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Trekkies 2: Auf ins europäische Star Trek-Fandom!

© Paramount

Thorsten Walch beleuchtet den zweiten Teil der Fan-Doku “Trekkies”.

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Obwohl die Fun-Dokumentation Trekkies 1999 summa summarum recht erfolgreich veröffentlicht werden konnte, war lange Zeit keine Rede von einer Fortsetzung. Erst relativ kurzfristig erfuhr die Fan-Szene in den frühen 2000er-Jahren, dass man tatsächlich an Trekkies 2 arbeitete, und etwas später kam auch heraus, worum es in Teil 2 gehen würde.

Nachdem man sich im ersten Film mit dem US-Fandom des Star Trek-Franchises und einigen der herausragendsten seiner Angehörigen gewidmet hatte, wollte man sich diesmal das europäische Fandom vornehmen – mit Schwerpunkt auf dem deutschen, das nach dem amerikanischen als eines der aktivsten der Welt gilt.

Gleiche Stelle, gleiche Welle – fast jedenfalls

Ein Kritikpunkt mancher »Betroffener« an Trekkies war gewesen, dass man sich für die Doku größtenteils ausgesprochene Extrembeispiele der Spezies des »Gemeinen Trekkies« herausgesucht hatte wie die stets in Star Trek-Uniform auftretende Whitewater-Jurorin Barbara Adams oder den Lifesize-Modellbauer Rich Kronfeld mit seinem funktionstüchtigen Captain-Pike-Rollstuhl (siehe die Rezension zu Teil 1).

Die Star Trek-Fangemeinde, so besagten Kritiken weiter, werde dadurch verzerrt-verallgemeinernd dargestellt und in das zweifelhafte Licht von Spinnern gerückt. Das gedachte man bei Trekkies 2, der erneut von Roger Nygard (Six Days in Roswell) inszeniert, von »Tasha Yar« Denise Crosby moderiert und auch sonst vielfach den gleichen Leuten wie bei Teil 1 verwirklicht werden sollte,zu ändern und man visierte eine realistischere Berichterstattung an.

Da man sich aber bei alledem auch wie bereits gesagt vorwiegend auf das europäische Star Trek-Fandom konzentrieren wollte, ging man – neben zu anderen Schauplätzen – für die Dreharbeiten auf die FedCon.

Die deutschen Star Trek-Fans

Die FedCon, das braucht man keinem Star Trek– und mittlerweile auch anderweitigen Science-Fiction- und auch sonstigen Phantastik-Fan zu erklären, ist die bekannteste deutsche Convention überhaupt, deshalb war es nur folgerichtig, dass Nygard und sein Drehteam dort aufschlugen – genaugenommen auf der FedCon XI, die vom 2. bis zum 4. Mai des Jahres 2003 im Maritim-Kongresszentrum in Bonn stattfand und auf der man Vaughn Armstrong, Linda Park und John Billingsley (Admiral Forrest, Hoshi Sato und Dr. Phlox aus Star Trek: Enterprise), Nana Visitor und Cirroc Lofton (Major beziehungsweise Colonel Kira und Jake Sisko aus Deep Space Nine), Marina Sirtis (Counselor Troi aus The Next Generation) und Ethan Phillips (Neelix aus Voyager) neben Gästen aus anderen bekannten Franchises als Vertreter der Star Trek-Welt live erleben konnte.

Denise Crosby fungierte auf der Convention übrigens nicht als Gaststar, sondern gehörte offiziell zum Trekkies 2-Filmteam. Wie es sich für eine echte Star Trek-Dokumentation gehört, kamen selbstverständlich im späteren Film auch mehrere der prominenten Gäste zu Wort, doch wie der Titel schon sagte und es im ersten Film schon der Fall gewesen war, sollte es in erster Linie um ihre Fans gehen. Man suchte sich tatsächlich einige der bekanntesten der damaligen Zeit heraus, darunter den »deutschen Spock« Willi Wiegand, der dem zu dieser Zeit noch lebenden Originaldarsteller Leonard Nimoy wie aus dem Gesicht geschnitten war und außerdem die Mimik und Gestik der Figur in exakt der gleichen Weise vollführen konnte oder der berühmte SF-Reporter Robert Vogel.

