Level kämpfen, noch zu lange auf die nächste Film-Sequenz warten, die die Story voranbrachte. Einen ähnlichen Mut würde man manch heutigem Spielestudio und Publisher wünschen.

Stattdessen ziehen es moderne Entwickler allerdings viel zu oft vor, die Community mit unstillbarer Geldgier und herzlosen DLCs in Dauerschleife zu quälen. Lediglich einige hartnäckige Indie-Studios wagen es in der Regel noch, sich an der ›guten alten Zeit‹ zu orientieren‹, in der man gerne bereit war, auch kürzere Spielzeiten in Kauf zu nehmen, wenn das Erlebnis stimmte.

Raven Software entschied sich konsequenterweise dafür, ein kleines Add on hinterherzuschieben, dass dem Spiel an sich zwar keine neuen Facetten abgewann, dafür aber einen bis dato fast unerfüllbaren Fan-Traum erfüllte. In der Erweiterung konnte man alle Decks der USS Voyager frei begehen, während man kleine Aufgaben erledigte und sich in aller Ruhe umsehen durfte.

Captain Janeway, Seven of Nine, Tuvok, Commander Chakotay, Neelix und die anderen ikonischen Charaktere der Crew traf man dort, wo sie hingehörten und durfte kleine Gespräche mit ihnen führen.

Damit war Star Trek: Voyager – Elite Force schlicht und ergreifend perfekt. Es gab nichts mehr, was man der Geschichte noch hinzufügen hätte können. Insofern war es richtig, es an dieser Stelle gut sein zu lassen und lieber 2003 den nächsten Teil, Star Trek: Elite Force II, hinterherzuschieben. Doch dies ist eine andere Geschichte, die wir an anderer Stelle erzählen.

Ein Tipp zu Schluss

Wer, wie der Autor dieses Artikels, ein Replay wagen möchte, kann das Spiel für kleines Geld bei der bekannten Plattform Good Old Games erwerben. Das Addon ist im Preis von € 9,95 oder € 7,95 im Angebot selbstverständlich genauso enthalten, wie auch ein integrierter Emulator. Also ran an die Phaser und: Feuer!

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