Andere Welten

Visions: Der Captain der Enterprise im Reich des Unheimlichen

© Warner Home

Thorsten Walch stellt mit “Visions” einen Film mit John de Lancie und Anson Mount vor.

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Kürzlich stellten wir an dieser Stelle den Gruselfilmklassiker When A Stranger Calls vor, in dem die junge Carol Kane (Chefingenieurin Pelia in Star Trek: Strange New Worlds) als von einem Psychopathen verfolgte Babysitterin zu sehen war.

Dem Genre bleiben wir auch in diesem Artikel treu, in dem es diesmal um ein Prä-Star Trek-Werk unseres neuen Captains Pike alias Anson Mount geht: Visions aus 2015, drei Jahre vor Mounts Dienstantritt auf der Enterprise inszeniert, ist ebenso wenig ein unverdaulicher und nur für hartgesottene Gemüter geeigneter Splatter- oder Slasher-Streifen wie der eingangs genannte.

BLUMHOUSE-HORROR

Bereits seit einigen Jahren sorgt die Filmschmiede Blumhouse Productions, gegründet vom Produzenten Jason Blum immer wieder einmal für frischen Wind im bisweilen recht angestaubten Genre des Unheimlichen. Besonders bekannt wurden die Blumhouse-Remakes von John Carpenters Filmklassiker Halloween (2018 bis 2022) oder aber die Mystery-Thriller-Variante der ansonsten eher familienfreundlichen Serie Fantasy Island von 2020 (in der übrigens Elnor-Darsteller Evan Evagora aus den beiden ersten Staffeln von Star Trek: Picard zu sehen war). Das nächste Blumhouse-Remake wird übrigens The Exorcist: Believer sein, das ab dem kommenden Herbst in den Kinos zu sehen ist. Doch tut Blumhouse Productions bei alledem mehr, als lediglich Bekanntes wieder aufzubereiten: Ein Beispiel ist der Film Visions, den wir hier vorstellen möchten.

ANSON MOUNT UND DER OMNIPOTENTE Q ALS WEINBAUERN

Völlig unbeleckt in Sachen Grusel war der Captain Pike-Darsteller nicht, als Regisseur Kevin Greutert den zu dieser Zeit auch in der Westernserie Hell on Wheels mitwirkenden Anson Mount 2015 in der Rolle des David Maddox in Visions besetzte: 2000 war er in Urban Legends: Final Cut (Düstere Legenden 2) als Toby Belcher zu sehen gewesen, 2006 im Episodenfilm Hood of Horror aka Snoop Dog’s Hood of Horror alsTex jr.. Als kleine Draufgabe in Visions gab es noch „Q“ John de Lancie, der hier sieben Jahre vor seiner machtvollen Rückkehr ins Roddenberry’sche Universum in einer zwar kleinen, aber wichtigen Rolle als Weinbauer Victor Napoli mitwirkte, sowie Jim Parsons, bekannt als Sheldon aus dem Sitcom-Hit The Big Bang Theory als Arzt Dr. Mathison.

Visions mag zweifellos nicht die beste Blumhouse-Produktion sein, doch insgesamt beschert der Streifen in Psychogruselmanier angenehme Unterhaltung mit einem unerwarteten Ende, wenn man sich denn darauf einlässt.

WORUM GEHT’S?

Eveleigh Maddox (Isla Fisher, Die Unfassbaren: Now You See Me) war vor einem Jahr in einen schweren Autounfall verwickelt, bei dem ein Baby ums Leben kam. Nun ist sie selbst schwanger und hat mit ihrem Mann David (Mount) ein stillliegendes Weingut im kalifornischen Paso Robles gekauft, das sie demnächst wiederzueröffnen plant. Bei der Einweihungsfeier, auf der der benachbarte Weinbauer Napoli (de Lancie) eine Festrede hält, kommt es zu einer merkwürdigen Begegnung mit der prominenten Weinhändlerin Helena Knoll (Joanna Cassidy, Six Feet Under: Gestorben wird immer). Diese schleicht sich ins Wohnhaus und hält dort eine Art Beschwörungsritus ab.

