Rezension

Sülter fasst sich kurz: Kritik zum ersten der Very Short Treks “Skin a Cat”

© Paramount

Björn Sülter schaut sich den ersten der “Very Short Treks” namens “Skin a Cat” etwas genauer an.

© Paramount

Zur Feier der ersten Animationsserie aus den 70er-Jahren, die in diesem Jahr bereits ihren 50. Geburtstag begeht, hat man sich bei Paramount etwas Besonderes ausgedacht. Es entstanden insgesamt fünf sogenannte Very Short Treks, die in nur wenigen Minuten eine kurze Geschichte erzählen.

Der Clou: Legacy-Stars aus einigen Serien wie Jonathan Frakes, Gates McFadden, Celia Rose Gooding, Connor Trinneer, Bruce Horak, Noël Wells, Ethan Peck und sogar George Takei kehren dafür zu ihren ikonischen Rollen zurück. Der Animationsstil wurde für alle fünf Segmente konsequenterweise an den von Star Trek: The Animated Series angelehnt. Eine witzige Idee!

Mit einer Einschränkung kam man aber vorab auch noch um die Ecke. Die Segmente werden ausschließlich online veröffentlicht und laufen explizit außerhalb des Kanons, was sie beispielsweise von den echten Short Treks unterschieden. Warum man bei Paramount diese Entscheidung traf, durfte gespannt abgewartet werden. Heute schauen wir uns den Auftakt mit dem Titel Skin a Cat an.

Die Episode gibt es bei Youtube zu sehen.

Was sehen wir?

Wir tauchen ein in eine typische Szene aus der Classic-Serie, bei der die USS Enterprise (ohne verdammtes A, B, C oder D) mitten in einem Feuergefecht steckt. Kirk und Spock wollen den Rückzug antreten, doch gelingt es dem Captain einfach nicht, einen Befehl zu geben, der niemanden seiner Besatzung verletzt.

So spricht er beispielweise vom Häuten von Katzen oder Brutzeln von Fischen und zieht sich den Zorn aller Anwesenden zu. Am Ende hat er jedoch eine Eingebung, spricht von freier Entfaltung und davon, jedem seine Lebensweise zu lassen. Das zieht jedoch das Interesse eines weiblichen Crewmitglieds auf ihn, die sich offenbar schockverliebt. Kirk möchte die junge Dame dann auch gleich heiraten und das Schiff explodiert.

Was sollen wir sehen?

Oberflächlich betrachtet sollen wir erkennen, wie schwierig es sein kann, die richtigen Worte zu finden. Damit versucht sich die Episode an einem Kommentar auf unsere heutige Zeit, in der es zunehmend wichtig ist, Fettnäpfchen, die früher zu oft und zu leichtfertig hingenommen wurden, zu vermeiden. Dass Kirk dafür wie ein Trottel vorgeführt wird, dem es einfach nicht gelingt, einen simplen Befehl zu geben, nehmen die Macher in Kauf.

Dringt man eine Ebene weiter in die Handlung vor, fällt aber auch auf, dass die Brückenbesatzung ähnlich ungünstig dargestellt wird, da alle sich wegen schlichten Redewendungen (die sie als Aliens nicht kennen) sehr schnell echauffieren. Somit dürfte die gewünschte Aussage darin liegen, dass beide Seiten einer Konversation dafür verantwortlich sind, fair miteinander umzugehen, was natürlich eine Selbstverständlichkeit darstellen sollte, oft aber vergessen wird. Es ist diesem Denken nach nicht genug, mit dem Finger auf den zu zeigen, der etwas falsch ausgedrückt hat, auch die andere Seite sollte sich zumindest hinterfragen und nicht direkt böse Absichten unterstellen.

Funktioniert das?

Da man bereits vorab die Kanon-Frage klärte, darf man all das natürlich nicht zu ernst nehmen. Die Very Short Treks stellen eine Spielerei dar, eine Fingerübung gewissermaßen. Dennoch machte man sich die Mühe, sie überhaupt zu produzieren und dafür auch noch, wie bei einer Anthology-Serie, beliebte Stars zu verpflichten. Somit sollte man zumindest etwas genauer hinschauen dürfen.

Das nicht einmal vier Minuten kurze Segment versucht das Richtige, wählt dabei aber einen Weg, der zumindest zum Stirnrunzeln anregt. Der Humor ist schlicht zu infantil, um für die vermutete Zielgruppe der langjährigen Fans geeignet zu sein. Oder wer sonst sollte sich über eine Rückkehr auf Legacy-Schiffe mit Legacy-Figuren im Animationsstil der 70er-Jahre freuen?

Es ist auch zu hinterfragen, ob die oben angedeutete Aussage wirklich so günstig ist. Natürlich gehören zu einer Konversation immer mehrere Seiten. Dennoch sollte eine Person, die eine andere Person mit ihren Worten verletzt, eben gerade nicht mit einem “nun beruhig dich mal” davonkommen. Man muss die mit einer Beleidigung (sei sie absichtlich oder unabsichtlich erfolgt) verbundenen Gefühle ernst nehmen. Hier ist es eher so, dann man Kirk ständig “Reiss dich zusammen!” und alle anderen “Stell dich nicht so an!” zurufen möchte. Angesichts der gewünschten Aussage zur besseren Verständigung und der Wichtigkeit, Worte mit Bedacht zu wählen, ist das aber sicher nicht das, was die Macher im Sinn hatten.

Am lustigsten ist noch, dass plötzlich Crewmitglieder auf der Brücke auftauchen, die nicht einmal Kirk je zuvor gesehen hat (und die sich offenbar um den Wasserdruck kümmern). Neben all den sprachlichen Fehltritten des Captains, die keinen Preis für Wortwitz gewinnen, erkennt man in dieser Szene am ehesten die Anarchie von Lower Decks, wenn auch nur flüchtig. Der Rest ist zu undefiniert und albern um die eigentlich wichtige Aussage zu tragen, bis hin zum Heiratsantrag mit Warpgeschwindigkeit und der Zerstörung des Schiffes.

Belassen wir es also dabei, dass die Intention vermutlich richtig, die technische Umsetzung (inkulusive des Auftritts von Ethan Peck als Spock) durchaus gelungen, die inhaltliche Ausführung aber zumindest verbesserungswürdig ist.

Wertung in einem Bild

gezeichneter, verwirrt schauender Trelane, mit dem Urteil "Hä?"
Hoch
WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner