Analyse

Star Trek: Die klassischen Pilotfilme & wie gut sie waren

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Die Pilotfilme haben über die Jahrzehnte die Richtung für die folgende Serie vorgegeben. Oder doch nicht? Wir schauen sie uns genauer an.

© Paramount

Niemand hätte ahnen können, dass aus dieser kleinen, unbedeutenden Science-Fiction-Serie des Jahres 1966 ein weltumspannendes Phänomen werden würde, das auch über fünfzig Jahre später noch Relevanz besitzt.

So konnte auch bei NBC niemand ahnen, dass irgendwann Menschen (wie dieser Autor) die Pilotfilme verschiedener Star Trek-Serien miteinander vergleichen würden und ausgerechnet der frühste Startpunkt ins Abenteuer restrospektiv und im Vergleich gar keiner war.

Kein Pilot ist auch ein Pilot

Eigentlich hatte Gene Roddenberry das sehr verkopfte Drehbuch zu The Cage auf die Studiobühnen gebracht und daraus einen abendfüllenden Pilotfilm schneidern lassen. Die Bosse beim Sender waren jedoch not amused. Die Dramaturgie war ihnen zu langatmig, die Themen zu komplex und der komische Spock sowie die Frau als erster Offizier mussten auch weg! Dennoch sah man aber auch das Potenzial und beauftragte einen weiteren Piloten.

Diesmal fiel die Wahl auf Where No Man Has Gone Before, William Shatner kam als Kirk an Bord, die weibliche Nummer 1 ging, nur in der Causa Spock blieb der Schöpfer stur. Mit dieser actionreicheren Geschichte sowie den neuen Darstellern und einigen Kniffen verkaufte Roddenberry Star Trek also doch noch.

Als es dann jedoch an die Ausstrahlung ging, hatte NBC ein weiteres Mal eine andere Idee. Man wählte The Man Trap, da man darin eine leicht zugängliche Story sah, die niemanden überforderte. So wurde also die Episode rund um das Salzmonster und McCoys Ex-Liebe zum seichten Auftakt von Star Trek im TV. Vielleicht war es aber gar nicht schlecht, dass man die Zuschauer somit direkt ins Abenteuer stürzen ließ und alles Weitere erst im Verlauf der Serie erklärte. Funktioniert hat es besonders langfristig gesehen ja wenn man ehrlich ist ganz wunderbar.

Schmerz, ich fühle Schmerz

Sagen wir es einmal so: Star Trek hatte keinen echten Pilotfilm, streckenweise hätte man sich rund zwanzig Jahre später bei Star Trek: The Next Generation das gleiche gewünscht. Nein, das ist natürlich übertrieben. Encounter at Farpoint wartete mit einer guten Rahmengeschichte auf, brachte die Figuren kompetent ins Spiel und stellte sie sympathisch vor, bot einen wunderbaren Gegenspieler in Q und dessen Darsteller John de Lancie und lieferte obendrein einen moralischen Konflikt und ein wenig Exotik ab. Für damalige Verhältnisse war der Pilotfilm ein Knüller!

Einzig die teils altbackenen Planetenkulissen und die Heulattacken von Counselor Deanna Troi ließen den geneigten Zuschauer den Aus-Knopf auf der Fernbedienung suchen. Merke: Spielt man neben Patrick Stewart mittelmäßig, kommt man damit vielleicht um ein Haar noch durch. Spielt man neben ihm allerdings schlecht, wird es schnell zappenduster. Das war allerdings nicht allein die Schuld der jungen und wenig erfahrenen Marina Sirtis. Auch die Drehbuchautoren und der Regisseur hätte hier helfend eingreifen müssen.

Doch Schwamm drüber. Encounter at Farpoint legte den Grundstein für eine wunderbare und erfolgreiche Zeit – darüber nach dreißig Jahren zu Lästern ist zwar zugegeben ganz reizvoll, eigentlich aber äußerst unfair.

