Andere Welten

Bücherecke: Nina Blazon: Banshee Blues – Der Fluch der Todesfeen

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Heute befassen wir uns mit “Banshee Blues”, einer gelungenen Mischung aus Urban Fantasy und keltischer Mythologie.

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Die 19-jährige Deirdre arbeitet als Tontechnikerin in einem Aufnahmestudio in Helsinki. Musik ist ihr Leben, und die aufstrebende Band Northern Tides, für die sie gemeinsam mit dem Gitarristen Arvo die Songs schreibt, steht kurz vor dem Durchbruch. Auch ihre Beziehung zur Arvo soll endlich nicht mehr heimlich, sondern in aller Öffentlichkeit geführt werden können, was zu zusätzlichen Spannungen zwischen Sängerin Maddie und Deirdre, genannt Dee, führt.

Dee leidet nämlich sehr darunter, dass Maddie die von ihr geschriebenen Lieder singt, was sie selbst niemals wird tun können. Denn Dee verbirgt ein gefährliches Geheimnis: Ihr Gesang, ja selbst ein lauter Ruf von ihr, ist für Menschen tödlich. Sie entstammt einer alten Linie von Todesfeen, die von den irischen Banshees abstammen. Halb Mensch, halb Fee führen sie das Leben eines normalen Menschen – zumindest sobald sie gelernt haben, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten, um keine Gefahr für ihre Umgebung darzustellen.

Leider ist Dee das nicht immer gelungen, so dass sie nun umso mehr darauf bedacht ist, keine weiteren Geister um sich zu versammeln, deren Tod sie mit ihrer Stimme verschuldet hat. Auch um Arvo lebt sie in beständiger Furcht, denn im Gegensatz zu ihrem stillen und zurückhaltendem Auftreten brodelt es in ihr, und es ist ein ständiger Kampf, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten.

Grenzgänger zwischen den Welten

Von ihren Ahninnen, den irischen Todesfeen, werden die sogenannten Bansheenys als minderwertige Halbwesen ohne wirkliche Daseinsberechtigung angesehen. Eine Art magischer Mutation, die es eigentlich nicht geben sollte. Sie müssen nach strengen Regeln leben und stehen unter ständiger Kontrolle der Banshees. Über die Einhaltung dieser Gesetze wacht der mysteriöse Mister May, über dessen Büro in Dublin die Bansheenys bei Verstoß dagegen vor das Gericht ihrer Ahninnen zitiert werden und schlimmstenfalls mit der Auslöschung ihres ganzen Clans rechnen müssen.

Während Deirdre gegen ihr Schicksal aufbegehrt, niemals ein normales Leben führen zu können, muss sie erkennen, dass sie ihren Freund offenbar allein durch ihre Anwesenheit in tödliche Gefahr bringt: Ein dunkler Geist oder Schlimmeres hat es auf Arvo abgesehen. Will sich jemand an ihr rächen? Und wie kann sie ihn schützen, ohne sich selbst durch ihr Verhalten und ihre Fähigkeiten zu verraten und dafür womöglich von den Banshees mit dem Tod bestraft zu werden?

Romantische Fantasy mit Gruselfaktor

Nina Blazon ist eine erfolgreiche deutsche Schriftstellerin, deren Romane u. a. mit dem Wolfgang-Hohlbein- und dem Deutschen Phantastik-Preis ausgezeichnet worden sind. Mit ihrem neuesten All-Age-Roman Banshee Blues legt sie erneut ein spannendes Fantasy-Abenteuer vor, das diesmal in unserer Gegenwart spielt. Hauptfigur ist die junge Deirdre Faye vom Wolfsclan, die von den irischen Banshees abstammt, aber einfach nur sie selbst sein und Ihre Liebe zur Musik ausleben will.

Stattdessen muss sie lernen damit zurecht zu kommen, dass sie immer nur im Verborgenen sie selbst sein kann und noch nicht einmal von ihren eigenen Ahninnen akzeptiert, sondern im Gegenteil ihre schiere Existenz als Übel angesehen wird, das es bestenfalls zu tolerieren, wenn nicht gar zu beseitigen gilt. Im übertragenen Sinne lässt sich das leider immer noch sehr gut mit den Verhältnissen in unserer heutigen Welt vergleichen: Was nicht den Normen entspricht, was gegen die Werte der Gesellschaft oder der eigenen Familie verstößt, wird abgelehnt, kann nur im Verborgenen oder sogar nur unter großen Gefahren gelebt werden.

Doch Deirdre ist bereit für ihre Liebe und ein Leben in Freiheit, das sie nach ihrem Willen führen kann, zu kämpfen. Sie begehrt dagegen auf, nicht als Mensch gesehen zu werden, weil sie anders ist, weil sie nicht den jahrhundertealten Traditionen folgen will. Geschickt nutzt die Autorin die düsteren Geisterfrauen aus der keltischen Mythologie, deren ausschließlich weibliche Nachkommen sie in unserer Welt verortet, wo sie unerkannt unter uns leben und für ihr Recht auf ein selbstbestimmtes Leben eintreten, um eine sehr zeitgemäße Geschichte zu erzählen. Das verleiht Banshee Blues einerseits einen sehr authentischen Charakter, andererseits auch eine stellenweise sehr bedrohliche Atmosphäre mit leichtem Gruselfaktor.

Allein schon die Gestaltung des Covers sowie der wunderschön farbig gestaltete Buchschnitt, den es allerdings nur in der limitierten Erstauflage gibt, lohnt bereits die Anschaffung des Buches. Auf jeden Fall eine Zierde fürs heimische Bücherregal, wenn man Urban Fantasy mit romantischem Einschlag mag.

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