Analyse

Star Trek, deine Musik – Teil 4: Große Leinwand, große Melodien?

Kirk ruft nach Khan! © Paramount

Um die Musik in “Star Trek” gab es immer wieder Kontroversen. Wir reisen in einer mehrteiligen Reihe durch die Geschichte.

© Paramount

Die verschiedenen Titelmelodien und Soundtracks der Star Trek-Produktionen werden von Fans gerne und oft gesummt oder diskutiert. Im vierten Teil unserer musikalischen Reihe geht es um die Melodien zu den ersten drei klassischen Kinoabenteuern der Kirk-Ära. Mit dabei: Die Ikonen Jerry Goldsmith und James Horner!

Nicht nur bei James Bond-Filmen gehört der Vorspann sowie ein passender Soundtrack für viele Fans mit zum Gesamterlebnis dazu. Auch bei jeder neuen Star Trek-Serie und jedem Kinofilm wurde schon immer ganz genau hingeschaut und hingehört. Nachdem wir uns zum Auftakt mit der Kontroverse rund um den Vorpann von Star Trek: Enterprise beschäftigt haben, ging es danach um die Originalserie und die weiteren klassischen Trek-Serien von TNG über DS9 bis Voyager.

Heute geht es mit den klassischen Kinofilmen los, genauer mit den ersten drei Abenteuern der Kirk-Ära!

Hollywood-Magie

Als Star Trek nach einem langen Hin und Her um eine neue Fernsehserie (Star Trek: Phase Two) oder doch lieber ein Kinoabenteuer wirklich auf der großen Leinwand landete, hatte man mit Jerry Goldsmith einen Komponisten gewonnen, der schon damals zehn Oscar-Nominierungen und einen der beliebten Goldjungen (Das Omen) sein Eigen nennen konnte.

Goldsmith erhielt hier die Chance, eine dreiminütige Ouvertüre zu komponieren, die vor dem eigentlichen Film lief; damit war Star Trek: Der Film eines der wenigen und vor allem letzten Werke, die auf diese Weise vorgingen. Für diesen Auftakt nutzte Goldsmith sein sogenanntes Ilia-Thema, das er selbst gerne als Liebesthema des Films bezeichnete. Bei diesem handelte es sich um ein Stück im Sechsachteltakt andante. Auffällig ist an diesem Werk die hohe Dynamik.

Nach einem ausklingenden Pianissimo des Orchesters setzt (auch visuell) die Introsequenz des Films ein, unterlegt vom musikalischen Hauptthema, das man als Enterprise- oder Kirk-Thema kennt. Dieses in Dur komponierte Stück wird von einem dominanten Bläsersatz getragen. Dritte tragende Säule des Scores war das V’ger-Thema, das auf Blechblasinstrumenten und Percussion basierte und mit fremdartigen Effekten (wie den sogenannten Blaster Beam) glänzte.

Der Komponist benötigte für seine Verhältnisse sehr viel Zeit für den Score, da er durch Veränderungen bei den Spezialeffekten und im Schnitt immer wieder zu Anpassungen gezwungen war. Erst sechs Tage vor der Premiere waren die letzten Takes im Kasten. Dirigent Lionel Newman hatte dafür bis tief in die Nacht mit seinem Orchester gearbeitet.

Die Musik zu Star Trek: Der Film gilt auch heute noch als eine der wichtigsten Arbeiten Goldsmiths. Auch für diesen Score wurde er für den Oscar nominiert. Der vielfach ausgezeichnete Komponist sollte später noch bei verschiedenen Gelegenheiten zu Star Trek zurückkehren, starb jedoch bereits 2004 im Alter von 75 Jahren.

Die vollständige Ouvertüre samt Credits kann man beispielsweise bei Youtube finden.

Infos

  • Komposition: Jerry Goldsmith
  • Aufnahmejahr: 1979
  • Roddenberry mochte das Hauptthema des Films so sehr, dass er Dennis McCarthy für die Titelmusik von Star Trek: The Next Generation eine neue Version daraus komponieren ließ, die auch noch auf die Fanfare (und das Voice-Over) der Classic-Serie von Alexander Courage zurückgriff.
  • Shaun Cassidy coverte das Ilia-Thema 1980 auf einer Single, unterlegte das Ganze mit Text und nannte es Star Beyond Time.

Das Urteil

Die Meinungen über den Film sind geteilt, schaut man ganz genau hin, handelt es sich zwar um keinen typischen Trek-Film mit der beliebten Classic-Besatzung, sehr wohl aber um einen atmosphärisch dichten und opulent umgesetzten SF-Klassiker.

Die herausragende Musik des Jerry Goldsmith war in diesem Zusammenhang stilbildend und besaß einen starken Einfluss auf folgende Generationen von Komponisten und Produktionen. Alleine schon für die wunderbare Ouvertüre lohnt sich jeder weitere Rewatch.

Spar dich reich!