Ebenfalls kurz zu sehen war ein klingonischer Weihnachtsmann, der mit dröhnender Stimme verkündigte, dass nur unartige Kinder Geschenke vom »Klingolaus« zu erwarten hätten (und mit dem angeblich weitere Szenen zusammen mit Denise Crosby abgedreht worden waren, die jedoch leider keinen Eingang in den fertigen Film fanden). Doch auch weit weniger auffällige Star Trek-Fans erhielten die Gelegenheit, ihre Begeisterung für das zu dieser Zeit noch nicht ganz 40-jährige Science-Fiction-Phänomen kundzutun und die Gründe dafür näher zu erläutern.

Trekkies in einem gebeutelten Teil der Welt

Doch auch nach Novi Sad in Serbien führte der Weg des Filmteams von Trekkies 2. Das malerische Land auf dem Balkan erholte sich damals gerade erst von der schrecklichen insgesamt zehnjährigen Serie von Bürgerkriegen, die von 1991 bis 2001 getobt hatte und viele Menschenopfer forderte. Hier wurde ein aktiver junger serbischer Trekkie interviewt, der als Mitglied der inländischen Science-Fiction-Gesellschaft Photon Tide die allererste Star Trek-Convention mit der Bezeichnung TREK>NS dort mitorganisiert hatte, auf der Denise Crosby als Gaststar auftrat. Das hierbei entstandene Filmsegment, das die große Herzlichkeit der Menschen in dem kriegsgebeutelten Land zeigt, gehört zu den ergreifendsten im gesamten fertigen Film.

Star Trek auf der Kanzel

Eine weitere bemerkenswerte Begegnung hatte das Filmteam bei seinem Besuch in Italien: Der katholische Geistliche Bernie Carman besitzt ein Star Trek-Uniformshirt mit Priesterkragen und hält bisweilen Gottesdienste auf Star Trek-Conventions ab, die sich recht regen Zulaufs erfreuen sollen.

Leider gab es keine anschließende Stellungname der katholischen Kirche: Es wäre definitiv hochinteressant gewesen zu erfahren, wie man seitens des Heiligen Stuhls (auf dem damals noch Papst Johannes Paul II. saß) auf die ungewöhnliche Vorliebe seines Gemeindehirten reagierte.

We all live on the Starship Enterprise

Der Brite Tony Alleyne hingegen lebt in Star Trek – im wahrsten Sinne des Wortes: Für einen fünfstelligen Betrag britischer Pfund baute er seine komplette Eigentumswohnung im TNG-Stil um -einschließlich teilweise funktionstüchtiger Lichtelemente und diverser anderer technischer Gimmicks.

Dass er (zumindest privat) größtenteils in einer entsprechenden Uniform herumläuft, versteht sich dabei fast schon von selbst. Das Apartment wurde später zu einem hohen Betrag weiterverkauft.

Alte Bekannte

Auch gab es in Trekkies 2 ein Wiedersehen mit alten Bekannten aus dem ersten Film: Die im Whitewater-Prozess eingesetzte Schöffin Barbara Adams, die ihre Dienstpflichten grundsätzlich in ihrer Next Generation-Uniform erfüllt, wurde noch einmal näher beleuchtet und nicht mehr so wie in Trekkies als eine Art bizarres Kuriosum gezeigt, sondern als durchaus reflektierte und hochintelligente Frau, die im Grund genommen alles andere als eine realitätsferne Spinnerin ist – sondern eben eher liebenswert schrullig.

Auch der zu Zeiten des ersten Films noch im Teenie-Alter befindliche Gabriel Köerner tritt erneut auf. Während der Dreharbeiten zu Trekkies 2 bereits über 20 Jahre alt sprach er über den damaligen Beginn seiner Karriere als professioneller Trickeffekt-Spezialist, die soeben richtig in Fahrt zu kommen begann.

We sing the Trek!

Ein weiterer Punkt bei Trekkies 2 ist die Vorstellung mehrerer Star Trek-bezogener Musik-Acts: So lernen wir die Band Warp 11 kennen, eine Independent-Rockgruppe aus dem kalifornischen Sacramento, deren Song-Texte sich ausschließlich um Star Trek drehen.

