Rezension

Star Trek-Episode der Woche

© Paramount

In dieser Rubrik stellen wir euch unsere liebsten “Star Trek”-Episoden vor. Dazu gibt es jeweils eine Rezension.

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Regelmäßig unregelmäßig stellen wir euch hier Star Trek-Episoden aus allen Serien vor, die wir aus unterschiedlichen Gründen herausragend finden und die sich unserer Ansicht nach für einen Rewatch eignen.

Dazu haben wir uns überlegt, euch immer die zugehörige Rezension aus einem unser Sachbücher aus der Reihe Die Star Trek-Chronik zu präsentieren, um euch einerseits den Mund auf die Folge wässrig zu machen und andererseits zu zeigen, was euch in unseren Werken erwartet. Vielleicht können wir ja euer Interesse für unsere Arbeit wecken? Wir würden uns sehr freuen.

Die Episode in dieser Woche ist In the Pale Moonlight (Im fahlen Mondlicht) aus der Serie Star Trek: Deep Space Nine. Die Rezension wurde in diesem Fall von Reinhard Prahl geschrieben und stammt aus Band #5 unserer Sachbuchreihe. Mehr Infos & einen Link zu den Büchern gibt es unten. Doch nun viel Spaß beim Lesen!

The High Ground (Terror auf Rutia IV)

Wenn eine Episode schwierige Fragen aufwirft, aus mehreren Blickwinkeln verhandelt und am Ende den Mut besitzt, kleine einfache Antworten zu liefern, ist Star Trek wieder einmal ganz bei sich.

Inhalt
Die USS Enterprise liefert medizinische Güter an eine Welt, die zwar nicht zur Föderation gehört, aber gute Beziehungen unterhält. Eine Gruppe von Separatisten macht der Regierung durch Terror­akte das Leben schwer. Werden Picard und seine Crew vermitteln können? Oder werden sie vielleicht auf die falsche Seite eines komplizierten Konflikts gezogen?

Schon wieder?
Es wirkt schon ein wenig befremdlich, dass die Enterprise zweimal hintereinander einen Planeten anfliegt, der nicht Teil der Födera­tion ist und sich mit einem internen Problem herumschlägt, das viel komplizierter ist, als es zunächst den Anschein erwecken soll. An dieser Stelle mag man den Machern eine ungünstige Planung der Episoden ankreiden, es darf aber in keinem Fall davon ablenken, was für potenten Stoff wir hier erneut verfilmt bekommen haben.

Dualität
Autorin Melinda M. Snodgrass mag vielleicht nicht die bestmögliche Episode über die Zustände in Nordirland gelungen sein, ihr Blick auf die Probleme mit Terror überzeugt aber dennoch. Finns Aktionen sind zwar durch die Bank weg zu verurteilen, das macht ihn aber nicht zu einem schlichten Bösewicht. Er handelt aus tiefer Frustration, findet, dass seine Ansichten viel zu lange ignoriert und verteufelt wurden, und möchte die Föderation zu einem Statement zwingen. Gewalt ist seine Währung, sein eigener Tod (durch die Nutzung der Technologie) sein eigener Preis. Das Drehbuch macht nie den Fehler, seine Taten in irgendeiner Weise zu rechtfertigen. Finn befindet sich auf dem falschen Weg. Es ist aber interessant zu fragen, warum Menschen wie er tun, was sie tun.

Auf ein noch höheres Level klettert die Episode dadurch, dass wir auch die andere Seite vorgestellt bekommen. Hier fungiert Alexana Devos, die ebenso frustrierte wie verbitterte Anführerin der Anti-Terror-Einheit, als unsere Bezugsperson. Sie ist diejenige, die mit Finns Gewalttaten seit Jahren zu tun hat. Sie sieht die Toten, die Verletzten, die Trauer und den Schmerz. Ihr einziges Ziel: Zivilisten davor zu bewahren, weiterhin zu Zielen zu werden. Wer kann ihr verübeln, dass sie zur Hardlinerin wurde? Am eindringlichsten erleben wir an der Seite von Riker ihre innere Kälte, als sie ein 12-jähriges Kind als Verdächtigen abführen lässt.

Schuldlos
Irgendwo dazwischen steht die bemitleidenswerte Crew der Enterprise, die eigentlich nur Hilfsgüter liefern wollte, durch Unkenntnis aber in einen Konflikt gezogen wurde und mit dem Vorwurf umgehen muss, Partei zu ergreifen. Wobei: Gegen Terroristen Partei zu ergreifen, kann niemand anstößig finden. Die Episode möchte auch gar nicht, dass wir das glauben. Vielmehr erwartet man, dass wir erkennen, wie vielfältig Blickwinkel sein können.

Am besten gefällt dann auch das Ende. Zwar wirkt die Erkenntnis, dass vielleicht ein Kind, das die Waffe nicht abfeuert, eine Veränderung bringen kann, recht gefällig. So richtig mag man aber eben doch nicht daran glauben. Nimmt man es genau, besteht in der Rettung von Crusher und Picard der einzige Erfolg der Episode. Man lässt eine Welt zurück, in der sich zunächst nichts ändern wird. Der Kreislauf der Gewalt muss immer noch durchbrochen werden. Nur weil unsere Freunde von der Föderation vorbeigeschaut haben, ändert sich also nicht zwingend etwas zum Guten. Das Volk wird die eigenen Probleme selbst lösen müssen, vermutlich weiterhin auf die harte Tour.

