Rezension

Rewatch me! Star Trek: Discovery – Kritik zu 3.05 “Die Trying”

© Paramount

Reinhard Prahl reist für uns nochmal durch die dritte Staffel von “Star Trek: Discovery” und erzählt uns, wie ihm die Episoden gefallen haben. Diesmal 3.05.

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Unser Reinhard Prahl reist für euch zurück und nimmt sich die dritte Staffel von Star Trek: Discovery in Einzelrezensionen vor. Jemand Lust auf einen Rewatch, jetzt wo Paramount+ uns die vierte Staffel nach Deutschland gebracht hat?

Inhalt

Die Discovery erreicht dank Adira Tals Erinnerungen endlich den verborgenen Hauptsitz der Sternenflotte. Doch der Empfang ist nicht so freundlich, wie erwartet. Admiral Charles Vance drängt darauf, das Schiff zu beschlagnahmen und die Crew zu trennen. Zusätzlich macht dem obersten Befehlshaber eine mysteriöse Seuche zu schaffen, die eine Gruppe Kili-Flüchtlinge befallen hat und sie langsam und qualvoll dahinrafft.

Als Lieutenant Stamets und sein Team herausfinden, von welchem Planeten die Krankheit stammt und was sie auslöst, fasst Vance Vertrauen und schickt die Crew auf die Suche nach der U.S.S. Tikhov. Denn der Saattresor der Föderation könnte ein Heilmittel bergen.

Die Beste der Besten

Finally it happend. Die Discovery und ihre Besatzung sind endlich zu Hause. Doch kaum angekommen, verpasst Admiral Vance der Crew auch schon einen kräftigen Dämpfer. Saru nimmt sein Schicksal ergeben an, während Burnham wieder einmal im Begriff ist, sämtliche Regeln zu beugen, die ihr angeblich so sehr am Herzen liegen. Leider ändert sich weder etwas an den eindimensionalen Figurenzeichnungen, noch an den Schwächen in Sachen Storytelling.

Oder um es direkter zu sagen: Die Trying funktioniert einfach nicht richtig. Das liegt weniger an der an sich gelungenen Zukunftsvision, als am unstillbaren Wunsch, Michael Burnham als beste, klügste und überhaupt einzig wahre Superheldin zu zeigen. Nicht Saru als Captain der Discovery übernimmt die heikle Mission zur Rettung der Kili, sondern seine erste Offizierin. Die anderen Figuren haben sich wieder einmal dieser Prämisse unterzuordnen. Burnham beamt zwar gemeinsam mit Dr. Culber und Commander Nhan auf das Samenschiff hinüber, doch die beiden sympathischen Offiziere sind im Endeffekt nur simple Stichwortgeber für den Star der Show.

Culbers Hauptjob ist es, eine schwache Begründung dafür liefern, warum nicht die Barzanerin Nhan ihren Artgenossen zur Mithilfe überzeugen kann, sondern nur Michael. Nhan selbst bleibt am Ende nicht mehr, als auf der Tikhov zu verweilen und Burnham tränenreich mitzuteilen, wie brillant sie ist. Das ist schlicht und ergreifend zu wenig.

Haken und hinken

Doch das allein ist es nicht. Die gesamte Idee des Plots hinkt. Um sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen: Eine Crew aus einer 930 Jahre zurückliegenden Vergangenheit ist als einzige in der Lage, den Herkunftsort einer Seuche zu ermitteln. Diese lässt sich auf mutierte Pflanzen zurückführen, die das Volk der Kili zur Ergänzung der Nahrungsvorräte sammelten. Am Ende der Geschichte genügt ein Knopfdruck und der Spuk ist vorbei. Um das Ganze auf die Spitze zu treiben, reicht der Samen eines der nicht mutierten Gewächse aus, um ein Gegenmittel zu synthetisieren.

Das Problem liegt auf der Hand. Wenn das gesamte Grünzeug auf einer Welt mit Prionen (Prionen sind übrigens der wahrscheinliche Auslöser der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit) kontaminiert ist und die Kili alle vermeintlich essbaren Pflanzen gesammelt haben, woher wissen Culber und Burnham dann, welchen Samen sie genau benötigen? Irgendein Saatkorn genügt offenbar nicht, wie uns ein Dialog zu Beginn offenbart. Man kann es drehen und wenden, wie man will. Hier passt etwas nicht.

Das ist deshalb schade, weil die Nebenfiguren prima besetzt und stimmig in Szene gesetzt sind. Der von Oded Fehr (u. a. The Blacklist) gespielte Admiral Vance strahlt Würde, Sympathie und Wärme aus. Seine Skepsis führt zu der durchaus nachvollziehbaren Entscheidung, die Crew zu befragen und anschließend zu trennen. Die Verhöre selbst sind kurz, aber humorvoll inszeniert. Culbers frei von der Leber geplapperter Bericht über seinen Tod und sein gutes Verhältnis zu seinem „Mörder“ sorgen ebenso für einen kleinen Schmunzler, wie Philippas Blinzel-Orgie, die zur Abschaltung der Hologramme führt.

Jake Epstein fällt als Dr. Attis ebenfalls positiv ins Auge, auch wenn der Figur zu wenig Zeit vergönnt ist. Sein kurzer, aber emotionaler Auftritt passt hervorragend in den Grundton der Episode. Nhans Angebot, auf dem Tresorschiff zu verweilen, ist nur die logische Konsequenz aus dem Geschehenen. So bedauerlich es auch ist, dass die einst so vielversprechende Figur aus der Serie geschrieben wurde, atmet ihre Entscheidung doch den Geist der Föderation. Dasselbe gilt für Culbers Bedürfnis, bedingungslos zu helfen. Schade, dass James Duff und Sean Cochran nicht mehr aus der Geschichte herausgeholt haben.

gezeichneter Hase mit prüfendem Blick auf die Stoppuhr, Urteil "tick..tick...tick"

Fazit

Die Autoren können sich einfach nicht von der übermächtigen Michael Burnham lösen. Dabei hat die Serie so viele interessante Charaktere zu bieten. Sicherlich, alle Star Trek-Shows warten mit Schwächen in der Figurenentwicklung auf. Der ewige Fähnrich Harry Kim dient hier als gutes Beispiel. Doch selbst Garrett Wang erhielt hin und wieder die Chance, in einer auf seine Figur zugeschnittenen Geschichte zu glänzen. Warum schaffen Kurtzman und Co nicht dasselbe in Star Trek: Discovery? Und weshalb werden so viele gute Ideen so inkonsequent zu Ende gedacht?

    LESETIPPS!

    Der Journalist und Autor Reinhard Prahl ist abseits seiner Arbeit für Planet Trek unter anderem auch als Autor von Sachbüchern sehr aktiv. Seine aktuellen Publikationen sind:

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