Andere Welten

Bücherecke: Christopher Paolini: Murtagh – Eine dunkle Bedrohung

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20 Jahre nach dem Erscheinen von “Eragon” folgt Birgit Schwenger dem Drachenreiter Murtagh in neue spannende Abenteuer nach Alagaësia in “Murtagh – Eine dunkle Bedrohung”.

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Ein Jahr ist nach dem Sturz des grausamen Königs Galbatorix vergangen. Während Eragon und die neue Königin Nasuada als Helden gefeiert werden, sind Murtagh und sein Drache Dorn im ganzen Land verhasst – für ihre Rolle, die sie während Galbatorixs Herrschaft gespielt haben. So zieht Murtagh allein auf sich gestellt mit Dorn durchs Land, versucht im Verborgenen zu bleiben und mögliche Gefahren für Nasuadas Herrschaft aufzuspüren.

Dabei quält ihn sowohl die Frage, ob Eragon und die Königin bewusst seine Rolle beim Sturz Galbatorixs verschweigen, als auch die Erinnerung an die Verbrechen, die er unter dem Einfluss des Königs begehen musste. Während Nasuada in Urû’baen durch seine Schuld gefangenen war, musste Murtagh sie, durch die Zaubermacht des Königs gezwungen, foltern. Murtagh ist sich bewusst, dass er während des Krieges viele Unschuldige getötet und weitere Verbrechen im Namen des Königs begangen hat, und sich Nasuada deswegen nicht öffentlich zu ihm bekennen kann, wenn sie ihre Herrschaft nicht gefährden will.

Das Böse erwacht

Zu Beginn der Geschichte verfolgt Murtagh eine Spur, auf die ihn der alte Drache Umaroth gebracht hat: »Seid auf der Hut vor den Tiefen und setzt keinen Fuß dorthin, wo der Boden brüchig und schwarz ist und die Luft nach Schwefel stinkt, denn an diesem Ort lauert das Böse.«  Er will sich mit dem Händler Sarros, der behauptet, wichtige Informationen für ihn zu haben, in Ceunon in der Bucht von Fundor treffen. Um seine wahre Identität geheim zu halten, gibt Murtagh sich als Meister Tornac, seinen ehemaligen Schwertmeister, aus. Tatsächlich hat Sarros auf seinen Reisen etwas gefunden – schwarze Gesteinsbrocken, die stark nach Schwefel riechen und von denen ein ganzes Feld existieren soll, schwarz und verbrannt, aber ohne eine Spur von Feuer oder Rauch.

Murtaghs Befürchtung scheint sich zu bewahrheiten: In den unbesiegten Gebieten des Landes lauert eine neue Gefahr. Trotz Dorns Warnung will er Sache alleine auf den Grund gehen und weder Eragon noch die anderen um Unterstützung bitten. Er will sich beweisen und ihnen zeigen, dass auch er ein Held sein kann und kein Verräter mehr ist. Sein Weg führt ihn als Nächstes nach Gil’ead, wo die Gefahr, dass Murtagh erkannt werden könnte, schon deutlich größer ist. Tatsächlich begegnet er alten Bekannten, die nicht unbedingt ein freudiges Wiedersehen verheißen, und trifft auf die Werkatze Carabel. Diese verspricht, ihm zu helfen, wenn er einen lebensgefährlichen Auftrag für sie übernimmt. Murtagh bleibt keine andere Wahl: Erneut legt er sich mit Elfen, Menschen und Zauberern an, um die drohende Gefahr für Alagaësia abzuwenden.

Lang erwartete Fortsetzung des Weltbestsellers

20 Jahre nach dem Erscheinen von Eragon ist Christopher Paolini erneut nach Alagaësia zurückgekehrt. Über 40 Millionen Mal haben sich die Eragon-Bücher weltweit verkauft. Bereits 2018 hatte Paolini die ursprünglich vier Bücher umfassende Reihe um den Kurzgeschichtenband Die Gabel, die Hexe und der Wurm ergänzt. Zwei weitere Bände mit Geschichten aus Alagaësia sollen folgen. Die Idee, einen fünften Roman aus der Reihe World auf Eragon zu verfassen, geht dem Autor zufolge auf einen Fan zurück, der ihn vor einigen Jahren die Frage gestellt hat, was Murtagh eigentlich in diesem Augenblick mache. Paolinis Antwort führte schließlich zur Entstehung der Erzählung Die Gabel sowie Jahre später nun auch zum nun vorliegenden Roman Murtagh – Eine dunkle Bedrohung, in der die Kurzgeschichte ebenfalls wieder aufgegriffen wird.

Murtagh ist ein klassischer Abenteuerroman im Stil von Edgar Rice Burroughs, so der Autor. Dabei sind Murtagh und sein Drache Dorn alles andere als klassische Helden – im Gegenteil. In den bisherigen Eragon-Romanen kommt vor allem Murtagh – nach seiner anfänglichen Freundschaft mit Eragon – eher die Rolle des Bösewichts zu, wenn auch nicht ganz freiwillig, da ihn der böse König Galbatorix mit Magie seinem Willen unterworfen hat. Murtagh leidet sehr unter der Rolle des Verräters, als den ihn das Volk sieht. Besonders quält ihn, was er Nasuada, der neuen Königin, angetan hat. Im Verlauf der Handlung erhält man immer tiefer Einblick in die Charaktere von Murtagh und Dorn, die um einiges vielschichtiger als in den ursprünglichen Romanen angelegt sind. Sie kämpfen immer noch mit den Ereignissen der Vergangenheit sowie Murtaghs eigener tragischer Kindheit, sehen sich aber auch neuen Gefahren und Konflikten gegenüber, die den Untergang ganz Alagaësias bedeuten können.

Den Literaturnobelpreis wird Christopher Paolini vermutlich nicht gewinnen, aber die 782 Seiten des Romans (inklusive Anhänge) lassen an Spannung und Detailreichtum nichts zu wünschen übrig. Hat die Geschichte erst einmal Fahrt aufgenommen, fällt es sehr schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Mit Murtagh – Eine dunkle Bedrohung ist die von Millionen von Fans weltweit erwartete Eragon-Fortsetzung erschienen. Aber auch wer die vorangegangenen Bücher nicht kennt, kann der Geschichte ohne größere Probleme folgen und sie als Einstieg in die Welt von Eragon nutzen. Mit Murtagh ist Paolini, der sich selbst als Geschichtenerzähler und Vollzeit-Fragensteller bezeichnet, auf jeden Fall ein sehr interessanter Charakter gelungen, von dem der Autor im Nachwort sagt, dass er über ihn und Alagaësia insgesamt noch viele weitere Geschichten zu erzählen hat. Immer her damit!

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