Eveleigh wird in der Folgezeit von beunruhigenden Alpträumen und Halluzinationen geplagt, die sie glauben machen, dass es in ihrer neuen Heimstatt spukt. Ihr Frauenarzt Dr. Mathison (Jim Parsons) rät ihr daraufhin, einen Yoga-Kurs für Schwangere zu besuchen, der in der kleinen Stadt nahe dem Weingut stattfindet. Hier befreundet sie sich mit der ebenfalls werdenden Mutter Sadie (Gillian Jacobs, Community), die gemeinsam mit ihr Nachforschungen über das gekaufte Weingut anstellt, allerdings ohne Ergebnis. Schließlich erklärt sich Eveleigh einverstanden, sich mit Psychopharmaka behandeln zu lassen, wovon Sadie entsetzt abrät. Eveleigh setzt die Medikamente daraufhin wieder ab und beginnt, an eine Verschwörung zu glauben, in die auch ihr Ehemann David verwickelt ist.

Ferner findet Eveleigh heraus, dass auch die Vorbesitzerin des Weingutes an paranormalen Phänomenen interessiert war und erfährt, dass Weinhändlerin Helena übersinnlich begabt ist. Zusammen mit ihr sucht Eveleigh die Ruine eines einstigen früheren Gebäudes auf dem Gelände auf. Dort haben die Frauen eine gemeinsame Vision und Helena berichtet Eveleigh, dass ihre vermeintlichen Halluzinationen durch psychische Gewalt ausgelöst werden, die eine Art Echo durch die Zeiten erzeuge. Schließlich bricht Helena sterbend zusammen und macht vorher kryptische Äußerungen.

Von Victor Napoli erfährt Eveleigh schließlich, dass seine Urgroßmutter (der das Nachbarweingut damals gehörte) das Haus wegen der dortigen starken paranormalen Aktivitäten niederbrannte. Dann zeigt er ihr Zeichnungen, die ein Medium damals bei Versuchen einer Kontaktaufnahme mit den dort hausenden Geistern anfertigte: Sie zeigen sie selbst und David, der sich mehr und mehr von ihr entfremdet….

BUH!

Wie gesagt, ein einsames Meisterwerk ist der Streifen, in dem Anson Mount vor allem zu Beginn und gegen Ende erheblich zur Handlung beiträgt und in der Mitte eher weniger zu tun bekommt, nicht. Dafür ist die erzählte Geschichte erheblich zu verwinkelt und stellenweise auch nicht mehr wirklich nachvollziehbar. Dementgegen jedoch ist die durchgehend unheilvolle Atmosphäre des Films, in der sich der Zuschauer niemals wirklich behaglich und heimisch fühlt, ebenso ein ausgesprochener Pluspunkt wie das zugegeben überraschende Ende, auf das man auch als erfahrener Horrorfilm-Gucker nicht so ohne Weiteres kommt. Auch einige der heutzutage eher als altmodisch geltenden „BUH!-aus-dunklen-Ecken“-Effekte sind recht gelungen geraten. Außerdem: John de Lancie spielt einen ebenso glaubwürdigen wie sympathischen Geheimniskrämer, während die Rolle eines Frauenarztes recht ungewöhnlich für Comedian Jim Parsons ist, den wir ansonsten ausgerechnet als das verklemmte Genie Dr. Dr. Sheldon Lee Cooper kennen. Neben wegen de Lancie ist Visions natürlich vor allem durch den männlichen Hauptdarsteller Anson Mount auch für uns Trekkies interessant – vorausgesetzt, wir verschmähen einen mit reichlich Psycho-Elementen angereicherten kleinen Horrorstreifen nicht.

Prädikat: Kann man sich gut anschauen und wird dann auch gut unterhalten, muss man allerdings nun nicht unbedingt. Nach Schulnoten bekäme Visions von uns nicht zuletzt auch dank der soliden Machart und Darstellung eine glatte Drei.

Visions wurde von Warner Home Video hierzulande lediglich auf DVD veröffentlicht und kann so wie bereits When A Stranger Calls mittlerweilezum relativ günstigen Preis erstanden werden. Ferner kann man das Filmchen auch auf verschiedenen Plattformen streamen.

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