Einer der berühmtesten Titel von Warp 11, welche die Stilrichtungen Alternative, Classic Rock, Punk, Country und Blues abdecken, ist Everything I Do, I Do with William Shatner, der es sogar in die Show Comedy Central Roast of William Shatner im Jahr 2006 schaffte. Ebenfalls im Punk-Bereich angesiedelt ist die Band No Kill I (basierend auf der berühmten Botschaft aus der TOS-Episode The Devil in the Dark/Horta rettet ihre Kinder), von der Songs wie Tranya oder Starfleet up my Butt stammen.

Auch gibt es einen kleinen Einblick in die Filk-Szene, zu der auch die Musikerin Leslie Fish gehört, welche zu den bekanntesten Interpretinnen dieses Star Trek– und anderweitig Fantastik-orientierten musikalischen Bereiches zählt.

Wie viel ist zu viel?

… lautete der deutsche Untertitel von Trekkies 2 (»How much is too much?« im Original)nach der hiesigen DVD-Veröffentlichung am 20. Januar 2005 (die US-DVD war bereits vier Monate zuvor am 31. August 2004 erschienen, nachdem der Film im April diesen Jahres auf dem Newport Beach International Film Festival seine Premiere gefeiert hatte).

Es ist fraglich, ob es dieses Zusatzes wirklich gebraucht hat, da er zumindest einen Teil des eigentlichen Ansinnens der Filmemacher wieder zunichtemacht: Nämlich zu zeigen, dass die titelgebenden Trekkies trotz ihrer sicherlich nicht ganz alltäglichen Vorlieben im Grund genommen meist liebenswerte und bei alledem ganz normale Menschen sind, deren Interessen über einen gewissen deutlich allgemeineren Ereignishorizont hinausgehen.

Doch vergällen ließen sich die meisten Zuschauer die Doku-Fortsetzung hierdurch nicht. Zwar ist es sicherlich übertrieben zu behaupten, dass Trekkies 2 Trekkies bei weitem übertrifft (wie hier und da geschehen), doch kann auch Teil 2 durchaus Schritt halten. Trotz aller Bemühungen um Seriosität kommt auch hier der Comedy-Faktor nicht zu kurz (ein Lachen muss schließlich nicht immer ein abschätziges oder spöttisches Lachen sein), und vor allem als Zuschauer, der Veranstaltungen wie die FedCon bereits besucht hat und noch immer besucht, wird man sicherlich ein Gefühl des Nachhause-Kommens bei Trekkies 2 verspüren.

Insbesondere Fandom-Insider wie (nun ja…*hüstl*) der Rezensent können bei den Sequenzen, die in Deutschland gedreht wurden, sicherlich das eine oder andere bekannte Gesicht, wenn nicht gar möglicherweise 11 Sekunden lang sich selbst erblicken (und sich hinterher darüber scheckig freuen, dass es ihr kurzer Monolog sogar auf die Soundtrack-CD zum Film geschafft hat), und alles in allem sind Trekkies und Trekkies 2 bis heute für einen amüsanten Filmabend, am besten in passender gleichgesinnter Gesellschaft gut.

Trekkies 3 …?

Obwohl immer wieder einmal die Rede davon war, es könne eventuell einen dritten Film rund um die Fans des Roddenberry’schen Universums geben, so ist es doch bis heute niemals dazu gekommen. Das mag sicherlich daran liegen, dass relativ kurz nach der Veröffentlichung von Trekkies 2 eine Flaute in Sachen Star Trek einsetzte, die erst 2009 mit der Veröffentlichung von J.J. Abrams‘ Film-Reboot allmählich endete. Wer weiß, vielleicht erwartet uns in der Zukunft ja noch ein dritter Trekkies-Film… möglich ist schließlich immer alles.

Woher nehmen?

So wie der erste Trekkies-Film ist auch Teil 2 bei seiner Vertriebsfirma Paramount (Universal Pictures) als DVD nicht mehr erhältlich und ist auch schwerer zu bekommen als der noch relativ einfach zu besorgende erste Film – auch ist, so wie bei diesem, nicht mit einer Blu-ray-Veröffentlichung zu rechnen. Allerdings kann zumindest Teil 2 in der kostenpflichtigen Sektion von Amazon Prime zu einem recht moderaten Preis digital erworben werden.

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