Rezension

Sülter fasst sich kurz: Kritik zu Star Trek: Strange New Worlds 1.06 “Lift Us Where Suffering Cannot Reach”

© Paramount

Unser Björn Sülter blickt auf die sechste Episode aus “Star Trek: Strange New Worlds” namens “Lift Us Where Suffering Cannot Reach”.

© Paramount

Endlich ist Paramount+ (und somit auch Star Trek: Strange New Worlds) in Deutschland angekommen. Vielerorts gibt es bereits ausführliche Rezensionen, die jeden Winkel der neuen Serie ausleuchten. Bei uns findet ihr das Kontrastprogramm: die Kurzmeinung unseres Chefs, der – falls gewünscht – die Langfassung dann im Podcast Planet Trek fm an der Seite von Claudia Kern nachliefert.

Also, seid ihr bereit für Star Trek: Strange New Worlds?

Worum geht´s?

Während die Enterprise einem kleinen Schiff zur Hilfe kommt, auf dem sich der Erste Diener der Majalaner befindet, soll dieser entführt werden. Doch was steckt dahinter? M’Benga fragt sich derweil, ob das Volk vielleicht etwas für seine Tochter tun kann und Pike kämpft gegen seine Frisur und mit den Gefühlen für Alora, eine alte Flamme …

Was geht ab?

Was für eine schwierige Kiste! Fast die gesamte Episode ist eigentlich gar keiner großen Besprechung wert. Pike trifft auf eine Ex-Freundin, stammelt rum wie ein Schuljunge und landet schließlich mit ihr im Bett. Uhura nimmt ein paar Stunden Sicherheitstraining bei La’an, Nummer Eins, Spock und Chapel laufen nebenher, Hemmer ist nirgendwo zu sehen und Dr. M’Benga darf zumindest ein wenig die Nebenhandlung um seine kranke Tochter vorantreiben. That´s it!

Zu Besuch auf dem Schiff sind derweil der Erste Diener, ein Kind, sowie seine Eltern Alora und Gamal, die ihn auf seine nahende Thronbesteigung vorbereiten. Alles könnte so unspektakulär und feierlich sein, wenn nicht die Entführungsversuche von offenkundig Verwandten der Majalaner und sogar des biologischen Vater des Buben wären. Wo ist Hercule Poirot, wenn man ihn braucht?

Nein, Spannung kommt hier nie auf. Alles wird wie eine langweilige Bottle Show jeder beliebigen Trek-Serie heruntergekurbelt. Die Dialoge bewegen sich auf Seifenorpern-Niveau, die Musik dudelt mal fröhlich, mal melancholisch vor sich hin und niemand weiß, was all das schnarchige Treiben soll … bis … ja, bis man dahinterkommt, was die Thronbesteigung bedeutet. Der Junge wird an eine Maschine angeschlossen, wo man ihm offenbar unter Schmerzen über Jahre die Energie aussaugen wird, bis er aussieht wie Gollum. Ein Opfer für die Allgemeinheit – seit Jahrhunderten bewährt. Da ist Pike geschockt und lässt sogar seine Ex-Flamme stehen! Schade, dass man bei dieser krassen und fraglos diskussionswürdigen Enthüllung kurz vor knapp schon dreimal selig eingeschlummert ist, weil vorher wirklich gar nichts passiert.

In den letzten Minuten wirft Alora dann noch Fragen danach auf, ob es in der tollen Föderation denn keine Opfer gäbe, keinen Hunger oder kein Leid für Kinder. Doch all das verpufft, weil das Drehbuch sich keinerlei Mühe gibt, irgendwelche dieser Gedanken vorher konkret anzusetzen oder gar zu verhandeln. Und überhaupt: Was haben ihre Worte überhaupt mit der Sache zu tun? Ist Unrecht etwa keines mehr, wenn es woanders auch passiert? Worauf will Alora hinaus? Pike muss da offenbar auch erstmal drüber nachdenken und steht am Ende sprachlos in seinem Quartier. Erfreulich, dass nicht nur seinen Autoren hier die Worte gefehlt haben. So ist die Episode wenigstens in dieser Hinsicht konsequent.

Die Serie liefert also nach fünf starken Folgen einen echten Heuler ab. Aber was soll´s? Sowas hatte schließlich jede Serie von Zeit zu Zeit. Grüße von Spocks Gehirn, Beverlys Lampengeist, Quark in Frauenkleidern, Echsensex mit Paris und Janeway oder der transformierten Crew der NX-01 auf der Suche nach einer alten Zivilisation im Dschungel. Die Beispiele sind vielfältig. Mund abputzen, weitermachen.

gezeichneter, verwirrt schauender Trelane, mit dem Urteil "Hä?"

Fazit

Was ist eine Episode wert, deren Ende wichtig, stark und nachdenkenswert sein könnte, die aber final nichts daraus macht und davor fast fünfundvierzig Minuten darauf verschwendet, eine viel zu klischeehafte, spannungsarme und belanglose Handlung abzuspulen, um uns vollkommen einzulullen? Das ist leider die einzige Frage in Hinblick auf die sechste Episode der ersten Staffel von Star Trek: Strange New Worlds, die eindeutig beantwortet werden muss: Was für ein verschenkter Rohrkrepierer.

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