Die eigentlichen Stars der verschiedenen Serien waren und sind selbstverständlich die Hauptfiguren von Captain bis zum Schiffsarzt. Dennoch durften auch immer wieder Gastdarsteller die über 700 Episoden veredeln und dabei teilweise für ganz besondere Momente sorgen. Keine Frage: Es gab viele dieser schönen Gastauftritte in 53 Jahren Star Trek!
Ich habe für euch heute fünf ausgewählt, die für uns auf ihre Weise zu den eindrucksvollsten Momenten der Trek-Geschichte gehören.
Als Jim sich verliebte
Joan Collins kennt man in Deutschland insbesondere durch ihre Rolle in der 80er-Jahre-Soap Dynasty (Der Denver-Clan), in der sie zwischen 1981 und 1989 (und im Fernsehnachschlag von 1991) die Alexis Carrington spielte und sich für keine Intrige oder Zickerei zu schade war.
Doch war uns viel früher in ihrer Karriere ein Gastauftritt in einer der vielleicht besten Trek-Episoden aller Zeiten beschieden: The City on the Edge of Forever (Griff in die Geschichte) aus der ersten Staffel der Originalserie Star Trek.
In ihr stellte Collins die Sozialarbeiterin Edith Keeler dar, die nicht nur zur Inspiration für Kirk wurde, sondern auch seine Liebe weckte. Das dramatische Ende der Episode blieb vielen Fans lange (und bis heute) in Erinnerung.
Dabei gelang es der Mimin, eine sensible, nachdenkliche, verträumt-liebenswerte und warmherzige Figur zu erschaffen, die aber ebenso resolut, selbstbewusst und selbstbestimmt daherkam. Für eine Serie der 1960er-Jahre, die eine Handlung aus den 1930er-Jahren zeigte, wahrlich keine Selbstverständlichkeit!
Die britische Schauspielerin ist heute 86 Jahre jung und hat seit ihrer Zeit beim Denver-Clan viele weitere Auftritte in Serien und Filmen absolviert. Zuletzt konnte man sie in The Royals, American Horror Story: Apocalypse und Happily Divorced erleben. Es stehen sogar drei Gastauftritte in – Achtung! – Verbotene Liebe zu Buche!
Fiesling mit fünf Lichtern
Als Folterer des allseits beliebten Captains Jean-Luc Picard in der Doppelfolge Chains of Command (Geheime Mission auf Celtris Drei) der sechsten Staffel von Star Trek: The Next Generation ging Gul Madred, gespielt von David Warner (Star Trek VI: Das unentdeckte Land, Titanic, Planet der Affen) in die Franchise-Geschichte ein.
Wir alle wissen, dass es gar nicht so leicht ist, neben dem britischen Shakespeare-Mimen in einer Szene zu bestehen. In der Regel ist es der Darsteller des Captains nämlich persönlich gewesen, der für die grandiosen Performances zuständig war. Hier jedoch lieferte ihm der Gaststar ein Duell auf Augenhöhe.
Mit Madred erlebten wir einen Mann jenseits uns bekannter Moralvorstellungen, der sogar seine kleine Tochter mit in die Folterkammer brachte und am Ende nicht einmal die Weisung seiner Vorgesetzten akzeptierte und mit seinem perfiden Spiel weitermachte. Unvergessen bleibt auch seine Forderung, Picard möge (fälschlicherweise) anerkennen, dass über dem Schreibtisch fünf Lichter brennen würden. Der Captain hielt dem mit seinem ikonischen “Es sind vier Lichter!” jedoch lange stand.
Dabei wirkte Madred jedoch die meiste Zeit fast in sich ruhend, gebildet, kultiviert und gedämpft. Warner spielte all diese Facetten unter dem bekannt-üppigen Cardassianer-Make-up perfekt aus und lieferte uns Fans damit einen Widersacher für die Ewigkeit.
