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Trekkies: Die bunte Welt der (amerikanischen) Star Trek-Fans

© Paramount

Thorsten Walch beleuchtet den ersten Teil der Fan-Doku “Trekkies”.

© Paramount

Dass die Anhänger des Star Trek-Großfranchises die einzige Fangruppe sind, die einen Eintrag in das altehrwürdige Oxford English Dictionary erhalten haben, ist ja gerade unter ihnen selbst eine bestens bekannte Tatsache.

Aber da Trekkies nun einmal in der Natur der Sache liegend höchst Film- beziehungsweise Serien-affin sind, überrascht es sicherlich nicht, dass es auch gleich zwei eigene Filme über sie gibt, die ihnen außerhalb ihres großen Tabernakels Star Trek gewidmet sind: Die Rede ist natürlich von Trekkies und Trekkies 2, die inszeniert von Roger Nygard und produziert unter anderem von Tasha Yar-Darstellerin Denise Crosby aus Star Trek: The Next Generation in den Jahren 1997 und 2004 herauskamen.

Leider erfuhren diese beiden höchst amüsanten Einblicke in zunächst das amerikanische und danach das europäische (mit Schwerpunkt auf dem deutschen) Star Trek-Fandom besonders in den letzten Jahren längst nicht mehr die Beachtung, die sie verdient gehabt hätten. Werfen wir also nacheinander einen etwas ausführlicheren Blick auf die zwei spaßigen Dokus und beginnen natürlich mit Teil 1.

Worum geht’s?

Naja – wie der Titel schon sagt um Trekkies natürlich, Star Trek-Fans, deren Begeisterung für das Roddenberry’sche Universum je nachdem ein klein wenig oder ganz erheblich stärker ausgeprägt ist als bei normalen Fernseh- oder Kinozuschauern der Fall. Mehr darüber muss an dieser Stelle mit ziemlicher Sicherheit nicht erwähnt werden, da zumindest der Großteil der Leser dieses Artikels zu dieser ganz besonderen Personengruppe gehören dürfte.

Und so stellt der Film Trekkies einige der außergewöhnlichsten amerikanischen Vertreter der Spezies vor: Den Zahnarzt Dr. Denis Bourguignon etwa, dessen Praxis im Design der U.S.S. Enterprise-D aus The Next Generation eingerichtet ist und der in seiner Freizeit gern im Data-Cosplay Conventions besucht; die Schöffin Barbara Adams, die in eine rote TNG-Uniform gekleidet ihren Dienst während des Whitewater-Prozesses gegen den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton antrat; Hobby-Modellbauer Rich Kronfeld, der sich eine funktionstüchtige Nachbildung des Rollstuhls von Captain Pike aus der TOS-Doppelfolge The Menagerie (Talos IV: Tabu) baute und darin auf Paraden mitfuhr sowie den damals gerade einmal 15-jährigen Gabriel Köerner, der in späteren Jahren dank seiner Star Trek-Leidenschaft selbst zum Trickeffektspezialisten avancierte und unter anderem an Star Trek: Enterprise, dem Reboot von Battlestar Galactica sowie dem Film Speed Racer mitarbeitete.

Hinzu kommen unterschiedlich lange Interview-Sequenzen mit einem Teil des Produktionsstabes und der Schauspieler der damals vier Serien (die Abenteuer der Voyager waren damals die aktuelle Serie), darunter James »Scotty« Doohans hochemotionale Schilderung, wie er einen suizidgefährdeten weiblichen Fan einmal zu allen möglichen Conventions lockte und dadurch vom Selbstmord abhielt sowie eins der letzten Interviews mit »Dr. McCoy« DeForest Kelley, der 1999 verstarb.

Dazu kommen unterhaltsame Einspielungen unter anderem von der Fantasticon in Los Angeles, die vom mittlerweile verstorbenen Star Trek-Schauspieler William Campbell (Squire Trelane in The Squire Of Gothos (Tödliche Spiele auf Gothos) und Captain Koloth in The Trouble With Tribbles (Kennen Sie Tribbles?), beide aus der klassischen Originalserie) organisiert wurde und in denen auch weniger außergewöhnliche Trekkies als die bereits beschriebenen zu Wort kommen.Die Moderation des Ganzen übernimmt, wie schon eingangs erwähnt, Denise Crosby.