Somit bleibt es beim eingangs erwähnten Urteil: Auch wenn sicher mehr drin gewesen wäre, erreicht die Episode genug. Wir schauen genau hin, verstehen besser und bleiben mir vielen Gedanken zu einem komplexen Thema zurück. Mission spannend und anregend erfüllt. Dazu gibt’s eine tolle Teamleistung samt Einbeziehung von Wesley und eine der raren Episoden für Dr. Crusher.

Wissenswertes
Achtung, jetzt wird es verrückt. Autorin Snodgrass war unzufrieden damit, dass man ihr die Parallele zu Nordirland aufzwang. Die amerikanische Revolution wäre ihr deutlich lieber gewesen. Ronald D. Moore bezeichnete die Folge als Abscheulichkeit, die bei Weitem nicht das erreicht hatte, was man daraus hätte machen können. Auch Michael Piller war unzufrieden, weil die Message zu simpel war. Brannon Braga sah das Problem darin, dass man eine Folge über Terrorismus machen wollte und sie sich dadurch nicht organisch entwickeln konnte. Manchmal muss man also auch als Fan damit leben, dass man etwas großartig findet, was die Macher verteufeln. Oft genug ist es schließlich auch umgekehrt.

Gastschauspieler Richard Cox absolvierte hier als Finn seinen einzigen Trek-Auftritt, erschuf aber wie der Kollege McCarthy als Danar in der Episode zuvor eine vielschichtige Figur. Gleiches gilt für Kerrie Keane als Alexana Devos. Ohne zwei starke Mimen wie diese wäre die Episode nicht so gut gelungen.

Fazit
Wo es beim ähnlich ambitionierten The Hunted zuvor noch an Abzügen in der B-Note krankte, setzt The High Ground ein fettes Ausrufezeichen. Hier verbindet sich der Wunsch nach einem Aussagewert über Zustände auf der Erde mit einem stimmigen Drama für eine Hauptfigur und einem erneut starken Antagonisten, der sogar noch eine ebenso starke Gegenspielerin präsentiert bekommt. Star Trek sucht mal wieder keine einfachen Antworten und findet dabei viele offene Fragen, die wir für uns auch zukünftig werden klären müssen, idealerweise natürlich besser als in der Vergangenheit unserer Welt. Klasse!

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Die Star Trek-Chronik #3: The Next Generation

Die Star-Trek-Chronik im Verlag in Farbe und Bunt, die ausführlich durch die Entwicklung, Produktionsgeschichte und Nachwehen jeder einzelnen Star Trek-Produktion führt, geht mit der Serie rund um Captain Picard und seiner Crew in die dritten Runde.

Die Autoren Björn Sülter (Es lebe Star Trek) sowie Reinhard Prahl (Es lebe Captain Future) und Thorsten Walch (Es lebe Star Wars, Es lebe Captain Future) haben es sich darin zur Aufgabe gemacht, alle Serien aus dem Trek-Universum intensiv zu beleuchten und jeder ein eigenes Buch zu schenken.

Der dritte Band deckt die Abenteuer der Crew rund um Captain Picard, Riker, Data, Troi, Worf, Dr. Crusher, LaForge, Yar, Wesley Crusher & Co ab. Sieben Jahre lief die Serie höchst erfolgreich und brachte es dabei auf 178 Episoden.

Neben einem Kapitel über die Entstehungs- und Produktionsphase sowie das Casting und die Macher, drehen sich weitere Features um die Aliens der neuen Serie, Fanfilme, neuen Glanz in HD, die weiteren Karrieren der Darstellerinnen, Darsteller & Macher, unverfilmte Drehbücher, die Synchronisation sowie das zweite Leben der Show im Buchsektor. Abgerundet wird das Werk durch ausführliche Rezensionen der Autoren zu allen 178 Episoden mit Einzelbesprechungen, Staffelfazits und vielen Fun Facts. Einen weiteren Höhepunkt stellt das Kapitel “Vom Drehbuch zur fertigen Episode” anhand des Pilotfilms der Serie dar. Zum Abschluss geht es noch um Jean-Luc Picard und die Frage, warum eine Figur wie diese nie aus der Mode kommt.
 
Mit einem Vorwort von Larry Nemecek sowie spannenden Interviews mit Ernst Meincke (zweite deutsche Stimme von Jean-Luc Picard), Rick Sternbach (Senior-Illustrator/Designer), James L. Conway (Regisseur) und Doug Drexler (Make-up-Künstler/Visual Effects Designer). Die Star-Trek-Chronik bringt alle Infos und Fakten zur Serie.

Das Buch gibt es, wie alle anderen Bände, überall dort, wo es gute Bücher gibt oder direkt beim Verlag im Shop. Natürlich versandkostenfrei.

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