Duett mit Papa Sarek
Zu Beginn von Star Trek: The Next Generation wollte man der Serie zunächst eine gewisse Eigenständigkeit verleihen, konnte aber dennoch dem Drang nicht widerstehen, im Pilotfilm mit DeForest Kelley einen Darsteller der Ur-Serie als alten Admiral McCoy auftreten zu lassen. Für die Fans war das ohne jede Frage eine ganze wunderbare Sache, blieb aber vorerst die Ausnahme. Mit dem großen Erfolg der Serie jedoch wuchs das Selbstbewusstsein der Macher und sie holten später noch James Doohan (Scotty) und Leonard Nimoy (Spock) an Bord.
Ein weiterer klassischer Charakter jedoch war auch Spocks Vater Sarek, der in den beiden Episoden Sarek (Botschafter Sarek) aus der dritten Staffel und Unification, Part 1 (Wiedervereinigung?, Teil 1) aus der fünften Staffel zu Besuch kam und wie schon innerhalb der Serie und den Kinofilmen von Mark Lenard dargestellt wurde. Dieser hatte innerhalb der klassischen Trek-Serie zuvor schon einen romulanischen Commander verkörpert, was die Macher aber nicht von einer neuerlichen Besetzung als Vulkanier abhielt. Sarek wurde in seiner wiederkehrenden Rolle zum Fanliebling.
Anfang der 1990er-Jahre kam dann die Zeit, als es um die Gesundheit von Gene Roddenberry langsam immer schlechter stand. Die Autoren verarbeiteten diese Entwicklung in ihrer Geschichte um den alten Botschafter Sarek, der bei einem Besuch auf der Enterprise-D die Auswirkungen seiner Demenz zu verbergen suchte. In einem Kampf um emotionale Stabilität erlebten wir Lenard mit einer Glanzperformance, die er auch bei seinem zweite Auftritt weiterführen durfte. Zu diesem Zeitpunkt hatte seine Figur den Kampf jedoch verloren und starb schließlich. In beiden Fällen lebten die Szenen einerseits von der Präsenz des Mark Lenard, wie aber auch vom Zusammenspiel mit Patrick Stewart, der im Umgang mit dieser vulkanischen Ikone eine Sensibilität zeigen durfte, die Picard gut zu Gesicht stand.
Mark Lenard selbst war damals 67 Jahre alt und zeigte einen Monat nach der Ausstrahlung von Unification in den USA noch in Star Trek VI: The Undiscovered Country seinen beliebten (jüngeren und gesunden) Part.
Neben seinen Trek-Auftritten kannte man ihn beispielsweise aus den Serien Kobra, übernehmen Sie und Planet der Affen. Die weise Rolle des Vulkaniers hat ihn jedoch unsterblich gemacht.
Er starb am 22. November 1996 in New York an Krebs, im Alter von nur 72 Jahren und exakt an dem Tag, als in den USA Star Trek: First Contact (Star Trek: Der erste Kontakt) in die Kinos kam.
Tränenschocker-Tony
Der 1954 geborene Anthony Tiran „Tony“ Todd ist schauspielerisch eher der Mann fürs Grobe. Er war Warren in Platoon, der Candyman in Candyman’s Fluch und den Fortsetzungen, ängstigte die Zuschauer als Grange in The Crow und als William Bludworth in den Final-Destination-Filmen. Zudem tauchte er in The Rock oder den Serien Smallville, Babylon 5, Andromeda und Criminal Minds auf. Unter mangelnder Beschäftigung litt Todd also nie.
Auch in Star Trek durfte er mehrere Male seine Visitenkarte abgeben. So verkörperte er Worfs Bruder Kurn in Star Trek: The Next Generation und Star Trek: Deep Space Nine. Und auch wenn er in dieser Rolle deutlich sympathischer daherkam als zu anderen Gelegenheiten, war das noch lange nichts gegen den Auftritt, um den es hier gehen soll.