Verrückte Dokus

Regisseur Roger Nygard (geboren 1962) war auch außerhalb von Trekkies für seine ungewöhnlichen Filme bekannt, zu denen mindestens eine weitere abgedrehte Dokumentation gehörte, nämlich der Film Six Days In Roswell, welcher noch vorher gedreht, jedoch erst danach veröffentlicht wurde. Hier ging es um das Festival zum 50. Jubiläum des angeblichen UFO-Absturzes in der Kleinstadt in New Mexico, die aus den sich daraus entsponnenen Halbwahrheiten und Verschwörungstheorien zu einem Mekka für UFO-Gläubige aus der ganzen Welt wurde. Übrigens trat auch in Six Days In Roswell Star Trek-Live-Action-Modellbauer Rich Kronfeld mit seinem Captain-Pike-Rollstuhl auf.

Nygard und Denise Crosby (die Trekkies zusammen mit WK Border, Michael Leahy, Scott Nimerfro und Joel Soisson auch produzierte) hatten sich 1991 bei ihrer ersten Zusammenarbeit an der unabhängig produzierten Komödie High Strung (Eine Nervensäge) mit dem jungen und noch weitgehend unbekannten Jim Carreyin der Hauptrolle kennengelernt, in dem Crosby die Rolle der Melanie spielte. Während der Dreharbeiten war Denise Crosby auf die Idee für einen großangelegten Dokumentarfilm über das Star Trek-Fandom gekommen und hatte den Regisseur dafür begeistern können, sodass es ab der zweiten Hälfte der 90er-Jahre zu dessen Realisierung kam.

Ein Fest für Fans

Das Budget in Höhe von 375.000 US-Dollar war indes eher schmal und kam nicht einmal in die Nähe von dem, was man für reguläre Star Trek-Episoden aufwandte. Allerdings erforderte ein solcher Dokumentarfilm auch bei Weitem nicht den gleichen Aufwand, da als Drehorte neben Conventions und hier und da den Wohnzimmern der Interviewpartner keine aufwändigen Kulissen hergestellt werden mussten.

Als Produktionsgesellschaft diente Paramount Classics, später umbenannt in Paramount Vantage und 2013 aufgelöst, eine eher auf Independent-Niveau realisierte Filme spezialisierte Tochterfirma des Medienmultis – Trekkies war der erste von Paramount Classics präsentierte Film. Zunächst wurde der unterhaltsame Streifen ab Herbst 1997 lediglich auf verschiedenen Festivals gezeigt, erst ab dem 21. Mai 1999 kam er USA-weit in die Kinos und lief damals in direkter Konkurrenz zu Star Wars: Episode I – The Phantom Menace (Die dunkle Bedrohung) – wie dieses »Rennen« ausgegangen sein mag, kann man sich unschwer denken.

Dennoch wurde Trekkies ein ausgesprochener Achtungserfolg bei seiner vorrangigen Zielgruppe, für die das Filmchen ein willkommenes Zubrot zu den damals veröffentlichten neuen Serienfolgen und Kinofilmen war. Zumindest konnte Trekkies seine ohnehin schon nicht sonderlich hohen Kosten wieder hereinholen. Die im November 1999 veröffentlichte US-DVD verkaufte sich weitere Male ordentlich und dürfte sicherlich unter etlichen Trekkie-Christbäumen in diesem Jahr gelegen haben.

In good‘ ol‘ Germany …

… dauerte es fast satte vier Jahre, bis Trekkies ohne vorherigen Kinoeinsatz am 8. September 2003 auf DVD veröffentlicht wurde. Obwohl der ganz große Star Trek-Boom in Deutschland in dieser Zeit bereits am Abflauen war, kauften zumindest die titelgebenden Trekkies den Film in nicht unbefriedigender Zahl: Dies hing sicherlich auch damit zusammen, dass man zu dieser Zeit bereits Trekkies 2 angekündigt hatte, der in weiten Teilen in Deutschland realisiert wurde. Aber wir wollen nicht vorgreifen, das ist ein Thema für einen eigenen Artikel. Jedenfalls traf man sich in den heimischen Wohnzimmern der hiesigen Star Trek-Fangemeinde zu spaßigen Filmabenden mit der Doku.

Und wie isses?

Trekkies feiert in diesem Jahr seinen 25. Geburtstag. Mittlerweile gibt es etliche Star Trek-Dokumentationen auch in deutscher Sprache, zuletzt die vom bekannten Comedian Bastian Pastewka (seines Zeichens selbst ein bekennender Trekkie) präsentierte und gesprochene 8-teilige Inside Star Trek: Hinter den Kulissen des Enterprise-Universums von 2021.