Der erste Kinofilm war finanziell zwar kein Desaster gewesen, Paramount wollte aber beim zweiten Anlauf unbedingt Geld sparen. Das knappe Budget führte leider auch dazu, dass eine weitere Zusammenarbeit mit Jerry Goldsmith (noch nicht) wieder zustande kam.

An dieser Stelle kam der junge James Horner ins Spiel, der damals noch ein relativ unbeschriebenes Blatt war. Er hatte zunächst viel für den umtriebigen B-Movie-Produzenten Roger Corman gearbeitet und erhielt nun bei Star Trek II die Chance, sich bei einer größeren Produktion zu beweisen. Regisseur Nicholas Meyer wünschte sich dann auch eine Abkehr vom Stile Goldsmiths und hatte einen Score im Kopf, der eine gewisse Seefahrermentalität wie in Meuterei auf der Bounty mit sich brachte. 

Der damals 28 Jahre junge Horner hatte nur fünf Wochen Zeit, seine Arbeit am rund 70 Minuten langen Score zu beenden und musste im Verlauf immer wieder auf Rohschnitte zurückgreifen, da alles in dieser Produktionsphase parallel ablief. Dennoch gilt sein Soundtrack zum zweiten Film heute immer noch als Höhepunkt der Reihe. Nicholas Meyer, der selbst aus einer Musikerfamilie stammt, hatte sich beispielsweise auch für den Einsatz eines neunzigköpfigen Orchersters eingesetzt, obwohl Horner zunächst mit Synthesizern hatte arbeiten sollen.

Er baute zu Beginn des Films die Fanfare von Alexander Courage ein und ließ im Verlauf des Films verschiedene Themen folgen, die sich bis heute in die Köpfe der Fans eingebrannt haben. Für Horner war dies natürlich nur der Auftakt zu einer ähnlich großen Karriere wie Jerry Goldsmith sie vorzuweisen hatte. Man denke an seine Arbeit an Titanic, Avatar, Braveheart oder auch Apollo 13. Einen Horner erkennt man immer! Wie auch sein Kollege verstarb Horner bereits 2015 bei einem tragischen Flugzeugabsturz. Sein Wirken bleibt jedoch unvergessen.

Die vollständige Introsequenz kann man beispielsweise bei Youtube finden.

Infos

  • Komposition: James Horner
  • Aufnahmejahr: 1982

Das Urteil

James Horner stellte sich als Glücksgriff heraus, da er nicht nur unter hohem Druck arbeitete, sondern auch noch seine Kreatitivät sprudeln ließ und das Duell zwischen Kirk und Khan neben all der Power im visuellen Bereich und den starken Dialogen auch auf der Audiospur toben ließ, so dass es eine wahre Freude war.

Ein Versprechen

James Horner hatte Produzent Harve Bennett im Verlauf der Arbeiten am zweiten Kinofilm zugesagt, auch den dritten zu übernehmen. Er hielt Wort. Obwohl Regisseur Leonard Nimoy den Kollegen und Namensvetter Leonard Rosenman bevorzugte, setzte sich Bennett durch und überzeugte seinen Star davon, auf Kontinuität zu setzen und den Doppelpack musikalisch einheitlich zu gestalten.

So wurde seine Arbeit dann auch eine direkte und spürbare Fortführung der musikalischen Umsetzung des zweiten Films. Horner verwendete auch einige Elemente erneut, gestaltete sie um, ergänzte hier und da etwas, so dass man ihm von einigen Seiten sogar eine zu unkreative Herangehensweise unterstellte. 

Dennoch gelang ihm ein schöner Spagat zwischen den ruhigen, sensibleren Tönen sowie auch den großformatigen, etwas bombastischeren Anteilen, die jedoch stark zurückgefahren wurden. Ein Highlight stellte hier das Spock-Thema dar, das die Figur um viele Facetten anreicherte und ihren mythologischen wie kulturellen Background aufnahm.

Doch auch das Klingonen-Thema blieb im Gedächtnis und stellte einen gelungenen Mix aus Horners neuem Ansatz, Goldsmiths Arbeit im ersten und den Klängen aus dem zweiten Fillm dar.

Ein schöner Moment war selbstverständlich auch der Beginn des Films, als man die unterlegte Musik mit einem Voice-Over von Spock hinterlegte; im Deutschen hörten wir an dieser Stelle natürlich den wunderbaren Herbert Weicker.

Die vollständige Introsequenz (auf Deutsch) kann man beispielsweise bei Youtube finden.

Infos

  • Komposition: James Horner
  • Aufnahmejahr: 1984

Das Urteil

James Horner lieferte erneut gute Arbeit ab, wenn sein Score zum dritten Teil den vom zweiten auch nicht toppen konnte. Insbesondere mit der Musik zum Diebstahl der Enterprise sowie dem Spock-Thema und einigen emotional anrührenden Momenten in den ruhigeren Momenten des Films wusste er aber zu punkten.

In der nächsten Ausgabe geht es um die Titelmelodien der drei weiteren Kinofilme der Kirk-Ära.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf www.syfy.de und ist Eigentum von NBC Universal Global Networks Deutschland GmbH. Er wird mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.

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