In The Visitor (Der Besuch), einer Episode der vierten Staffel von DS9, spielte Tony Todd einen gealterten Jake Sisko, der nach dem Verlust seines Vaters als gebrochener Mann mit seinem Schicksal und dem Leben haderte. Und wie er das tat! Zunächst hatte man sogar überlegt, den etatmäßigen „Jake“ Cirroc Lofton die Rolle mit dem entsprechenden Make-up selber spielen zu lassen. Wenn man jedoch sieht, was Todd an Emotionen aus dem Drehbuch hervorzauberte, darf man getrost froh über die Entscheidung sein, Lofton diese Chance verwehrt zu haben.
Tony Todd rührt auch heute noch zu Tränen mit der Darstellung eines Mannes, der nie über den Verlust seiner wichtigsten Bezugsperson hinweggekommen und dessen Leben in der Folgezeit wie ein Film an ihm vorbeigerauscht war. Ganz großes TV!
Ganz aktuell war und ist Tony Todd übrigens in The Flash, Riverdale und The Orville zu sehen. Für den inzwischen 64-Jährigen hat sich in dieser Hinsicht also nichts geändert: Er ist und bleibt im Geschäft. Die Rolle als Jake Sisko könnte aber eine der eindringlichsten und schönsten seiner Karriere bleiben.
Abschied von einem Großen
Zum Schluss erinnern wir uns noch einmal an einen Schauspieler, der nicht nur für die Rolle, um die es jetzt gehen soll, sondern auch für viele andere innerhalb und außerhalb des phantastischen Bereichs in Erinnerung bleiben wird.
Andreas Katsulas war ein amerikanischer Schauspieler mit griechischen Wurzeln, der bereits in den 1960er-Jahren erstmals vor der Kamera stand. Gerne erinnern wir uns an Auftritte in Filmen wie Auf der Flucht mit Harrion Ford und Der Sizilianer oder in Serien wie Max Headroom.
Unvergessen bleibt er jedoch für seine Rollen in Star Trek und Babylon 5. Im Universum des J. Michael Straczynski spielte er in fünf Staffeln und Fernsehfilmen den Narn G`Kar, der nicht nur eine grandios geschriebene Figur und mit einem kreativen, detailreichen Make-up gesegnet war, sondern von Katsulas auch brillant zum Leben erweckt wurde. Neben seinem Freund und Kollegen Peter Jurasik als Londo spielt er sich wiederholt in einen Rausch.
Schon vorher hatte er allerdings das Roddenberry-Universum besucht und war mehrmals als Romulaner Tomalak zu sehen gewesen.
Nachdem er 2002 das letzte Mal als G`Kar aufgetreten war (Babylon 5: The Legend of the Rangers), kehrte er 2003 auch noch einmal zu Star Trek zurück. Als Captain Drennik in der Episode Cogenitor aus der zweiten Staffel von Star Trek: Enterprise durfte er die meiste Zeit an der Seite von Scott Bakula spielen und deutlich weniger Make-up zur Schau tragen als sonst. Seine Figur mag man innerhalb der starken Episode allerdings gar nicht einmal als essenziell ansehen. Auch fiel Katsulas schauspielerisch kaum auf, wenn man die Leistung mit seinen anderen, exzentrischeren Figuren vergleicht.
Was Captain Drennik jedoch innewohnte, war eine Herzlichkeit, Freundlichkeit, intellektuelle Reife und Wärme, die auch Katsulas als Menschen ausmachte. Wer ihn einmal live erlebt hat, wird dies ohne Probleme bestätigen können. Somit spielte er sich zum Schluss fast selbst. Ein wunderbarer letzter Gruß an das Publikum des phantastischen Genres.
Neben einem Auftritt in NYPD Blue im gleichen Jahr war dies nämlich die letzte Rolle für Katsulas. Er starb am 13. Februar 2006 im Alter von nur 59 Jahren in Los Angeles an Lungenkrebs. Live in starlight, Mr. Katsulas.
Dieser Artikel erschien ursprünglich auf www.syfy.de und ist Eigentum von NBC Universal Global Networks Deutschland GmbH. Er wird mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.