Sülters Woche

Sülters Woche #002: Ein Tweet, der stutzig macht

Björn Sülter hält ein Modell der Raumstation DS9 vor seinem Gesicht

Im zweiten Teil seiner Kolumnenreihe befasst sich Björn Sülter diesmal mit einem Tweet, der beachtenswert war.

© Fotoscheune

Oh, ist die Woche schon wieder um? Dann wollen wir doch mal schauen, was in der Trek-Welt so los war.

In Terry we trust

Die zweite Staffel von Star Trek: Picard liegt hinter uns. Und so gut und dynamisch sie begonnen hatte, so stieg leider auch Woche für Woche erneut der Frustlevel. Anstatt sich auf irgendetwas zu konzentrieren, öffnete man (wie im ersten Jahr) Storyfass um Storyfass, ohne die adäquaten Deckel zum Verschließen vorrätig zu haben. Das Ende vom Lied: Auch diese zehn Episoden lange Geschichte wirkte nicht wie aus einem Guss. Auch diesmal zerfaserte vieles und ergab zu wenig Sinn. Kurzum: Es fehlte an allen Ecken und Enden an dramaturgischer Finesse.

Doch wie kann das sein, angesichts des Showrunners Terry Matalas, auf den viele so große Hoffnungen gesetzt hatten? Der Mann hat bereits bewiesen, dass er komplexe Stoffe im Griff behält und die Bedeutung von Storyaufbau versteht. 12 Monkeys gilt hier als ultimatives Beispiel.

Um uns einen Reim darauf machen zu können, müssen wir uns einen Tweet aus dem April etwas genauer anschauen, der zunächst recht unauffällig wirkte, im Nachhinein aber an makaberer Bedeutung gewinnt.

Die Kollegen von TrekMovie fragten sich also, wie man mit den beiden parallel produzierten Staffeln 2 und 3 umgegangen sei, insbesondere in Hinblick auf die im April verkündete Reunion der TNG-Stars, die bestimmt eine große Aufmerksamkeit nötig machte.

Matalas antwortete darauf, dass er sich ab Mitte der zweiten Staffel bereits um die dritte gekümmert habe. Akiva Goldsman (sein Co-Showrunner) hätte dann die restliche zweite in den sicheren Hafen gesteuert.

Nun mag man über Akiva Goldsman denken wie man möchte. Der Mann hat schon oft bewiesen, dass er schreiben kann (Fringe, Die Jury, I, Robot, I am Legend, A Beautiful Mind). Ebenso hat er aber auch schon gelegentlich das Gegenteil bewiesen (Batman & Robin, Lost in Space). Seit er bei Star Trek aktiv ist, folgt er leider primär letzterem Gleis. Ich sage nur: klingonischer Doppelpenis.

Doch was bedeutet der Tweet nun? Handelt es sich um eine schlichte Information, oder steckt mehr dahinter? Nach den ersten beiden ausgezeichneten Episoden hielt sich der Qualitätslevel nämlich noch mindestens zwei Folgen lang. Erst dann begann das Konstrukt merklich zu bröckeln. Wollte Matalas also vielleicht durch die Blume zum Ausdruck bringen, dass er an dem weiteren Verlauf keine Schuld trägt? Oder ist diese Interpretation zu böswillig?

Vermutlich. Denn ist es sehr unwahrscheinlich, dass Terry Matalas am Ast sägen würde, auf dem er sitzt. Auch kann man ihm rhetorisch in seinem Tweet nichts vorwerfen. Im Gegenteil. Er preist Goldsman und das Team und lässt keinen Zweifel an der hohen Qualität ihrer Arbeit. Dennoch bleibt der Zeitpunkt und die Information an sich. Ab hier war ich raus. Seht selbst, was das bedeutet. Wenn das der Subtext war, hat er in jedem Fall ins Schwarze getroffen.

In Terry we trust (again)

Immerhin wissen wir inzwischen, dass unser (für den Moment) verhinderter Golden Boy für die dritte Staffel wirklich vollständig und alleine verantwortlich sein wird. Er wird sich daran messen lassen müssen. Bis zum nächsten vielsagenden Tweet. Und was tun wir derweil? Wir bauen wieder mal Hoffnung auf; egal, ob wir dafür (erneut) unser Gehirn resetten müssen: Die Hoffnung stirbt schließlich nie!

In diesem Sinne: Auf eine weitere trekkige Woche. Wir lesen uns!

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