Als Trekkies herauskam, war noch Star Trek: Raumschiff Voyager die aktuellste Serie, und von Enterprise, dem Kino-Reboot und ganz zu schweigen Discovery, Picard, Lower Decks, Prodigy und Strange New Worlds war weit und breit noch nichts zu sehen, und was das Wort »Streaming« bedeutet, wäre jedem danach Befragten schleierhaft gewesen. Das, was einem Trekkies als brandneue, auf dem Franchise basierende Technologie präsentiert, findet sich vielfach heute nur noch irgendwo als Elektroschrott, und überhaupt leben schon viele der Interviewten heute gar nicht mehr oder haben sich aus dem Bereich Star Trek zurückgezogen. So ist das nun mal leider mit solchen veralteten Sachen.

Aber lassen wir doch endlich das Meckern bleiben: Natürlich merkt man Trekkies sein Alter deutlich an, wenn man sich die Doku heutzutage anschaut. Aber die Grundessenz dessen, um was es in dem Filmchen geht, ist bis heute erhalten geblieben: Noch immer gibt es sie, die Scharen fröhlicher Fans, die sich ihr Hobby nicht von solchen unerfreulichen Gegebenheiten wie der Realität vermiesen lassen und begeistert ihre Cosplays anlegen, um in die Rollen von Spock, Picard, Janeway, Riker, Deanna Troi, Major Kira oder aber auch frei erfundener Figuren zu schlüpfen und auf Conventions und bei anderen ähnlichen Gelegenheiten ihren Spaß zu haben.

Und um diese Leute und um die, die sie dabei so heiß verehren, geht es in Trekkies, und das ist glücklicherweise absolut gleichgeblieben. Natürlich ist das Ganze bei alledem stets plakativ gehalten: Wenn etwa (der übrigens keineswegs an einer erkennbaren Gehbehinderung leidende) Rich Kronfeld in seinem Captain-Pike-Rollstuhl durch die Gegend kutschiert oder Schöffin Barbara Adams im Brustton der Überzeugung »I’ll wear my uniform!« (»Ich werde meine Uniform tragen!«) verkündigt, dann hat das schon etwas offen Skurriles, auch wenn man sich selbst als Bestandteil der Star Trek-Fanszene beim einen oder anderen Punkt ertappt fühlen mag (eine Uniform haben wir schließlich (fast) alle).

Doch ist dies andererseits auch dem Unterhaltungsaspekt geschuldet, den das Ganze schließlich haben muss, um wahrgenommen zu werden. Lehnen wir uns also einfach zurück, schauen uns Trekkies noch einmal an und genießen wir das je nachdem leisere oder lautere aufkommende Gefühl, dass wir zu diesem Haufen dazugehören, um den es da geht – mal mehr, mal weniger.

Wo kann man Trekkies sehen?

Da wird es momentan leider eher schwierig. Wie bereits erwähnt erschien Trekkies im Herbst 2003 auch hierzulande bei Paramount (Universal Pictures, der damalige Hersteller) auf DVD, doch ist diese schon seit etlichen Jahren vergriffen. Da bleibt nur das wachsame Auge auf Filmbörsen oder Flohmärkten sowie die allseits bekannten Internet-Auktionshäuser, bei denen die DVD mitunter zu durchaus akzeptablen Preisen angeboten wird.

Eine Veröffentlichung im verbesserten Blu-ray-System oder dem mittlerweile gängigen Streaming gibt es zumindest derzeit (noch) nicht, doch wäre es durchaus im Bereich des Möglichen, dass Trekkies Bestandteil des Contents von Paramount+ sein wird. Allerdings gibt es einen weiteren – wenn auch geringen! – Hoffnungsschimmer: Das amerikanische Label Shout! Factory veröffentlichte Ende Mai 2022 zum 25. Jubiläum von Trekkies eine Blu-ray-Edition, die neben dem re-masterten und aufpolierten Film auch das neue Feature A Trek Back enthalten wird, in der Regisseur Nygard und Produzentin und Moderatorin Denise Crosby an die Drehorte von Trekkies zurückkehren.

Einziger Wermutstropfen: Eine deutsche Ausgabe der Blu-ray ist bisher leider nicht angekündigt und für das Abspielen der US-Scheibe benötigt der Fan das entsprechende Heimkino-Equipment. Allerdings ist die Veröffentlichung auch hier bei uns dennoch nicht ausgeschlossen – da ist nun erst einmal schlicht Geduld gefragt. Und bis dahin bleibt uns schließlich im Notfall auch noch die DVD. Viel Spaß allerseits!

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