Die Station am Ende vom Nirgendwo

Für den Ableger der Abenteuer von Captain Picard und seiner Crew ging man neue Wege und wollte einfach erstmal anders sein. Vielleicht zu sehr? Der Pilotfilm Emissary bot eine triste, düstere Station, ein ausgebeutetes und verbittertes Volk, viel Spiritualität, ein totalitäres Regime, Glücksspiel, Ferengi, Streitigkeiten, einen übellaunigen Witwer, der den Job als Kommandant dieses Schrotthaufens nicht wollte und den beliebten Jean-Luc runterputze und schließlich noch philosophische Debatten über Zeit, Raum und Sein.

Keine Frage: Rick Berman war mit seinem Team an dieser Stelle eindeutig ins Risiko gegangen. Vielleicht hatte ihm das für den Rest seiner Karriere dann gereicht? Schaut man sich die weiteren Jahre an, könnte man es fast glauben. Emissary war nicht leicht zugänglich, aber atmosphärisch dicht, spannend und legte viele Grundsteine, die die Serie später prägen sollten. Auch heute ist dieser Pilot noch die rundeste Sache der Trek-Geschichte!

Falsch abgebogen

Nachdem man bei Star Trek: Deep Space Nine um die Ecke gedacht hatte, kehrte man für Star Trek: Voyager zum alten Erfolgsrezept zurück. Diese Entscheidung schlug sich auch auf den Piloten nieder. Die Crew wurde Stück für Stück zusammengesetzt, es gab eine gemeinsame Krise zu meistern und am Ende begab sich das neue Raumschiff auf die große, neue Mission. War das bei der USS Enterprise NCC 1701 und der NCC 1701-D noch das Aufsuchen neuer Orte gewesen, strandete man hier nun gleich an einem solchen exotischen Ort und musste nach Hause zurückkehren.

Mit Action, Humor und schwierigen Entscheidungen begann die Serie fesselnd, aber bei Weitem nicht so ambitioniert wie der Vorgänger, war dabei aber jede Minute unterhaltsam und machte Lust auf mehr. Das größte Problem betraf allerdings die Entstehung, da man mitten in den Dreharbeiten zu Caretaker die Schauspielerin der Janeway austauschen musste. Geneviève Bujold hatte die Arbeit an einer Serie unterschätzt und verließ die Produktion, Kate Mulgrew übernahm und riss Rolle und Serie mit Leidenschaft und Energie an sich: Ein Glücksgriff für Macher und Fans.

Überstürzter Aufbruch

Ich muss zugeben: Ich fand den Auftakt von Star Trek: Enterprise namens Broken Bow im Jahre 2001 richtig cool. Mir gefielen die Schauspieler, das Schiff, die Kulissen, der Humor, die mysteriöse Nebenhandlung um die Finsterlinge aus der Zukunft und sogar der gesungene Vorspann! Ja, damals war ich wirklich angefixt von der neuen Serie aus dem Trek-Universum. Zwar konnten die folgenden Jahre nicht immer diesen ersten Eindruck bestätigen, der Pilot jedoch steht auch heute noch außerhalb jeder Diskussion.

Rick Berman und Brannon Braga waren lebendige Figuren in einem glaubwürdigen Setting gelungen. Außerdem stimmte das Flair und die Serie wirkte frisch. Dennoch durfte man ruhig zugeben, dass die Macher sich schon lange nicht mehr nach der Decke streckten. Erneut mussten die Klingonen herhalten, die Krise war generisch, die Dramaturgie schlicht. Broken Bow war somit eigentlich nur eine aufgepumpte Abenteuerepisode mit hübschen Schauwerten und Witz. In der Summe war das sogar ein ähnlicher Ansatz wie bei Caretaker sechs Jahre zuvor, nur besser.

Salomonisches Urteil

Rein von der Aufmachung her, sind es natürlich insbesondere die neueren Versuche, die auch heute immer noch viel Spaß machen. Schaut man jedoch hinter die Fassade, bleibt speziell Emissary auch 25 Jahre nach der Erstausstrahlung der stärkste und mutigste Versuch, eine neue Star Trek-Serie zu beginnen.

Für alle anderen gilt: Sie waren Kinder ihrer Zeit und starteten ihre Serien kompetent und angemessen. Dass die Qualität dennoch in allen Fällen danach noch nach oben ging, war keine Herabwürdigung der Leistung des Auftakts, sondern schlicht ein Grund zur Freude.

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